Lot Nr. 92


Joseph Heintz II.


(Augsburg um 1600–1678 Venedig)
Die Rialtobrücke mit einer Ausfahrt des Dogen am Canal Grande, Venedig,
Öl auf Leinwand, 106,5 x 142,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Bożena Anna Kowalczyk, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Darüber hinaus danken wir Dario Succi, der die Zuschreibung unabhängig von Letzterer bestätigt hat.

Der deutsche Maler Joseph Heintz der Jüngere war der erste venezianische Veduten- bzw. Ansichtenmaler, der ein ganzes Genre der Malerei begründen sollte. Die Eleganz und Vielfalt der Figuren, die seine grandiosen venezianischen Festtagsszenen bevölkern, sollten unter anderem Luca Carlevarijs direkt beeinflussen.

Der Künstler erhielt seine erste Ausbildung von seinem Vater Joseph Heintz dem Älteren (1564–1609), einem versierten Figurenmaler und Vertreter des internationalen Manierismus in Augsburg und Prag, wo der ältere Künstler Hofporträtist von Rudolf II. war. Im Jahr 1625 ist Joseph Heintz der Jüngere sowohl in Rom als auch in Venedig im Dienst des venezianischen Staatsmanns Francesco Corner nachweisbar, für den er eine Reihe von großen Gemälden schuf, die Zeremonien und Feste vor dem Hintergrund der monumentalen Topografie Venedigs darstellen. Diese Bilder befinden sich im Museo Correr in Venedig. Heintz ließ sich in Venedig nieder, wo er für den Rest seines Lebens blieb und ein individuelles Bild der Stadt und ihrer Feste und Feierlichkeiten schuf. Er war zudem ein Maler von Hexensabbaten, Schlachtenszenen und Historienbildern sowie religiösen Werken. Sein Wunder des Maultiers des heiligen Andreas in der Basilika Santi Giovanni e Paolo von 1670 zeichnet sich durch eine grandiose architektonische, von der Piazza Navona angeregte Fantasie aus.

Das vorliegende Gemälde stellt eines seiner berühmtesten Sujets dar. Es zeigt die Prozession eines Dogengefolges, das nach dem Verlassen von Sankt Markus im Begriff ist, unter der Rialtobrücke hindurchzuziehen. Die Brücke wurde zwischen 1588 und 1592 nach den Plänen des Venezianers Antonio da Ponte erbaut und verbindet die beiden Seiten des Canal Grande: die Riva del Vin auf der linken und die Riva del Carbon auf der rechten Seite. Das Schiff des Dogen, erkennbar am herzoglichen Schirm am Bug und dem Relief des Markuslöwen am Heck, führt den Weg an. Ihm folgen die zeremoniellen Boote und Gondeln der Botschafter. Hinter der Brücke sind links drei Fenster des Obergeschoßes des im Stil der Renaissance erbauten Palazzo dei Camerlenghi zu sehen, rechts taucht einer der Türme des Fondaco dei Tedeschi auf. Die Figuren mit ihren sorgfältig beschriebenen Kostümen, die ihren täglichen Verrichtungen nachgehen, erinnern an Jacques Callot. Der Blick aus der Vogelperspektive und die leuchtende Farbpalette, in der Karminrot dominiert, sind typisch für die Malweise des Künstlers und erlauben es, dieses Bild, das zu seinen ikonischsten Gemälden gehört, seinem Werkverzeichnis hinzuzufügen.

Dieses Bildthema ist auf einem weiteren Gemälde dargestellt, das sich heute in der Galleria Estense in Modena befindet und eine leicht abweichende Perspektive mit einer Veränderung architektonischer Details und einer anderen Anordnung der Figuren aufweist – ähnlich wie im Fall eines anderen faszinierenden Sujets, der Lotta dei Pugni, die ebenfalls in zwei Versionen bekannt ist: eine Darstellung findet auf dem Ponte Santa Fosca statt (Privatsammlung), die andere auf dem Ponte San Barnaba (Alte Pinakothek, München). Das hier besprochene Gemälde ist mit Sicherheit die erste der beiden Fassungen, die zum vorliegenden Thema ausgeführt wurden. Das chaotische Gedränge der Schifffahrt auf dem Canal Grande ist lebendiger und spontaner, während auf dem viel größeren Gemälde in Modena (123 x 228 cm), das lange Zeit für das Werk des jungen Luca Carlevarijs gehalten wurde, das Prozessionsgefolge geordneter ist, während die Architektur der Rialtobrücke in allen Einzelheiten beschrieben wird und vier der Bogenfenster des Palazzo dei Camerlenghi zu sehen sind. Außerdem unterscheidet sich die Lichtführung der beiden Gemälde: Im vorliegenden Gemälde ist sie zarter, mit dem fernen Leuchten der untergehenden Sonne, das sich im Bogen der Brücke abzeichnet und in den Himmel ausbreitet, während es in dem anderen Werk dramatischer ist.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 72.800,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Joseph Heintz II.


(Augsburg um 1600–1678 Venedig)
Die Rialtobrücke mit einer Ausfahrt des Dogen am Canal Grande, Venedig,
Öl auf Leinwand, 106,5 x 142,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Bożena Anna Kowalczyk, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Darüber hinaus danken wir Dario Succi, der die Zuschreibung unabhängig von Letzterer bestätigt hat.

Der deutsche Maler Joseph Heintz der Jüngere war der erste venezianische Veduten- bzw. Ansichtenmaler, der ein ganzes Genre der Malerei begründen sollte. Die Eleganz und Vielfalt der Figuren, die seine grandiosen venezianischen Festtagsszenen bevölkern, sollten unter anderem Luca Carlevarijs direkt beeinflussen.

Der Künstler erhielt seine erste Ausbildung von seinem Vater Joseph Heintz dem Älteren (1564–1609), einem versierten Figurenmaler und Vertreter des internationalen Manierismus in Augsburg und Prag, wo der ältere Künstler Hofporträtist von Rudolf II. war. Im Jahr 1625 ist Joseph Heintz der Jüngere sowohl in Rom als auch in Venedig im Dienst des venezianischen Staatsmanns Francesco Corner nachweisbar, für den er eine Reihe von großen Gemälden schuf, die Zeremonien und Feste vor dem Hintergrund der monumentalen Topografie Venedigs darstellen. Diese Bilder befinden sich im Museo Correr in Venedig. Heintz ließ sich in Venedig nieder, wo er für den Rest seines Lebens blieb und ein individuelles Bild der Stadt und ihrer Feste und Feierlichkeiten schuf. Er war zudem ein Maler von Hexensabbaten, Schlachtenszenen und Historienbildern sowie religiösen Werken. Sein Wunder des Maultiers des heiligen Andreas in der Basilika Santi Giovanni e Paolo von 1670 zeichnet sich durch eine grandiose architektonische, von der Piazza Navona angeregte Fantasie aus.

Das vorliegende Gemälde stellt eines seiner berühmtesten Sujets dar. Es zeigt die Prozession eines Dogengefolges, das nach dem Verlassen von Sankt Markus im Begriff ist, unter der Rialtobrücke hindurchzuziehen. Die Brücke wurde zwischen 1588 und 1592 nach den Plänen des Venezianers Antonio da Ponte erbaut und verbindet die beiden Seiten des Canal Grande: die Riva del Vin auf der linken und die Riva del Carbon auf der rechten Seite. Das Schiff des Dogen, erkennbar am herzoglichen Schirm am Bug und dem Relief des Markuslöwen am Heck, führt den Weg an. Ihm folgen die zeremoniellen Boote und Gondeln der Botschafter. Hinter der Brücke sind links drei Fenster des Obergeschoßes des im Stil der Renaissance erbauten Palazzo dei Camerlenghi zu sehen, rechts taucht einer der Türme des Fondaco dei Tedeschi auf. Die Figuren mit ihren sorgfältig beschriebenen Kostümen, die ihren täglichen Verrichtungen nachgehen, erinnern an Jacques Callot. Der Blick aus der Vogelperspektive und die leuchtende Farbpalette, in der Karminrot dominiert, sind typisch für die Malweise des Künstlers und erlauben es, dieses Bild, das zu seinen ikonischsten Gemälden gehört, seinem Werkverzeichnis hinzuzufügen.

Dieses Bildthema ist auf einem weiteren Gemälde dargestellt, das sich heute in der Galleria Estense in Modena befindet und eine leicht abweichende Perspektive mit einer Veränderung architektonischer Details und einer anderen Anordnung der Figuren aufweist – ähnlich wie im Fall eines anderen faszinierenden Sujets, der Lotta dei Pugni, die ebenfalls in zwei Versionen bekannt ist: eine Darstellung findet auf dem Ponte Santa Fosca statt (Privatsammlung), die andere auf dem Ponte San Barnaba (Alte Pinakothek, München). Das hier besprochene Gemälde ist mit Sicherheit die erste der beiden Fassungen, die zum vorliegenden Thema ausgeführt wurden. Das chaotische Gedränge der Schifffahrt auf dem Canal Grande ist lebendiger und spontaner, während auf dem viel größeren Gemälde in Modena (123 x 228 cm), das lange Zeit für das Werk des jungen Luca Carlevarijs gehalten wurde, das Prozessionsgefolge geordneter ist, während die Architektur der Rialtobrücke in allen Einzelheiten beschrieben wird und vier der Bogenfenster des Palazzo dei Camerlenghi zu sehen sind. Außerdem unterscheidet sich die Lichtführung der beiden Gemälde: Im vorliegenden Gemälde ist sie zarter, mit dem fernen Leuchten der untergehenden Sonne, das sich im Bogen der Brücke abzeichnet und in den Himmel ausbreitet, während es in dem anderen Werk dramatischer ist.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!