Lot Nr. 93


Michael Sweerts


(Brüssel 1618–1664 Goa)
Ein Mann gibt einem Kind zu essen,
Öl auf Leinwand, 66,5 x 50,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Peter C. Sutton, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Zudem danken wir Laura Laureati, die die Zuschreibung unabhängig von Letzterem auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Die vorliegende Komposition zeigt eine Szene aus dem Alltagsleben. In der Ferne ist ein Torbogen zu erkennen, unter dem zwei Figuren verweilen; dahinter sind links Figuren zu sehen, die auf den Stufen eines Gebäudes sitzen und eine Mahlzeit zu sich nehmen, die ihnen von Ordensbrüdern in einem Akt der Barmherzigkeit gereicht wird; im Vordergrund hält ein von Begleitern umringter Mann ein Gefäß, aus dem ein Kind isst; links senkt ein Mann mit roter Mütze den Kopf.

Die Themen Armut und Nächstenliebe waren dem flämischen Maler Michael Sweerts vertraut. Er gab die Armen mitleidsvoll wieder und erfüllte ihre Darstellung mit seinem Gefühl der Teilhabe an ihrem Leid, wie auch die Tagebuchnotiz eines Missionars verrät, der den Maler 1661 in Amsterdam traf: „[Sweerts] digiunava quasi ogni giorno e divideva i suoi beni tra i poveri“ [„Sweerts fastete jeden Tag und teilte seine Habseligkeiten mit den Armen“] (siehe G. Briganti, L. Trezzani, L. Laureati [Hrsg.], I Bamboccianti, Rom 1983, S. 313).

Das Gemälde gehört der italienischen Periode des Künstlers an und wurde während seines Aufenthalts in der zweiten Hälfte der 1640er-Jahre gemalt. In der Tat gibt es bemerkenswerte stilistische, kompositorische und thematische Übereinstimmungen mit anderen Werken, die Sweerts in Rom schuf, wie zum Beispiel das Bild Trinkender alter Mann in der Accademia di San Luca in Rom (Inv.-Nr. IP 391). Der Künstler scheint dasselbe Modell für den bärtigen Mann im Vordergrund des vorliegenden Gemäldes verwendet zu haben, wobei er für unser Bild nur seine Pose verändert und die Weinflasche, die der Bärtige in Rom in der Hand hält, auf unserem Bild durch das Terrakottagefäß ersetzt hat. Die gleiche Figur und die gleiche Ausstattung sind auch auf dem Gemälde Buona Ventura zu sehen, das ebenfalls aus der römischen Periode des Künstlers stammt und im Musée des Beaux-Arts in Nîmes aufbewahrt wird (siehe R. Kultzen, Gent 1996, S. 92, Kat.-Nr. 17). Auf diesem Gemälde sind nur zwei Figuren dargestellt, während bei der vorliegenden Komposition auch die Umgebung eine wichtige Rolle spielt.

Michael Sweerts wurde 1618 in Brüssel geboren, wo er nachweislich in der Kirche St. Nikolaus getauft wurde. Über seine Ausbildung als Maler ist wenig bekannt. Das früheste Dokument zu seiner Biografie stammt aus dem Jahr 1646, als er im Alter von 28 Jahren in der Pfarrei von Santa Maria del Popolo in Rom eingetragen wurde. Aus diesem Dokument geht auch hervor, dass er seine Wohnung mit einem anderen Maler teilte. Er wurde Mitglied der Lukasgilde in Rom und zählte Fürst Camillo Pamphilj, den Neffen von Papst Innozenz X., zu seinen Gönnern. Im Jahr 1652 kehrte er in die Niederlande zurück und ließ sich 1656 in Brüssel nieder, wo er eine Zeichenschule gründete. Im Jahr 1660 verbrachte er eine kurze Zeit in Amsterdam. Anschließend brach er 1662 als katholischer Missionar nach China auf. Er erreichte nur Goa, wo er bei den Jesuiten blieb und dort 1664 verstarb.

Sweerts war ein vielseitiger Künstler, in dessen Gemälden sich Einflüsse sowohl der nord- als auch der südeuropäischen Malerei finden. Seine Kompositionen wurden häufig von Straßenszenen und dem täglichen Leben inspiriert, wie auf dem vorliegenden Gemälde zu sehen ist. Er ließ sich auch von der klassischen Antike inspirieren: In einigen seiner Werke kehren architektonische Motive aus der Antike („all’antica“) wieder, in anderen stellt er Gips- oder Marmorstatuen dar.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 312.000,-
Schätzwert:
EUR 250.000,- bis EUR 350.000,-

Michael Sweerts


(Brüssel 1618–1664 Goa)
Ein Mann gibt einem Kind zu essen,
Öl auf Leinwand, 66,5 x 50,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Peter C. Sutton, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Zudem danken wir Laura Laureati, die die Zuschreibung unabhängig von Letzterem auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Die vorliegende Komposition zeigt eine Szene aus dem Alltagsleben. In der Ferne ist ein Torbogen zu erkennen, unter dem zwei Figuren verweilen; dahinter sind links Figuren zu sehen, die auf den Stufen eines Gebäudes sitzen und eine Mahlzeit zu sich nehmen, die ihnen von Ordensbrüdern in einem Akt der Barmherzigkeit gereicht wird; im Vordergrund hält ein von Begleitern umringter Mann ein Gefäß, aus dem ein Kind isst; links senkt ein Mann mit roter Mütze den Kopf.

Die Themen Armut und Nächstenliebe waren dem flämischen Maler Michael Sweerts vertraut. Er gab die Armen mitleidsvoll wieder und erfüllte ihre Darstellung mit seinem Gefühl der Teilhabe an ihrem Leid, wie auch die Tagebuchnotiz eines Missionars verrät, der den Maler 1661 in Amsterdam traf: „[Sweerts] digiunava quasi ogni giorno e divideva i suoi beni tra i poveri“ [„Sweerts fastete jeden Tag und teilte seine Habseligkeiten mit den Armen“] (siehe G. Briganti, L. Trezzani, L. Laureati [Hrsg.], I Bamboccianti, Rom 1983, S. 313).

Das Gemälde gehört der italienischen Periode des Künstlers an und wurde während seines Aufenthalts in der zweiten Hälfte der 1640er-Jahre gemalt. In der Tat gibt es bemerkenswerte stilistische, kompositorische und thematische Übereinstimmungen mit anderen Werken, die Sweerts in Rom schuf, wie zum Beispiel das Bild Trinkender alter Mann in der Accademia di San Luca in Rom (Inv.-Nr. IP 391). Der Künstler scheint dasselbe Modell für den bärtigen Mann im Vordergrund des vorliegenden Gemäldes verwendet zu haben, wobei er für unser Bild nur seine Pose verändert und die Weinflasche, die der Bärtige in Rom in der Hand hält, auf unserem Bild durch das Terrakottagefäß ersetzt hat. Die gleiche Figur und die gleiche Ausstattung sind auch auf dem Gemälde Buona Ventura zu sehen, das ebenfalls aus der römischen Periode des Künstlers stammt und im Musée des Beaux-Arts in Nîmes aufbewahrt wird (siehe R. Kultzen, Gent 1996, S. 92, Kat.-Nr. 17). Auf diesem Gemälde sind nur zwei Figuren dargestellt, während bei der vorliegenden Komposition auch die Umgebung eine wichtige Rolle spielt.

Michael Sweerts wurde 1618 in Brüssel geboren, wo er nachweislich in der Kirche St. Nikolaus getauft wurde. Über seine Ausbildung als Maler ist wenig bekannt. Das früheste Dokument zu seiner Biografie stammt aus dem Jahr 1646, als er im Alter von 28 Jahren in der Pfarrei von Santa Maria del Popolo in Rom eingetragen wurde. Aus diesem Dokument geht auch hervor, dass er seine Wohnung mit einem anderen Maler teilte. Er wurde Mitglied der Lukasgilde in Rom und zählte Fürst Camillo Pamphilj, den Neffen von Papst Innozenz X., zu seinen Gönnern. Im Jahr 1652 kehrte er in die Niederlande zurück und ließ sich 1656 in Brüssel nieder, wo er eine Zeichenschule gründete. Im Jahr 1660 verbrachte er eine kurze Zeit in Amsterdam. Anschließend brach er 1662 als katholischer Missionar nach China auf. Er erreichte nur Goa, wo er bei den Jesuiten blieb und dort 1664 verstarb.

Sweerts war ein vielseitiger Künstler, in dessen Gemälden sich Einflüsse sowohl der nord- als auch der südeuropäischen Malerei finden. Seine Kompositionen wurden häufig von Straßenszenen und dem täglichen Leben inspiriert, wie auf dem vorliegenden Gemälde zu sehen ist. Er ließ sich auch von der klassischen Antike inspirieren: In einigen seiner Werke kehren architektonische Motive aus der Antike („all’antica“) wieder, in anderen stellt er Gips- oder Marmorstatuen dar.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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