Lot Nr. 94


Willem van Herp


(Antwerpen 1613/14–1677)
Zechende und musizierende Bauern,
Öl auf Holz, 62,5 x 49,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Mrs. Marshall Field (1840–1896), Washington, D.C.;
Sammlung Mrs. A. J. Beveridge (1881–1970), Indianapolis;
deren Schenkung an das John Herron Art Institute, Indianapolis, Indiana, heute Indianapolis Museum of Art, Newfields, USA, 1938;
Auktion, Christie’s, New York, 19. Juni 2020, Lot 125 (als Willem van Herp I. zugeschrieben);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Indianapolis, John Herron Art Museum, Dutch Paintings of the Seventeenth Century. Etchings. Drawings. Delftware, 27. Februar – 11. April 1937, Kat.-Nr. 48 (als Justus van Nypoort)

Literatur:
Dutch Paintings of the Seventeenth Century. Etchings. Drawings. Delftware, Ausstellungskatalog, Indianapolis 1937, Erwähnung unter Nr. 48;
The Art News, Bd. XXXXVII, 12. November 1938, S. 18, mit Abb. (als Justus van den Nypoort);
W. D. Peat, Two Early Dutch Paintings, in: The Bulletin of the Art Association of Indianapolis, Indiana, John Herron Art Institute, XXV, 1938, S. 34–38, Abb. S. 37 (als Justus van den Nypoort);
W. D. Peat, M. L. Marley, J. R. Brown, L. Karn, A Catalogue of European Paintings. Indianapolis Museum of Art, Bestandskatalog, Indianapolis 1970, S. 95f., Inv.-Nr. 38.9, mit Abb. (als Willem van Herp?)

Wir danken Jahel Sanzsalazar, die ausführlich über den Künstler publiziert hat, für ihre Bestätigung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original. Sie hält die vorliegende Komposition für die gelungenste mehrerer Fassungen, von denen sich heute eine im Birmingham Museum and Art Gallery (Inv.-Nr. 1970P263) und eine weitere in der Slowenischen Nationalgalerie (Inv.-Nr. O 1006) befinden. Sanzsalazar weist zudem auf Adriaen Brouwers Gemälde gleichen Bildinhalts aus der Zeit um 1633–1635 in der Alten Pinakothek in München hin (Inv.-Nr. 629), das höchstwahrscheinlich als Inspirationsquelle diente.

Das vorliegende Gemälde zeigt einen Geigenspieler in einer tavernenähnlichen Umgebung, der, nachdem er sein Spiel unterbrochen hat, den Betrachter direkt anblickt, während sich ihm ein zuprostender Besucher von hinten nähert. Der Tisch vor dem Musiker zeigt ein für die damalige Zeit typisches Arrangement mit einer Goudaer Tonpfeife und etwas Tabak, einem der von der niederländischen Ostindien-Kompanie und Westindien-Kompanie eingeführten Handelsprodukte. Zum Rauchen wurde vorsichtig ein kleines Stück Kohle aus der Terrakottaschale genommen, die neben dem Musiker auf dem Boden steht, und dicht an die Pfeife gehalten. Auf dem Tisch stehen außerdem ein zinnerner Bierkrug und ein mit Gerstensaft gefülltes Glas. Um der Szene eine gewisse Tiefe zu verleihen, ist im Hintergrund auf der linken Seite eine Dienstmagd in einem blauen Kleid und einer weißen Schürze zugange.

Der in Antwerpen geborene Willem van Herp war ein produktiver Künstler, geht man von der Zahl der bekannten Gemälde aus, von denen viele vom Künstler selbst wiederholt wurden, vermutlich, um den Kunsthandel zu versorgen. Van Herps Name wird mit dem des Antwerpener Malers und Händlers Matthijs Musson in Verbindung gebracht, der über einen großen internationalen Kundenkreis verfügte und dessen Name in vielen Publikationen über den Kunsthandel im 17. Jahrhundert auftaucht. Aus der schriftlichen Korrespondenz Mussons geht hervor, dass eine große Zahl von Gemälden van Herps für den spanischen Markt bestimmt war, wo viele seiner Werke noch heute zu finden sind. Die meisten seiner Gemälde zeigen religiöse Themen und sind häufig von den Werken Peter Paul Rubens’ und Anthonis van Dycks inspiriert. Gemälde, die Szenen aus dem täglichen Leben darstellen, sind weniger bekannt und scheinen meist von den Werken David Teniers II. inspiriert zu sein. Der Künstler bildete mindestens einen seiner Söhne im Malerberuf aus, um das Familienunternehmen weiterzuführen.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 7.000,- bis EUR 10.000,-

Willem van Herp


(Antwerpen 1613/14–1677)
Zechende und musizierende Bauern,
Öl auf Holz, 62,5 x 49,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Mrs. Marshall Field (1840–1896), Washington, D.C.;
Sammlung Mrs. A. J. Beveridge (1881–1970), Indianapolis;
deren Schenkung an das John Herron Art Institute, Indianapolis, Indiana, heute Indianapolis Museum of Art, Newfields, USA, 1938;
Auktion, Christie’s, New York, 19. Juni 2020, Lot 125 (als Willem van Herp I. zugeschrieben);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Indianapolis, John Herron Art Museum, Dutch Paintings of the Seventeenth Century. Etchings. Drawings. Delftware, 27. Februar – 11. April 1937, Kat.-Nr. 48 (als Justus van Nypoort)

Literatur:
Dutch Paintings of the Seventeenth Century. Etchings. Drawings. Delftware, Ausstellungskatalog, Indianapolis 1937, Erwähnung unter Nr. 48;
The Art News, Bd. XXXXVII, 12. November 1938, S. 18, mit Abb. (als Justus van den Nypoort);
W. D. Peat, Two Early Dutch Paintings, in: The Bulletin of the Art Association of Indianapolis, Indiana, John Herron Art Institute, XXV, 1938, S. 34–38, Abb. S. 37 (als Justus van den Nypoort);
W. D. Peat, M. L. Marley, J. R. Brown, L. Karn, A Catalogue of European Paintings. Indianapolis Museum of Art, Bestandskatalog, Indianapolis 1970, S. 95f., Inv.-Nr. 38.9, mit Abb. (als Willem van Herp?)

Wir danken Jahel Sanzsalazar, die ausführlich über den Künstler publiziert hat, für ihre Bestätigung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original. Sie hält die vorliegende Komposition für die gelungenste mehrerer Fassungen, von denen sich heute eine im Birmingham Museum and Art Gallery (Inv.-Nr. 1970P263) und eine weitere in der Slowenischen Nationalgalerie (Inv.-Nr. O 1006) befinden. Sanzsalazar weist zudem auf Adriaen Brouwers Gemälde gleichen Bildinhalts aus der Zeit um 1633–1635 in der Alten Pinakothek in München hin (Inv.-Nr. 629), das höchstwahrscheinlich als Inspirationsquelle diente.

Das vorliegende Gemälde zeigt einen Geigenspieler in einer tavernenähnlichen Umgebung, der, nachdem er sein Spiel unterbrochen hat, den Betrachter direkt anblickt, während sich ihm ein zuprostender Besucher von hinten nähert. Der Tisch vor dem Musiker zeigt ein für die damalige Zeit typisches Arrangement mit einer Goudaer Tonpfeife und etwas Tabak, einem der von der niederländischen Ostindien-Kompanie und Westindien-Kompanie eingeführten Handelsprodukte. Zum Rauchen wurde vorsichtig ein kleines Stück Kohle aus der Terrakottaschale genommen, die neben dem Musiker auf dem Boden steht, und dicht an die Pfeife gehalten. Auf dem Tisch stehen außerdem ein zinnerner Bierkrug und ein mit Gerstensaft gefülltes Glas. Um der Szene eine gewisse Tiefe zu verleihen, ist im Hintergrund auf der linken Seite eine Dienstmagd in einem blauen Kleid und einer weißen Schürze zugange.

Der in Antwerpen geborene Willem van Herp war ein produktiver Künstler, geht man von der Zahl der bekannten Gemälde aus, von denen viele vom Künstler selbst wiederholt wurden, vermutlich, um den Kunsthandel zu versorgen. Van Herps Name wird mit dem des Antwerpener Malers und Händlers Matthijs Musson in Verbindung gebracht, der über einen großen internationalen Kundenkreis verfügte und dessen Name in vielen Publikationen über den Kunsthandel im 17. Jahrhundert auftaucht. Aus der schriftlichen Korrespondenz Mussons geht hervor, dass eine große Zahl von Gemälden van Herps für den spanischen Markt bestimmt war, wo viele seiner Werke noch heute zu finden sind. Die meisten seiner Gemälde zeigen religiöse Themen und sind häufig von den Werken Peter Paul Rubens’ und Anthonis van Dycks inspiriert. Gemälde, die Szenen aus dem täglichen Leben darstellen, sind weniger bekannt und scheinen meist von den Werken David Teniers II. inspiriert zu sein. Der Künstler bildete mindestens einen seiner Söhne im Malerberuf aus, um das Familienunternehmen weiterzuführen.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!