Lot Nr. 95


Umkreis des Meisters der Anbetung der Hirten


(Neapel tätig 1625–1650)
Die Anbetung der Hirten,
Öl auf Leinwand, 145 x 265 cm, gerahmt

Provenienz:
Adelsbesitz, Neapel;
im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Die vorliegende Komposition weist deutliche Bezüge zu zwei Künstlern aus unterschiedlichen Kunstzentren auf. Die linke Hälfte des Bildes greift eine Erfindung des Meisters der Verkündigung an die Hirten auf, und zwar einen Teil seines gleichnamigen um 1630 datierten Gemäldes des Birmingham Museum (Inv.-Nr. 1947P7) – die Grundlage, auf der das Schaffen dieses anonymen Künstlers erstmals rekonstruiert wurde (siehe N. Spinosa, Il Maestro dell’Annuncio ai pastori e i pittori dal „tremendo impasto“, Rom 2021, S. 68, Nr. A10). Im vorliegenden Gemälde betreffen diese Anleihen den Hirten im Vordergrund, der den linken Arm hebt, um sein Gesicht vor dem blendenden Licht zu schützen, das von den Putten mit den Schriftrollen ausgeht, sowie die drei Schafe im Vordergrund und den anderen Hirten, der sich auf einem der Tiere ausruht. Die rechte Seite der Komposition greift das Thema des Aufbruchs Abrahams auf, das Jacopo Bassano auf einer Leinwand in einer Privatsammlung dargestellt hat und das in einem Stich von Jan Sadeler (1550–1600) gegen Ende des 16. Jahrhunderts publiziert wurde. Dieser Stich ermöglichte Bassanos Erfindung eine weite Verbreitung und Verwendung durch andere zeitgenössische und spätere Künstler (siehe: A. Ballarin, Jacopo Bassano: „l’Annunzio ad Abramo della partenza per Canaan“, Giusti del Giardino, in: Artibus et historiae, 56, 2007, S. 33–48).

Das vorliegende Gemälde stammt von einem Künstler aus dem Umkreis des Meisters der Verkündigung an die Hirten; es weist bestimmte für die neapolitanische Malerei des 17. Jahrhunderts typische stilistische Merkmale auf, darunter das kühn akzentuierte Helldunkel der Figuren, wie es bei dem schlafenden Hirten im Vordergrund sowie bei der Darstellung Abrahams eingesetzt wird. Dieser Umgang mit Licht diente auch dazu, das Weiß der Schafe und des Gewandes Abrahams hervorzuheben, das mit kräftigen Pinselstrichen aufgetragen wurde und einen Kontrast zur überwiegend ockerfarbenen Palette der übrigen Komposition bildet. In der Tat lässt sich dieses Gemälde stilistisch und kompositorisch in eine Reihe mit den Werken des Meisters der Verkündigung an die Hirten und seines Umfelds stellen (siehe Spinosa 2021).

Der Meister der Verkündigung an die Hirten war vermutlich spanischer Herkunft, war aber von etwa 1630 bis 1650 in Neapel tätig. Seine Identität ist nach wie vor unbekannt, was zu zahlreichen Theorien von Forschern geführt hat. Im Jahr 1935 sah Roberto Longhi, gefolgt von John T. Spike, in ihm Bartolomeo Bassante (1618–1656), einen neapolitanischen Nachfolger Riberas (1588–1562) der 1630er-Jahre, der eine Reihe von Werken zum Thema der fünf Sinne malte, die sich bis 1702 in der Sammlung von Filippo Piscane, des Marchese di San Leucio, in Neapel, befanden. Später stellte Ferdinando Bologna diese Identifizierung in Frage. Es wurde vorgeschlagen, den Künstler als Francesco Fracanzano (um 1644–1685) und dann als Giovanni Do (um 1604–1656) zu identifizieren, aber trotz eines konsolidierten Werkes ist die Debatte über die definitive Bestimmung dieses Meisters noch lange nicht zu Ende.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 19.500,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Umkreis des Meisters der Anbetung der Hirten


(Neapel tätig 1625–1650)
Die Anbetung der Hirten,
Öl auf Leinwand, 145 x 265 cm, gerahmt

Provenienz:
Adelsbesitz, Neapel;
im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Die vorliegende Komposition weist deutliche Bezüge zu zwei Künstlern aus unterschiedlichen Kunstzentren auf. Die linke Hälfte des Bildes greift eine Erfindung des Meisters der Verkündigung an die Hirten auf, und zwar einen Teil seines gleichnamigen um 1630 datierten Gemäldes des Birmingham Museum (Inv.-Nr. 1947P7) – die Grundlage, auf der das Schaffen dieses anonymen Künstlers erstmals rekonstruiert wurde (siehe N. Spinosa, Il Maestro dell’Annuncio ai pastori e i pittori dal „tremendo impasto“, Rom 2021, S. 68, Nr. A10). Im vorliegenden Gemälde betreffen diese Anleihen den Hirten im Vordergrund, der den linken Arm hebt, um sein Gesicht vor dem blendenden Licht zu schützen, das von den Putten mit den Schriftrollen ausgeht, sowie die drei Schafe im Vordergrund und den anderen Hirten, der sich auf einem der Tiere ausruht. Die rechte Seite der Komposition greift das Thema des Aufbruchs Abrahams auf, das Jacopo Bassano auf einer Leinwand in einer Privatsammlung dargestellt hat und das in einem Stich von Jan Sadeler (1550–1600) gegen Ende des 16. Jahrhunderts publiziert wurde. Dieser Stich ermöglichte Bassanos Erfindung eine weite Verbreitung und Verwendung durch andere zeitgenössische und spätere Künstler (siehe: A. Ballarin, Jacopo Bassano: „l’Annunzio ad Abramo della partenza per Canaan“, Giusti del Giardino, in: Artibus et historiae, 56, 2007, S. 33–48).

Das vorliegende Gemälde stammt von einem Künstler aus dem Umkreis des Meisters der Verkündigung an die Hirten; es weist bestimmte für die neapolitanische Malerei des 17. Jahrhunderts typische stilistische Merkmale auf, darunter das kühn akzentuierte Helldunkel der Figuren, wie es bei dem schlafenden Hirten im Vordergrund sowie bei der Darstellung Abrahams eingesetzt wird. Dieser Umgang mit Licht diente auch dazu, das Weiß der Schafe und des Gewandes Abrahams hervorzuheben, das mit kräftigen Pinselstrichen aufgetragen wurde und einen Kontrast zur überwiegend ockerfarbenen Palette der übrigen Komposition bildet. In der Tat lässt sich dieses Gemälde stilistisch und kompositorisch in eine Reihe mit den Werken des Meisters der Verkündigung an die Hirten und seines Umfelds stellen (siehe Spinosa 2021).

Der Meister der Verkündigung an die Hirten war vermutlich spanischer Herkunft, war aber von etwa 1630 bis 1650 in Neapel tätig. Seine Identität ist nach wie vor unbekannt, was zu zahlreichen Theorien von Forschern geführt hat. Im Jahr 1935 sah Roberto Longhi, gefolgt von John T. Spike, in ihm Bartolomeo Bassante (1618–1656), einen neapolitanischen Nachfolger Riberas (1588–1562) der 1630er-Jahre, der eine Reihe von Werken zum Thema der fünf Sinne malte, die sich bis 1702 in der Sammlung von Filippo Piscane, des Marchese di San Leucio, in Neapel, befanden. Später stellte Ferdinando Bologna diese Identifizierung in Frage. Es wurde vorgeschlagen, den Künstler als Francesco Fracanzano (um 1644–1685) und dann als Giovanni Do (um 1604–1656) zu identifizieren, aber trotz eines konsolidierten Werkes ist die Debatte über die definitive Bestimmung dieses Meisters noch lange nicht zu Ende.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!