Lot Nr. 123


Pietro Rotari


(Verona 1707–1762 Sankt Petersburg)
Weinende junge Frau,
Öl auf Leinwand, 46 x 36 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Paolo Rotari, des Bruders des Künstlers, Verona;
vermutlich im Erbgang an dessen Sohn;
Estate Félicien (lt. rückseitiger Beschriftung);
erworben in Venedig 1834 (lt. rückseitiger Beschriftung);
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Enrico Lucchese, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Das vorliegende Gemälde trägt auf der Rückseite Inschriften, die auf seine venezianische Herkunft vor 1834 verweisen. Möglicherweise gehörte das Gemälde ursprünglich zu einer Gruppe von halbfigurigen Porträts und Genrefiguren, die Paolo, der Bruder des Malers in Verona, erbte und die bald nach dem Tod von Paolos Sohn 1831 zerstreut wurde (siehe P. Delorenzi, in: F. Magani et al. [Hrsg.], Il Settecento a Verona. Tiepolo Cignaroli Rotari, la nobiltà della pittura, Mailand 2011, S. 212).

Rotaris Produktion von zumeist Frauendarstellungen in Halbfigur, die stets unterschiedliche und vielfältige Emotionen zeigen, ist bereits im Sommer 1749 dokumentiert, als Scipione Maffei aus Verona in seiner Sammlung eine „donna piangente“ [„weinende Frau“] und eine „donna sorridente“ [„lächelnde Frau“] verzeichnet (siehe S. Maffei, Epistolario (1700–1755), hrsg. von C. Garibotto, II, Mailand 1955, S. 1248). Erst später, während seiner Aufenthalte an den Höfen von Wien und Dresden, begann Rotari mit der konsequenten Umsetzung dieser Art von Gemälden, die stilistisch den Pastellen von Rosalba Carriera und Jean-Etienne Liotard nahestehen, die ebenfalls von seinen aristokratischen Auftraggebern gesammelt wurden.

Nach seinem Erfolg in Polen am Hof von August III. wurde Rotari 1756 von der russischen Kaiserin Jelisaweta Petrowna nach Sankt Petersburg berufen. Etwa 40 Gemälde, die in seiner Werkstatt in Russland verblieben waren, wurden an seinen Bruder Paolo in Verona zurückgegeben, während 32 weitere Gemälde in den Besitz von Katharina II. übergingen. Im Jahr 1764 gab sie 360 „Charakterporträts“ für die Ausstattung des Kabinetts der Musen und Grazien auf Schloss Peterhof in Auftrag. Das vorliegende Gemälde bezieht sich auf eine Variante in der Galleria Nazionale d’Arte Antica in Rom, die vermutlich aus der russischen Periode des Künstlers datiert.

Das vorliegende Werk nimmt mit seiner hellen, lichterfüllten Farbigkeit und feinen Pinselführung die Entwicklung einer neoklassizistischen Sensibilität vorweg, die auf die Veröffentlichung der Publikation Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst von Johann Joachim Winckelmann im Jahr 1755 zurückführen sein mag. Dieser Zeitpunkt fällt mit Rotaris letztem Jahr in Dresden zusammen.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Pietro Rotari


(Verona 1707–1762 Sankt Petersburg)
Weinende junge Frau,
Öl auf Leinwand, 46 x 36 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Paolo Rotari, des Bruders des Künstlers, Verona;
vermutlich im Erbgang an dessen Sohn;
Estate Félicien (lt. rückseitiger Beschriftung);
erworben in Venedig 1834 (lt. rückseitiger Beschriftung);
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Enrico Lucchese, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Das vorliegende Gemälde trägt auf der Rückseite Inschriften, die auf seine venezianische Herkunft vor 1834 verweisen. Möglicherweise gehörte das Gemälde ursprünglich zu einer Gruppe von halbfigurigen Porträts und Genrefiguren, die Paolo, der Bruder des Malers in Verona, erbte und die bald nach dem Tod von Paolos Sohn 1831 zerstreut wurde (siehe P. Delorenzi, in: F. Magani et al. [Hrsg.], Il Settecento a Verona. Tiepolo Cignaroli Rotari, la nobiltà della pittura, Mailand 2011, S. 212).

Rotaris Produktion von zumeist Frauendarstellungen in Halbfigur, die stets unterschiedliche und vielfältige Emotionen zeigen, ist bereits im Sommer 1749 dokumentiert, als Scipione Maffei aus Verona in seiner Sammlung eine „donna piangente“ [„weinende Frau“] und eine „donna sorridente“ [„lächelnde Frau“] verzeichnet (siehe S. Maffei, Epistolario (1700–1755), hrsg. von C. Garibotto, II, Mailand 1955, S. 1248). Erst später, während seiner Aufenthalte an den Höfen von Wien und Dresden, begann Rotari mit der konsequenten Umsetzung dieser Art von Gemälden, die stilistisch den Pastellen von Rosalba Carriera und Jean-Etienne Liotard nahestehen, die ebenfalls von seinen aristokratischen Auftraggebern gesammelt wurden.

Nach seinem Erfolg in Polen am Hof von August III. wurde Rotari 1756 von der russischen Kaiserin Jelisaweta Petrowna nach Sankt Petersburg berufen. Etwa 40 Gemälde, die in seiner Werkstatt in Russland verblieben waren, wurden an seinen Bruder Paolo in Verona zurückgegeben, während 32 weitere Gemälde in den Besitz von Katharina II. übergingen. Im Jahr 1764 gab sie 360 „Charakterporträts“ für die Ausstattung des Kabinetts der Musen und Grazien auf Schloss Peterhof in Auftrag. Das vorliegende Gemälde bezieht sich auf eine Variante in der Galleria Nazionale d’Arte Antica in Rom, die vermutlich aus der russischen Periode des Künstlers datiert.

Das vorliegende Werk nimmt mit seiner hellen, lichterfüllten Farbigkeit und feinen Pinselführung die Entwicklung einer neoklassizistischen Sensibilität vorweg, die auf die Veröffentlichung der Publikation Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst von Johann Joachim Winckelmann im Jahr 1755 zurückführen sein mag. Dieser Zeitpunkt fällt mit Rotaris letztem Jahr in Dresden zusammen.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023

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