Lot Nr. 124 -


Gaspare Traversi


(Neapel 1722–1770 Rom)
Kartenspieler,
Öl auf Leinwand, 73,5 x 98 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Mitte der 2000er-Jahre;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
G. Forgione, Gaspare Traversi, Soncino 2014, S. 200, Nr. A129, Abb. S. 139, Tafel LXXVI

Gaspare Traversi war ein vollendeter Geschichtenerzähler und fing die soziale Dynamik seiner Epoche ein, indem er Szenen aus dem Alltagsleben darstellte. Dabei machte er sich – wie auch auf dem vorliegenden Gemälde zu sehen ist – oft über das Verhalten der von ihm dargestellten Personen lustig.

Eine Gesellschaft hat sich um einen Tisch versammelt, um Karten zu spielen. Das Augenmerk liegt auf der gelb gekleideten Dame rechts, die lächelnd eine Karte spielt. Sie beherzigt offensichtlich die Ratschläge der alten Frau an ihrer Schulter. Zwei Mitspielende, eine junge Frau in Blau und ein junger Mann in Rot, erkennen genau, dass sie schummelt. Der junge Mann wirkt beleidigt, während die junge Frau sie mit einer Mischung aus Verärgerung und Bewunderung ansieht. Auf der anderen Seite des Tisches ist ein älterer Mann lächelnd in die eigenen Karten vertieft und bemerkt nicht, dass ein hinterhältiges Spiel getrieben wird. Die offenkundige Unehrlichkeit der Kartenspielerin, die von der älteren Frau zum Betrug verleitet wird, lässt Zweifel am Wert sowohl des Charakters der Spielerin als auch der Karte aufkommen und verleiht der vorliegenden Komposition somit eine moralisierende Botschaft.

Traversi, der den Beinamen „italienischer Hogarth“ erhielt, wandte sich vom Barock und Rokoko der neapolitanischen Kunst des 18. Jahrhunderts ab und kehrte zu der fröhlichen und oft satirischen Tradition weltlicher Vergnügungen zurück. Sein früher Stil, der viel mit dem des älteren Francesco Solimena gemein hatte, bei dem Traversi in die Lehre gegangen war, wich später dem Einfluss der naturalistischen Maler der vorangegangenen Generation: Caravaggio, Preti, Caracciolo, Ribera und Filippo Vitale, deren Werke er genau studierte.

Mit seinen Werken bewegt sich Traversi sichtlich an der Schwelle zur neuen Epoche der Aufklärung, in der die Gesetze des Individuums langsam an die Stelle der klerikalen und feudalen Ordnungen treten. Er interessiert sich für das, was in dieser Welt tatsächlich zu beobachten ist, für das bunte und manchmal recht grobe Alltagsleben – eine Praxis, die seiner Malerei eine zeitlose Wirkung verleiht.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

Gaspare Traversi


(Neapel 1722–1770 Rom)
Kartenspieler,
Öl auf Leinwand, 73,5 x 98 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Mitte der 2000er-Jahre;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
G. Forgione, Gaspare Traversi, Soncino 2014, S. 200, Nr. A129, Abb. S. 139, Tafel LXXVI

Gaspare Traversi war ein vollendeter Geschichtenerzähler und fing die soziale Dynamik seiner Epoche ein, indem er Szenen aus dem Alltagsleben darstellte. Dabei machte er sich – wie auch auf dem vorliegenden Gemälde zu sehen ist – oft über das Verhalten der von ihm dargestellten Personen lustig.

Eine Gesellschaft hat sich um einen Tisch versammelt, um Karten zu spielen. Das Augenmerk liegt auf der gelb gekleideten Dame rechts, die lächelnd eine Karte spielt. Sie beherzigt offensichtlich die Ratschläge der alten Frau an ihrer Schulter. Zwei Mitspielende, eine junge Frau in Blau und ein junger Mann in Rot, erkennen genau, dass sie schummelt. Der junge Mann wirkt beleidigt, während die junge Frau sie mit einer Mischung aus Verärgerung und Bewunderung ansieht. Auf der anderen Seite des Tisches ist ein älterer Mann lächelnd in die eigenen Karten vertieft und bemerkt nicht, dass ein hinterhältiges Spiel getrieben wird. Die offenkundige Unehrlichkeit der Kartenspielerin, die von der älteren Frau zum Betrug verleitet wird, lässt Zweifel am Wert sowohl des Charakters der Spielerin als auch der Karte aufkommen und verleiht der vorliegenden Komposition somit eine moralisierende Botschaft.

Traversi, der den Beinamen „italienischer Hogarth“ erhielt, wandte sich vom Barock und Rokoko der neapolitanischen Kunst des 18. Jahrhunderts ab und kehrte zu der fröhlichen und oft satirischen Tradition weltlicher Vergnügungen zurück. Sein früher Stil, der viel mit dem des älteren Francesco Solimena gemein hatte, bei dem Traversi in die Lehre gegangen war, wich später dem Einfluss der naturalistischen Maler der vorangegangenen Generation: Caravaggio, Preti, Caracciolo, Ribera und Filippo Vitale, deren Werke er genau studierte.

Mit seinen Werken bewegt sich Traversi sichtlich an der Schwelle zur neuen Epoche der Aufklärung, in der die Gesetze des Individuums langsam an die Stelle der klerikalen und feudalen Ordnungen treten. Er interessiert sich für das, was in dieser Welt tatsächlich zu beobachten ist, für das bunte und manchmal recht grobe Alltagsleben – eine Praxis, die seiner Malerei eine zeitlose Wirkung verleiht.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023

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