Lot No. 65 V


1932 Steyr 30 E Standard-Kabriolet


1932 Steyr 30 E Standard-Kabriolet - Classic Cars

Höchst seltene Sparversion des Steyr 30
Nur drei Besitzer in den Nachkriegsjahren
Seit vier Jahrzehnten beim Einbringer
Sensationeller Zustand
Matching Numbers


Bereits 1916 gründete die Oesterrechische Waffenfabriks-Gesellschaft eine Automobil-Abteilung, Chefkonstrukteur wurde im Jahr darauf Hans Ledwinka, den man von der Nesselsdorfer Wagenbau-Fabriks-Gesellschaft (später Tatra) abgeworben hatte. 1920 war das erste Automobil fertig, das „Waffenauto“ Steyr II. Schon 1921 kehrte Ledwinka im Unfrieden nach Nesselsdorf zurück, seine Dienste waren nicht so gewürdigt worden, wie er sich das erwartet hatte, zumindest monetärer Natur.

Als 1926 aus der OEWG die Steyr-Werke A.G. wurde, war die Marke Steyr bereits erfolgreich in der gehobenen Mittelklasse etabliert und die Rennwägen sorgten europaweit für Furore. Mit dem Steyr XII erreichte man bereits fünfstellige Produktionszahlen, die Jahresproduktion kratzte 1929 schon an der 5.000er Marke. Im selben Jahr präsentierte man den Steyr XX als neues Mittelklassemodell. Um den erwarteten Absatz bedienen zu können, wartete man gar nicht erst auf Bestellungen, sondern baute gleich auf Vorrat. Mit einer Bank, der Allgemeinen Bodencreditanstalt, als 40%-Hauptaktionär war man sich gleichzeitig eines willigen Kreditgebers sicher. Außerdem hatte man sich die Dienste eines genialen Konstrukteurs gesichert, Prof. Ferdinand Porsche wurde neuer technischer Leiter.

Zunächst gaben die einlaufenden Bestellungen noch recht, doch dann sollte alles ganz anders kommen. Mitte des Jahres zogen dunkle Wolken am Horizont auf. Die Verkaufszahlen gingen zurück, Aufträge wurden storniert. Im Werk wusste man schon gar nicht mehr wohin mit den gebauten Steyr XX. Dann ging es schnell. Am 24. Oktober 1929 stürzte die New Yorker Börse die Welt in die Krise. In Steyr herrschte da schon Panik, denn gut zwei Wochen davor hatte die Hausbank die Regierung um Hilfe bitten müssen. Auf Druck von Bundeskanzler Schober wurde die Bodencreditanstalt von Österreichs größter Bank, der Creditanstalt, in deren Eigentum die Konkurrenz von Austro Daimler war, übernommen und riss dabei diese beinahe mit ins Verderben.

Was folgte, war das blanke Elend. Kaum eine Region in Österreich traf die Wirtschaftskrise so hart wie die Industriestadt Steyr. Der neue Eigentümer entließ zuerst mehr als die Hälfte der Arbeiter in der Fahrzeugproduktion, führte eine gemeinsame Produktionsplanung mit Austro Daimler ein und verhängte letztlich den Totalstopp der Fertigung.

Das war das Umfeld in dem Prof. Porsche am Steyr 30 tüftelte, der den XII und auch den XX ablösen sollte. Der Motor war wie schon im XX ein 2,1-Liter OHV Sechszylinder, jedoch wesentlich kurzhubiger, also spritziger ausgelegt. Die Kurbelwelle war achtfach gelagert und ihr Gehäuse aus Leichtmetall. Von weiterer Raffinesse zeugten ein beheiztes Saugrohr, die Wasserkühlung mit Pumpe und Thermostat und eine automatische Starterklappe. Vorne arbeitete eine Starrachse an Längsblattfedern, hinten eine Pendelachse an einer Querblattfeder. Neben dem modernen Mittelklassewagen arbeitete der Professor auch am Typ Austria, einem 8-Zylinder-Luxusmodell. Dem machte die Krise den Garaus, weil der unfreiwillige neue Steyr-Hauptaktionär keine interne Konkurrenz zu Austro Daimler wollte. Ferdinand Porsche erlebte sein Déjà-Vu, denn schon Jahre davor endete seine Zeit als Generaldirektor bei Austro Daimler im Streit mit der Creditanstalt. Von Steyr verabschiedete er sich nach weniger als einem Jahr, noch bevor sein Typ 30 im Oktober 1930 in Paris präsentiert wurde.

1930 war überhaupt für Steyr eine Katastrophe. Ganze 12, in Worten zwölf, Fahrzeuge baute man in diesem schwarzen Jahr. Vier Stück vom neuen Typ 30 und acht von dessen Taxiversion, dem Typ 45. Erst 1931 lief die Produktion wieder an, doch blieben die Stückzahlen weit hinter den Vorkrisen-Jahren zurück. Für das Jahr darauf überarbeitete man den Steyr 30. Es gab nun den Steyr 30 S, dessen Leistung um 5 PS stieg und er einen vierten Schnellgang besaß, davon eine verlängerte Version namens SL und passend zur Zeit eine Sparversion, den Steyr 30 E, fast ausschließlich als Limousine. Dessen kleinerer Vergaser reduzierte die Leistung um 2 Pferdestärken auf deren 38. Nur 343 Stück entstanden in dem einen einzigen Jahr, in dem er gebaut wurde. Vom „normalen“ 30er, die noch auf Halde standen, und vom neuen 30 S wurden fast doppelt so viele verkauft. Die Standard-Versionen blieben weiterhin die Limousine und das viertürige Kabriolet. Für Luxus sorgten diverse offene Kreationen renommierter Karosseriebauer, darunter auch die hausinterne Konkurrenz von Austro Daimler. Die waren zwar bildhübsch, aber empfindlich teuer, und damit in jener Zeit alles andere als ein Verkaufsschlager. Heute erinnern uns diese Wagen an die stolze Automobiltradition Österreichs, als man weltweit zur Speerspitze in Sachen Technik zählte. Diese Tage sind längst vergangen, aber Zeitzeugen wie dieses Kabriolet sorgen dafür, dass die Erinnerung nicht verblasst.

Am 17. Mai 1947 wurde dieses Steyr 30 E Standard-Kabriolet mit dem Kennzeichen W-2.358 auf Marianne Krubuschek zugelassen. Als Besitzer wird dabei explizit ihr Mann Franz ausgewiesen, vom Beruf Sekretär, auf den die Einzelgenehmigung in Fortsetzung des früheren Kraftfahrzeugbriefs mit der Nummer 1681008 ausgestellt worden war. Das war anno dazumal alles andere als unüblich, schließlich wurden alle Papiere aus der Zeit des Dritten Reichs sukzessive außer Verkehr gezogen.

Das der fragilen Einzelgenehmigung beigefügte Bild zeigt ein Standard-Kabriolet, das den Zweiten Weltkrieg sichtlich gut überstanden hatte, was mehr die Ausnahme denn die Regel war. Ein ganzes Jahrzehnt blieb der Steyr beim Ehepaar Krubuschek in der Starkfriedgasse in Wien XIX.. Jahr für Jahr wurde es bei der Bundesversuchsanstalt für Kraftfahrzeuge vorgeführt, bis es schließlich am 5. Dezember 1957 ein Landwirt im burgenländischen Breitenbrunn auf sich zuließ. Nach gut drei Jahren wurde das Kabriolet wieder abgemeldet und harrte fortan seines Schicksals. Bis das sich zum Guten wandte, sollten Jahre ins Land ziehen, ehe mit dem aktuellen Besitzer ein ausgewiesener Enthusiast den Steyr fand. Er schickte sich an das rare Kabriolet vollumfänglich zu restaurieren und dem Steyr wieder zum Glanz alter Tage zu verhelfen. Dass seither schon wieder über drei Jahrzehnte ins Land gezogen sind, mag man in Anbetracht des heutigen Zustands nie und nimmer glauben, es spricht aber einzig und allein für die Qualität der Arbeiten, die Kompetenz und Kompromisslosigkeit seines Besitzers. Am 3. November 1987 wurde der Steyr schließlich auf das Kennzeichen W-370.581 wieder zugelassen und fand sich in bester Gesellschaft sportlicher Vorkriegswagen aus bayrischer Produktion. Auf die alte schwarze Nummer ist der einzigartige Steyr auch noch heute zugelassen und das Kabriolet ist aus jedem Blickwinkel schlichtweg eine Augenweide.

In den über 30 Jahren, die seit seiner Fertigstellung vergangen sind, führte der Steyr seine Besitzer im Rahmen etlicher Veranstaltungen zuverlässig über viele Alpenpässe. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Geschichte und seines einmaligen Zustands und nicht zuletzt auch ob seiner Seltenheit ist dieses Steyr 30 E Standard-Kabriolet ein einzigartiges Stück österreichischer Automobilgeschichte, das es weiter zu bewahren gilt. Wie man es richtig macht, haben seine Besitzer hinlänglich und eindrucksvoll bewiesen!

Chassis: 304809
Motor: 304809
Aufbau: 304
Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung von 1947

16.10.2021 - 16:00

Realized price: **
EUR 132,250.-
Estimate:
EUR 70,000.- to EUR 90,000.-

1932 Steyr 30 E Standard-Kabriolet


Höchst seltene Sparversion des Steyr 30
Nur drei Besitzer in den Nachkriegsjahren
Seit vier Jahrzehnten beim Einbringer
Sensationeller Zustand
Matching Numbers


Bereits 1916 gründete die Oesterrechische Waffenfabriks-Gesellschaft eine Automobil-Abteilung, Chefkonstrukteur wurde im Jahr darauf Hans Ledwinka, den man von der Nesselsdorfer Wagenbau-Fabriks-Gesellschaft (später Tatra) abgeworben hatte. 1920 war das erste Automobil fertig, das „Waffenauto“ Steyr II. Schon 1921 kehrte Ledwinka im Unfrieden nach Nesselsdorf zurück, seine Dienste waren nicht so gewürdigt worden, wie er sich das erwartet hatte, zumindest monetärer Natur.

Als 1926 aus der OEWG die Steyr-Werke A.G. wurde, war die Marke Steyr bereits erfolgreich in der gehobenen Mittelklasse etabliert und die Rennwägen sorgten europaweit für Furore. Mit dem Steyr XII erreichte man bereits fünfstellige Produktionszahlen, die Jahresproduktion kratzte 1929 schon an der 5.000er Marke. Im selben Jahr präsentierte man den Steyr XX als neues Mittelklassemodell. Um den erwarteten Absatz bedienen zu können, wartete man gar nicht erst auf Bestellungen, sondern baute gleich auf Vorrat. Mit einer Bank, der Allgemeinen Bodencreditanstalt, als 40%-Hauptaktionär war man sich gleichzeitig eines willigen Kreditgebers sicher. Außerdem hatte man sich die Dienste eines genialen Konstrukteurs gesichert, Prof. Ferdinand Porsche wurde neuer technischer Leiter.

Zunächst gaben die einlaufenden Bestellungen noch recht, doch dann sollte alles ganz anders kommen. Mitte des Jahres zogen dunkle Wolken am Horizont auf. Die Verkaufszahlen gingen zurück, Aufträge wurden storniert. Im Werk wusste man schon gar nicht mehr wohin mit den gebauten Steyr XX. Dann ging es schnell. Am 24. Oktober 1929 stürzte die New Yorker Börse die Welt in die Krise. In Steyr herrschte da schon Panik, denn gut zwei Wochen davor hatte die Hausbank die Regierung um Hilfe bitten müssen. Auf Druck von Bundeskanzler Schober wurde die Bodencreditanstalt von Österreichs größter Bank, der Creditanstalt, in deren Eigentum die Konkurrenz von Austro Daimler war, übernommen und riss dabei diese beinahe mit ins Verderben.

Was folgte, war das blanke Elend. Kaum eine Region in Österreich traf die Wirtschaftskrise so hart wie die Industriestadt Steyr. Der neue Eigentümer entließ zuerst mehr als die Hälfte der Arbeiter in der Fahrzeugproduktion, führte eine gemeinsame Produktionsplanung mit Austro Daimler ein und verhängte letztlich den Totalstopp der Fertigung.

Das war das Umfeld in dem Prof. Porsche am Steyr 30 tüftelte, der den XII und auch den XX ablösen sollte. Der Motor war wie schon im XX ein 2,1-Liter OHV Sechszylinder, jedoch wesentlich kurzhubiger, also spritziger ausgelegt. Die Kurbelwelle war achtfach gelagert und ihr Gehäuse aus Leichtmetall. Von weiterer Raffinesse zeugten ein beheiztes Saugrohr, die Wasserkühlung mit Pumpe und Thermostat und eine automatische Starterklappe. Vorne arbeitete eine Starrachse an Längsblattfedern, hinten eine Pendelachse an einer Querblattfeder. Neben dem modernen Mittelklassewagen arbeitete der Professor auch am Typ Austria, einem 8-Zylinder-Luxusmodell. Dem machte die Krise den Garaus, weil der unfreiwillige neue Steyr-Hauptaktionär keine interne Konkurrenz zu Austro Daimler wollte. Ferdinand Porsche erlebte sein Déjà-Vu, denn schon Jahre davor endete seine Zeit als Generaldirektor bei Austro Daimler im Streit mit der Creditanstalt. Von Steyr verabschiedete er sich nach weniger als einem Jahr, noch bevor sein Typ 30 im Oktober 1930 in Paris präsentiert wurde.

1930 war überhaupt für Steyr eine Katastrophe. Ganze 12, in Worten zwölf, Fahrzeuge baute man in diesem schwarzen Jahr. Vier Stück vom neuen Typ 30 und acht von dessen Taxiversion, dem Typ 45. Erst 1931 lief die Produktion wieder an, doch blieben die Stückzahlen weit hinter den Vorkrisen-Jahren zurück. Für das Jahr darauf überarbeitete man den Steyr 30. Es gab nun den Steyr 30 S, dessen Leistung um 5 PS stieg und er einen vierten Schnellgang besaß, davon eine verlängerte Version namens SL und passend zur Zeit eine Sparversion, den Steyr 30 E, fast ausschließlich als Limousine. Dessen kleinerer Vergaser reduzierte die Leistung um 2 Pferdestärken auf deren 38. Nur 343 Stück entstanden in dem einen einzigen Jahr, in dem er gebaut wurde. Vom „normalen“ 30er, die noch auf Halde standen, und vom neuen 30 S wurden fast doppelt so viele verkauft. Die Standard-Versionen blieben weiterhin die Limousine und das viertürige Kabriolet. Für Luxus sorgten diverse offene Kreationen renommierter Karosseriebauer, darunter auch die hausinterne Konkurrenz von Austro Daimler. Die waren zwar bildhübsch, aber empfindlich teuer, und damit in jener Zeit alles andere als ein Verkaufsschlager. Heute erinnern uns diese Wagen an die stolze Automobiltradition Österreichs, als man weltweit zur Speerspitze in Sachen Technik zählte. Diese Tage sind längst vergangen, aber Zeitzeugen wie dieses Kabriolet sorgen dafür, dass die Erinnerung nicht verblasst.

Am 17. Mai 1947 wurde dieses Steyr 30 E Standard-Kabriolet mit dem Kennzeichen W-2.358 auf Marianne Krubuschek zugelassen. Als Besitzer wird dabei explizit ihr Mann Franz ausgewiesen, vom Beruf Sekretär, auf den die Einzelgenehmigung in Fortsetzung des früheren Kraftfahrzeugbriefs mit der Nummer 1681008 ausgestellt worden war. Das war anno dazumal alles andere als unüblich, schließlich wurden alle Papiere aus der Zeit des Dritten Reichs sukzessive außer Verkehr gezogen.

Das der fragilen Einzelgenehmigung beigefügte Bild zeigt ein Standard-Kabriolet, das den Zweiten Weltkrieg sichtlich gut überstanden hatte, was mehr die Ausnahme denn die Regel war. Ein ganzes Jahrzehnt blieb der Steyr beim Ehepaar Krubuschek in der Starkfriedgasse in Wien XIX.. Jahr für Jahr wurde es bei der Bundesversuchsanstalt für Kraftfahrzeuge vorgeführt, bis es schließlich am 5. Dezember 1957 ein Landwirt im burgenländischen Breitenbrunn auf sich zuließ. Nach gut drei Jahren wurde das Kabriolet wieder abgemeldet und harrte fortan seines Schicksals. Bis das sich zum Guten wandte, sollten Jahre ins Land ziehen, ehe mit dem aktuellen Besitzer ein ausgewiesener Enthusiast den Steyr fand. Er schickte sich an das rare Kabriolet vollumfänglich zu restaurieren und dem Steyr wieder zum Glanz alter Tage zu verhelfen. Dass seither schon wieder über drei Jahrzehnte ins Land gezogen sind, mag man in Anbetracht des heutigen Zustands nie und nimmer glauben, es spricht aber einzig und allein für die Qualität der Arbeiten, die Kompetenz und Kompromisslosigkeit seines Besitzers. Am 3. November 1987 wurde der Steyr schließlich auf das Kennzeichen W-370.581 wieder zugelassen und fand sich in bester Gesellschaft sportlicher Vorkriegswagen aus bayrischer Produktion. Auf die alte schwarze Nummer ist der einzigartige Steyr auch noch heute zugelassen und das Kabriolet ist aus jedem Blickwinkel schlichtweg eine Augenweide.

In den über 30 Jahren, die seit seiner Fertigstellung vergangen sind, führte der Steyr seine Besitzer im Rahmen etlicher Veranstaltungen zuverlässig über viele Alpenpässe. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Geschichte und seines einmaligen Zustands und nicht zuletzt auch ob seiner Seltenheit ist dieses Steyr 30 E Standard-Kabriolet ein einzigartiges Stück österreichischer Automobilgeschichte, das es weiter zu bewahren gilt. Wie man es richtig macht, haben seine Besitzer hinlänglich und eindrucksvoll bewiesen!

Chassis: 304809
Motor: 304809
Aufbau: 304
Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung von 1947


Buyers hotline Mon.-Fri.: 10.00am - 4.00pm
oldtimer@dorotheum.at

+43 1 515 60 428
Auction: Classic Cars
Auction type: Saleroom auction with Live Bidding
Date: 16.10.2021 - 16:00
Location: Messezentrum Salzburg
Exhibition: Freitag, 15.10.2021 bis Samstag, 16.10.2021 09-18 Uhr


** Purchase price incl. charges and taxes

It is not possible to turn in online buying orders anymore. The auction is in preparation or has been executed already.