Lotto No. 72 V


2008 Mercedes-Benz SLR McLaren 722 GT


2008 Mercedes-Benz SLR McLaren 722 GT - Autoveicoli d'epoca

Einer von nur 12 gebauten SLR 722 GT
Entwickelt und gebaut von Ray Mallock Limited
Ausgeliefert an die kroatische Mercedes-Benz Vertretung Euroline
Zweifacher Sieger in Spa-Francorchamps
Reinrassiger Rennsportwagen


Im Jänner 1999 auf der North American International Auto Show in Detroit überraschte Mercedes-Benz mit einem Concept Car namens „Vision SLR“. So sollten die Silberpfeile des 21. Jahrhunderts aussehen und deshalb durfte er auch den Ehrfurcht gebietenden Namen jenes Urahns tragen, mit dem Mercedes fast ein halbes Jahrhundert zuvor die Konkurrenz in allen Disziplinen gebügelt hatte. Der W196 dominierte die Formel 1 genauso wie die Sportwagen-Meisterschaft, gewann Weltmeistertitel da wie dort, doch mit Ende des Jahres 1955 endete seine Karriere, da Mercedes sich auf die Serienproduktion konzentrieren wollte und der Schrecken des verheerenden Unfalls in Le Mans immer noch tief saß.

Der Vision SLR war aber mehr als nur eine Designstudie, die für schnelles Aufsehen sorgen sollte. Bereits auf der IAA in Frankfurt folgte eine offene Version, die außerdem mit ersten Zahlen aufzuwarten wusste. Die lauteten: 5 Liter Hubraum, 8 Zylinder in V-Form und mit Kompressor 565 Pferdestärken und 720 Newtonmeter an Drehmoment. Presse und Öffentlichkeit waren höchst angetan, und Mercedes versprach ernsthaft den neuen SLR auch tatsächlich in Serie zu schicken. Mit AMG hatte man eigentlich die passende Edelschmiede für solche Unvernünftigkeiten im eigenen Haus, von dort sollten aber nur der Motor und das Getriebe kommen. Für den Rest wandte man sich nach England, wo mit McLaren der Partner für die Formel 1 zu Hause war, mit dem man gerade erst zwei Mal die Weltmeisterschaft gewonnen hatte.

Während AMG in Sachen Hubraum und Leistung im Vergleich zum Konzeptwagen noch ein ordentliches Schäuferl drauflegte, begann man in England praktisch noch einmal von vorne. Der Motor wanderte zurück hinter die Vorderachse und saß nun genau einen Meter hinter der vorderen Stoßstange. Damit musste auch die Spritzwand entsprechend angepasst werden. Die Karosserie bestand komplett aus kohlenfaserverstärktem Kunststoff, nur der Motorträger war aus Aluminium. Der SLR verfügte über aktive Aerodynamik mit einem sich automatisch verstellenden Heckspoiler, der sich aber auch vom Fahrer manuell einstellen ließ. Der Unterboden war komplett glatt verkleidet und mündete hinten in einen Heckdiffusor, der noch einmal für mehr Anpressdruck sorgte. Für einen üblichen Auspuff blieb daher kein Platz und die Abgase wurden schon vorne am Schweller ins Freie geleitet.

Gewaltige Karbon-Keramikbremsen mit einer Art brake-by-wire System sorgten dafür, dass der SLR wieder zum Stehen kam. Selbst bei 1.200° Celsius sollte noch kein Fading auftreten und im Nassen streiften die Beläge die Feuchtigkeit automatisch ab.

Beim Motor griff AMG tief in die Trickkiste und zauberte einen famosen Vollaluminium-V8 mit 90 Grad Öffnungswinkel, drei Ventilen pro Zylinder und Trockensumpf-Schmierung. Aus 5.439 ccm Hubraum holte man mittels Kompressor und einer Verdichtung von 8,8 zu 1 ganze 626 PS und ein Drehmoment von 780 Newtonmetern. Zwei Intercooler sorgten dafür, dass dem Kompressor dabei nicht zu heiß wurde.

Optisch retuschierte man den finalen SLR im Vergleich zur Studie nur marginal. Vier Jahre nach dem Concept Car präsentierte man den fertigen Mercedes-Benz SLR McLaren am 17. November 2003 der Öffentlichkeit. Die ersten Tests stellten jegliche Konkurrenz auf Anhieb in den Schatten. Keine dreieinhalb Sekunden dauerte der Sprint auf 100 und erst jenseits der 330 km/h war das Ende der Fahnenstange erreicht.

Der SLR sollte von Anfang an auf maximal 3.500 Exemplare limitiert sein. Dass sich Mercedes darüber keine allzu großen Sorgen machen musste, dafür sorgte alleine schon der Neupreis von über 450.000 Euro.

2006 legten Mercedes-Benz und McLaren noch einmal nach. In Erinnerung an den Sieg von Stirling Moss bei der Mille Miglia 1955 brachte man den SLR 722 Edition. Die auf den ersten Blick etwas eigentümliche Zahl entsprach der Startzeit und damit auch der Startnummer bei der damaligen Jahrhundertfahrt im W196. Der SLR wurde in über 300 Teilen überarbeitet, die hauptsächlich dem Gewicht und der Leistung zugute kamen. Ersteres sank um 44 Kilo, letztere stieg um 25 PS und 40 Nm. Als kleiner Nebeneffekt stieg auch der Preis um 20.000 Euro. Dafür gab es ab 2007 auch endlich einen offenen Roadster, natürlich auch in der 722 Edition. Beide 722er Modelle wurden noch einmal aufs Minimalste limitiert, das hieß 150 Coupés und 150 Roadster.

Wer dachte, mehr ginge nicht mehr, der wurde im Herbst 2007 eines Besseren belehrt. Zuvor schon hatten Gerüchte die Runde gemacht, dass Mercedes mit dem SLR als Basis eventuell in die GT1 Klasse einsteigen würde und tatsächlich präsentierte man eine reinrassige Rennversion des SLR, im vollen Namen Mercedes-Benz SLR McLaren 722 GT genannt. Intention war aber nicht ein Einstieg in die Sportwagen-Weltmeisterschaft, sondern dem betuchten Gentleman Driver eine ganz private und exklusive Spielwiese zu bieten. Mit der SLR Trophy war eine eigene Rennserie für 2008 angekündigt, in der die Besitzer gemeinsam mit ehemaligen Rennfahrern als Teamkollegen sich würden austoben können.

21 solche SLR 722 GT sollten entstehen um den Vorgaben der FIA Genüge zu tun. Um aus ihm einen echten Rennwagen zu machen, vertraute man den SLR Ray Mallock und seiner Firma RML an, die auf langjährige Erfahrung im Motorsport und Rennwagenbau zurückblicken konnten. Als RML mit dem 722 GT fertig war, erinnerte praktisch nichts mehr an den Serien-SLR. Die Karosserie war verbreitert worden, und am Heck sorgte nun ein gewaltiger Flügel für den Abtrieb.

Das Fahrwerk wurde komplett neu entwickelt und die Bremsen entsprachen den FIA-Regularien. Im Innenraum machten der Käfig, die Recaro Rennsitze und das F1-artige Lenkrad mitsamt dem Schalterdschungel von einer Mittelkonsole auf den ersten Blick klar, dass die 722 GT nur für einen Zweck gebaut wurden.

Aus dem Motor holte man noch einmal 30 PS mehr, womit man bei 680 stand und 868 Nm maximalem Drehmoment. Geschaltet wurde weiterhin mit der AMG 5-Gang Automatik mit Schaltpaddles am Lenkrad. Am wesentlichsten fiel aber im wahrsten Sinne des Wortes ins Gewicht, dass der 722 GT im Vergleich zum Serien 722er ganze 398 Kilogramm abgespeckt hatte.

Wer an der Rennserie teilnehmen wollte, vor allem, wer es sich leisten konnte, der konnte entweder seinen neuen oder gebrauchten SLR bei Ray Mallock umbauen lassen, oder dort gleich einen fertigen 722 GT bestellen. RML sollte auch die professionelle Betreuung aller Kunden bei den Rennen zur Verfügung stellen. Je nach Ausgangsbasis kostete der Umbau entweder 600.000 Euro oder mehr. Dazu kam dann noch das Basisfahrzeug. Damit war der Kundenkreis dann doch allzu sehr eingeschränkt.

Obwohl für 2008 ein fertiges Programm für die SLR Trophy stand, konnten sich nur 12 Abnehmer für den 722 GT finden lassen. Die Serie fand dann trotzdem statt, aber nur die erste Saison, dann legte die FIA aufgrund der niedrigen Stückzahl ihr Veto ein und die SLR Trophy war auch schon wieder Geschichte.

Zu den prominenten Namen, mit denen sich die Besitzer ihre Cockpits teilten, zählten unter anderem Jean Alesi, Klaus Ludwig, Jochen Mass oder Christina Surer.

Für Mercedes sollte sich das zum Fiasko entwickeln, denn man war gezwungen einige der bereits ausgelieferten 722 GT zähneknirschend wieder zurückzunehmen. Wie man so hört, soll daraufhin in Untertürkheim der eine oder andere Kopf gerollt sein. Noch einmal machte das Gerücht die Runde, dass der SLR 722 GT doch in the GT1-Weltmeisterschaft geschickt würde. Es blieb aber beim Gerücht, im Gegenteil, noch im selben Jahr verkündete Mercedes das Ende der SLR-Produktion.

Dieser SLR 722 GT ist die Nummer 9 von den 12 tatsächlich gebauten. Er wurde an den kroatischen Mercedes-Generalimporteur Euroline d.o.o. und deren Chef Braco Radovanovic ausgeliefert. Deshalb erhielt er von RML auch als einziger der 722 GT eine Dreifarbenlackierung in den Farben der kroatischen Flagge. Die Karomuster sind hingegen nur geklebt.

Radovanovic betrieb mit Euroline seit Jahren ein erfolgreiches Rennteam im Truck-Rennsport, bei der Premiere der SLR Trophy in Le Castellet auf dem Circuit Paul Ricard nahm er jedoch selbst hinterm Lenkrad Platz und belegte im zweiten Rennen den dritten Platz.

In den Ergebnislisten der einzigen Saison taucht der 722 GT mit der Nummer 9 nur noch bei einer weiteren Station auf, dafür aber ganz oben. Beide Rennen in Spa-Francorchamps konnte dieser SLR gewinnen. Platz am Steuer nahm dabei aber nicht Radovanovic selbst, sondern mit Niko Pulic der Stammpilot des Euroline Rennteams.

Nach Ende der Saison war die Nummer 9 einer jener SLR, die Mercedes hatte zurücknehmen müssen. Ein deutscher Sammler kaufte in Stuttgart gleich ein Paket von drei 722 GT, dieser war einer davon. Einmal noch wechselte der SLR den Besitzer und landete letztlich beim Einbringer in besten Händen. Der hegte und pflegte das Ungetüm, so wie es sich gehört, weshalb der SLR heute noch wie neu aussieht. Ihre Karriere mag eine kurze gewesen sein, aber die SLR 722 GT sind doch absolut beeindruckende Rennwagen und längst Sammlerstücke, weil es nur 12 von ihnen gibt.

Chassis: WDD1993761M000214,
RML No.: P116-009,
Papiere: Rechnung vom Verkäufer (vollbesteuerter Vermittlungsverkauf),
Zubehör: unlackierte Frontschütze und Motorhaube und eine Garnitur Felgen mit Slicks

29.08.2020 - 15:00

Stima:
EUR 700.000,- a EUR 1.000.000,-

2008 Mercedes-Benz SLR McLaren 722 GT


Einer von nur 12 gebauten SLR 722 GT
Entwickelt und gebaut von Ray Mallock Limited
Ausgeliefert an die kroatische Mercedes-Benz Vertretung Euroline
Zweifacher Sieger in Spa-Francorchamps
Reinrassiger Rennsportwagen


Im Jänner 1999 auf der North American International Auto Show in Detroit überraschte Mercedes-Benz mit einem Concept Car namens „Vision SLR“. So sollten die Silberpfeile des 21. Jahrhunderts aussehen und deshalb durfte er auch den Ehrfurcht gebietenden Namen jenes Urahns tragen, mit dem Mercedes fast ein halbes Jahrhundert zuvor die Konkurrenz in allen Disziplinen gebügelt hatte. Der W196 dominierte die Formel 1 genauso wie die Sportwagen-Meisterschaft, gewann Weltmeistertitel da wie dort, doch mit Ende des Jahres 1955 endete seine Karriere, da Mercedes sich auf die Serienproduktion konzentrieren wollte und der Schrecken des verheerenden Unfalls in Le Mans immer noch tief saß.

Der Vision SLR war aber mehr als nur eine Designstudie, die für schnelles Aufsehen sorgen sollte. Bereits auf der IAA in Frankfurt folgte eine offene Version, die außerdem mit ersten Zahlen aufzuwarten wusste. Die lauteten: 5 Liter Hubraum, 8 Zylinder in V-Form und mit Kompressor 565 Pferdestärken und 720 Newtonmeter an Drehmoment. Presse und Öffentlichkeit waren höchst angetan, und Mercedes versprach ernsthaft den neuen SLR auch tatsächlich in Serie zu schicken. Mit AMG hatte man eigentlich die passende Edelschmiede für solche Unvernünftigkeiten im eigenen Haus, von dort sollten aber nur der Motor und das Getriebe kommen. Für den Rest wandte man sich nach England, wo mit McLaren der Partner für die Formel 1 zu Hause war, mit dem man gerade erst zwei Mal die Weltmeisterschaft gewonnen hatte.

Während AMG in Sachen Hubraum und Leistung im Vergleich zum Konzeptwagen noch ein ordentliches Schäuferl drauflegte, begann man in England praktisch noch einmal von vorne. Der Motor wanderte zurück hinter die Vorderachse und saß nun genau einen Meter hinter der vorderen Stoßstange. Damit musste auch die Spritzwand entsprechend angepasst werden. Die Karosserie bestand komplett aus kohlenfaserverstärktem Kunststoff, nur der Motorträger war aus Aluminium. Der SLR verfügte über aktive Aerodynamik mit einem sich automatisch verstellenden Heckspoiler, der sich aber auch vom Fahrer manuell einstellen ließ. Der Unterboden war komplett glatt verkleidet und mündete hinten in einen Heckdiffusor, der noch einmal für mehr Anpressdruck sorgte. Für einen üblichen Auspuff blieb daher kein Platz und die Abgase wurden schon vorne am Schweller ins Freie geleitet.

Gewaltige Karbon-Keramikbremsen mit einer Art brake-by-wire System sorgten dafür, dass der SLR wieder zum Stehen kam. Selbst bei 1.200° Celsius sollte noch kein Fading auftreten und im Nassen streiften die Beläge die Feuchtigkeit automatisch ab.

Beim Motor griff AMG tief in die Trickkiste und zauberte einen famosen Vollaluminium-V8 mit 90 Grad Öffnungswinkel, drei Ventilen pro Zylinder und Trockensumpf-Schmierung. Aus 5.439 ccm Hubraum holte man mittels Kompressor und einer Verdichtung von 8,8 zu 1 ganze 626 PS und ein Drehmoment von 780 Newtonmetern. Zwei Intercooler sorgten dafür, dass dem Kompressor dabei nicht zu heiß wurde.

Optisch retuschierte man den finalen SLR im Vergleich zur Studie nur marginal. Vier Jahre nach dem Concept Car präsentierte man den fertigen Mercedes-Benz SLR McLaren am 17. November 2003 der Öffentlichkeit. Die ersten Tests stellten jegliche Konkurrenz auf Anhieb in den Schatten. Keine dreieinhalb Sekunden dauerte der Sprint auf 100 und erst jenseits der 330 km/h war das Ende der Fahnenstange erreicht.

Der SLR sollte von Anfang an auf maximal 3.500 Exemplare limitiert sein. Dass sich Mercedes darüber keine allzu großen Sorgen machen musste, dafür sorgte alleine schon der Neupreis von über 450.000 Euro.

2006 legten Mercedes-Benz und McLaren noch einmal nach. In Erinnerung an den Sieg von Stirling Moss bei der Mille Miglia 1955 brachte man den SLR 722 Edition. Die auf den ersten Blick etwas eigentümliche Zahl entsprach der Startzeit und damit auch der Startnummer bei der damaligen Jahrhundertfahrt im W196. Der SLR wurde in über 300 Teilen überarbeitet, die hauptsächlich dem Gewicht und der Leistung zugute kamen. Ersteres sank um 44 Kilo, letztere stieg um 25 PS und 40 Nm. Als kleiner Nebeneffekt stieg auch der Preis um 20.000 Euro. Dafür gab es ab 2007 auch endlich einen offenen Roadster, natürlich auch in der 722 Edition. Beide 722er Modelle wurden noch einmal aufs Minimalste limitiert, das hieß 150 Coupés und 150 Roadster.

Wer dachte, mehr ginge nicht mehr, der wurde im Herbst 2007 eines Besseren belehrt. Zuvor schon hatten Gerüchte die Runde gemacht, dass Mercedes mit dem SLR als Basis eventuell in die GT1 Klasse einsteigen würde und tatsächlich präsentierte man eine reinrassige Rennversion des SLR, im vollen Namen Mercedes-Benz SLR McLaren 722 GT genannt. Intention war aber nicht ein Einstieg in die Sportwagen-Weltmeisterschaft, sondern dem betuchten Gentleman Driver eine ganz private und exklusive Spielwiese zu bieten. Mit der SLR Trophy war eine eigene Rennserie für 2008 angekündigt, in der die Besitzer gemeinsam mit ehemaligen Rennfahrern als Teamkollegen sich würden austoben können.

21 solche SLR 722 GT sollten entstehen um den Vorgaben der FIA Genüge zu tun. Um aus ihm einen echten Rennwagen zu machen, vertraute man den SLR Ray Mallock und seiner Firma RML an, die auf langjährige Erfahrung im Motorsport und Rennwagenbau zurückblicken konnten. Als RML mit dem 722 GT fertig war, erinnerte praktisch nichts mehr an den Serien-SLR. Die Karosserie war verbreitert worden, und am Heck sorgte nun ein gewaltiger Flügel für den Abtrieb.

Das Fahrwerk wurde komplett neu entwickelt und die Bremsen entsprachen den FIA-Regularien. Im Innenraum machten der Käfig, die Recaro Rennsitze und das F1-artige Lenkrad mitsamt dem Schalterdschungel von einer Mittelkonsole auf den ersten Blick klar, dass die 722 GT nur für einen Zweck gebaut wurden.

Aus dem Motor holte man noch einmal 30 PS mehr, womit man bei 680 stand und 868 Nm maximalem Drehmoment. Geschaltet wurde weiterhin mit der AMG 5-Gang Automatik mit Schaltpaddles am Lenkrad. Am wesentlichsten fiel aber im wahrsten Sinne des Wortes ins Gewicht, dass der 722 GT im Vergleich zum Serien 722er ganze 398 Kilogramm abgespeckt hatte.

Wer an der Rennserie teilnehmen wollte, vor allem, wer es sich leisten konnte, der konnte entweder seinen neuen oder gebrauchten SLR bei Ray Mallock umbauen lassen, oder dort gleich einen fertigen 722 GT bestellen. RML sollte auch die professionelle Betreuung aller Kunden bei den Rennen zur Verfügung stellen. Je nach Ausgangsbasis kostete der Umbau entweder 600.000 Euro oder mehr. Dazu kam dann noch das Basisfahrzeug. Damit war der Kundenkreis dann doch allzu sehr eingeschränkt.

Obwohl für 2008 ein fertiges Programm für die SLR Trophy stand, konnten sich nur 12 Abnehmer für den 722 GT finden lassen. Die Serie fand dann trotzdem statt, aber nur die erste Saison, dann legte die FIA aufgrund der niedrigen Stückzahl ihr Veto ein und die SLR Trophy war auch schon wieder Geschichte.

Zu den prominenten Namen, mit denen sich die Besitzer ihre Cockpits teilten, zählten unter anderem Jean Alesi, Klaus Ludwig, Jochen Mass oder Christina Surer.

Für Mercedes sollte sich das zum Fiasko entwickeln, denn man war gezwungen einige der bereits ausgelieferten 722 GT zähneknirschend wieder zurückzunehmen. Wie man so hört, soll daraufhin in Untertürkheim der eine oder andere Kopf gerollt sein. Noch einmal machte das Gerücht die Runde, dass der SLR 722 GT doch in the GT1-Weltmeisterschaft geschickt würde. Es blieb aber beim Gerücht, im Gegenteil, noch im selben Jahr verkündete Mercedes das Ende der SLR-Produktion.

Dieser SLR 722 GT ist die Nummer 9 von den 12 tatsächlich gebauten. Er wurde an den kroatischen Mercedes-Generalimporteur Euroline d.o.o. und deren Chef Braco Radovanovic ausgeliefert. Deshalb erhielt er von RML auch als einziger der 722 GT eine Dreifarbenlackierung in den Farben der kroatischen Flagge. Die Karomuster sind hingegen nur geklebt.

Radovanovic betrieb mit Euroline seit Jahren ein erfolgreiches Rennteam im Truck-Rennsport, bei der Premiere der SLR Trophy in Le Castellet auf dem Circuit Paul Ricard nahm er jedoch selbst hinterm Lenkrad Platz und belegte im zweiten Rennen den dritten Platz.

In den Ergebnislisten der einzigen Saison taucht der 722 GT mit der Nummer 9 nur noch bei einer weiteren Station auf, dafür aber ganz oben. Beide Rennen in Spa-Francorchamps konnte dieser SLR gewinnen. Platz am Steuer nahm dabei aber nicht Radovanovic selbst, sondern mit Niko Pulic der Stammpilot des Euroline Rennteams.

Nach Ende der Saison war die Nummer 9 einer jener SLR, die Mercedes hatte zurücknehmen müssen. Ein deutscher Sammler kaufte in Stuttgart gleich ein Paket von drei 722 GT, dieser war einer davon. Einmal noch wechselte der SLR den Besitzer und landete letztlich beim Einbringer in besten Händen. Der hegte und pflegte das Ungetüm, so wie es sich gehört, weshalb der SLR heute noch wie neu aussieht. Ihre Karriere mag eine kurze gewesen sein, aber die SLR 722 GT sind doch absolut beeindruckende Rennwagen und längst Sammlerstücke, weil es nur 12 von ihnen gibt.

Chassis: WDD1993761M000214,
RML No.: P116-009,
Papiere: Rechnung vom Verkäufer (vollbesteuerter Vermittlungsverkauf),
Zubehör: unlackierte Frontschütze und Motorhaube und eine Garnitur Felgen mit Slicks


Hotline dell'acquirente lun-ven: 10.00 - 16.00
oldtimer@dorotheum.at

+43 1 515 60 428
Asta: Autoveicoli d'epoca
Tipo d'asta: Asta in sala
Data: 29.08.2020 - 15:00
Luogo dell'asta: Vösendorf
Esposizione: 26.08. - 29.08.2020