Klenau, Paul v.,
dänischer Komponist, 1883 – 1946. E. Musikmanuskript: Michael Kohlhaas, Oper in 4 Akten (UA Stuttgart 1933), Partitur, 4 Teile, zusammen 797 S. lose in Lagen, schwarze und schwarzblaue Tinte, selten Bleistift, einige Korrekturen und Streichungen, einige Korrekturen mit Rotstift (nicht autograph), Paginierung mit Bleistift, Besitzvermerk am Titelblatt des I. Akts („Diese Partitur gehört Grethe“ = Margarethe Klimt, geb. Hentschel, Modedesignerin, 1892 – 1987, zweite Frau von Klenau), vor allem im Randbereich tw. fleckig, vereinzelte Randschäden, Titelblatt rissig, 4to. Beilage: Libretto (I. und II. Akt) nach der gleichnamigen Novelle von Heinrich von Kleist (1808 bzw. 1810), e. Manuskript Klenaus mit vier Bühnenbildskizzen, ca. 60 S., tw. fleckig und gebräunt, Klammern mit Rostspuren, 4to. weitere Beilagen.
Vollständige Partitur eines der bekanntesten Werke Klenaus. Anlässlich der Uraufführung in Stuttgart notiert der Musikwissenschaftler Hans Heinz Stuckenschmidt in den Musikblättern des Anbruch 15, Nov./ Dez. 1933 im Anschluss an allgemeine Überlegungen zur Rezeption bzw. Ablehnung der Zwölftonmusik durch den Nationalsozialismus: „In die Verwirrung dieser Fragen fällt die Stuttgarter Uraufführung der Klenauschen Oper wie ein Blitzstrahl. Denn hier wird plötzlich an sichtbarster Stelle von der nationalen Regierung ein Werk empfohlen, das klar und entschieden zur Sphäre der Neuen Musik gehört, eine Partitur, deren wesentlichste Teile zwölftönig komponiert sind, die auf harmonische, modulatorische Entwicklung mit geringen Ausnahmen verzichtet. (...) In der musikalischen Gestaltung verschweißt Klenau äußerst kühn zwei auseinanderstrebende Klang- und Melodienwelten: die moderne, ihm gemäße der zwölftonigen Reihen- und Motivkonstruktion, und die altertümliche von Liedern, Tänzen und Chorälen, die er der Literatur des 16. Jahrhunderts (in einem Fall sogar dem Werk Walters von der Vogelweide) entleiht. Es versteht sich bei einem Künstler von so viel Kultur, daß er diese Volkslieder, die in der Oper die Stellung einer Art archaischer Klangkulisse einnehmen, nicht „modern“, d.h. romantisch harmonisiert und symphoniert, sondern in ihrer zeitgebundenen Urfassung stehen läßt (zit. nach universal-edition.com/Werke/Michael-Kohlhaas/P0026616). Vgl. H. - G. Klein, Atonalität in den Opern von Paul von Klenau und Winfried Zillig – zur Duldung einer im Nationalsozialismus verfemten Kompositionstechnik, in: C. - L. Mahling und S. Wiesmann (Hg), Bericht über den Internationalen Musikwissenschaftlichen Kongress Bayreuth 1981. Internationaler Musikwissenschaftlicher Kongress, Gesellschaft für Musikforschung, Bayreuth, 1981, S. 490 – 494. E. Richter schließt ihre durchaus positive Besprechung der Aufführung von Michael Kohlhaas an der dänischen Nationaloper 2019 mit den Worten: „Paul von Klenaus „Michael Kohlhaas“ ist ein lohnendes Werk der 1930er Jahre, das stilistisch einen interessanten Mittelweg zwischen Schreker/ Zemlinky/ Strauss und Schönberg oder Berg geht. Dass Klenau sich zwar mit den Nationalsozialisten arrangierte – aber weit weniger als etwa Richard Strauss – sollte kritisch gesehen werden, aber kein Hinderungsgrund sein, sein Opernschaffen zu entdecken“ (deutschlandfunk.de/oper-michael-kohlhaas-hold-oder-terrorist-100html, Zugriff 26. 2. 2024). Zu den Briefen von Schönberg an Klenau vgl. Kat.-Nr. 272. Siehe auch Kat.-Nr. 230 (H. E. Apostel).
Esperto: Mag. Andreas Löbbecke
Mag. Andreas Löbbecke
+43-1-515 60-389
books@dorotheum.at
27.06.2024 - 16:05
- Prezzo realizzato: **
-
EUR 15.000,-
- Prezzo di partenza:
-
EUR 12.000,-
Klenau, Paul v.,
dänischer Komponist, 1883 – 1946. E. Musikmanuskript: Michael Kohlhaas, Oper in 4 Akten (UA Stuttgart 1933), Partitur, 4 Teile, zusammen 797 S. lose in Lagen, schwarze und schwarzblaue Tinte, selten Bleistift, einige Korrekturen und Streichungen, einige Korrekturen mit Rotstift (nicht autograph), Paginierung mit Bleistift, Besitzvermerk am Titelblatt des I. Akts („Diese Partitur gehört Grethe“ = Margarethe Klimt, geb. Hentschel, Modedesignerin, 1892 – 1987, zweite Frau von Klenau), vor allem im Randbereich tw. fleckig, vereinzelte Randschäden, Titelblatt rissig, 4to. Beilage: Libretto (I. und II. Akt) nach der gleichnamigen Novelle von Heinrich von Kleist (1808 bzw. 1810), e. Manuskript Klenaus mit vier Bühnenbildskizzen, ca. 60 S., tw. fleckig und gebräunt, Klammern mit Rostspuren, 4to. weitere Beilagen.
Vollständige Partitur eines der bekanntesten Werke Klenaus. Anlässlich der Uraufführung in Stuttgart notiert der Musikwissenschaftler Hans Heinz Stuckenschmidt in den Musikblättern des Anbruch 15, Nov./ Dez. 1933 im Anschluss an allgemeine Überlegungen zur Rezeption bzw. Ablehnung der Zwölftonmusik durch den Nationalsozialismus: „In die Verwirrung dieser Fragen fällt die Stuttgarter Uraufführung der Klenauschen Oper wie ein Blitzstrahl. Denn hier wird plötzlich an sichtbarster Stelle von der nationalen Regierung ein Werk empfohlen, das klar und entschieden zur Sphäre der Neuen Musik gehört, eine Partitur, deren wesentlichste Teile zwölftönig komponiert sind, die auf harmonische, modulatorische Entwicklung mit geringen Ausnahmen verzichtet. (...) In der musikalischen Gestaltung verschweißt Klenau äußerst kühn zwei auseinanderstrebende Klang- und Melodienwelten: die moderne, ihm gemäße der zwölftonigen Reihen- und Motivkonstruktion, und die altertümliche von Liedern, Tänzen und Chorälen, die er der Literatur des 16. Jahrhunderts (in einem Fall sogar dem Werk Walters von der Vogelweide) entleiht. Es versteht sich bei einem Künstler von so viel Kultur, daß er diese Volkslieder, die in der Oper die Stellung einer Art archaischer Klangkulisse einnehmen, nicht „modern“, d.h. romantisch harmonisiert und symphoniert, sondern in ihrer zeitgebundenen Urfassung stehen läßt (zit. nach universal-edition.com/Werke/Michael-Kohlhaas/P0026616). Vgl. H. - G. Klein, Atonalität in den Opern von Paul von Klenau und Winfried Zillig – zur Duldung einer im Nationalsozialismus verfemten Kompositionstechnik, in: C. - L. Mahling und S. Wiesmann (Hg), Bericht über den Internationalen Musikwissenschaftlichen Kongress Bayreuth 1981. Internationaler Musikwissenschaftlicher Kongress, Gesellschaft für Musikforschung, Bayreuth, 1981, S. 490 – 494. E. Richter schließt ihre durchaus positive Besprechung der Aufführung von Michael Kohlhaas an der dänischen Nationaloper 2019 mit den Worten: „Paul von Klenaus „Michael Kohlhaas“ ist ein lohnendes Werk der 1930er Jahre, das stilistisch einen interessanten Mittelweg zwischen Schreker/ Zemlinky/ Strauss und Schönberg oder Berg geht. Dass Klenau sich zwar mit den Nationalsozialisten arrangierte – aber weit weniger als etwa Richard Strauss – sollte kritisch gesehen werden, aber kein Hinderungsgrund sein, sein Opernschaffen zu entdecken“ (deutschlandfunk.de/oper-michael-kohlhaas-hold-oder-terrorist-100html, Zugriff 26. 2. 2024). Zu den Briefen von Schönberg an Klenau vgl. Kat.-Nr. 272. Siehe auch Kat.-Nr. 230 (H. E. Apostel).
Esperto: Mag. Andreas Löbbecke
Mag. Andreas Löbbecke
+43-1-515 60-389
books@dorotheum.at
Hotline dell'acquirente
lun-ven: 10.00 - 17.00
stamps@dorotheum.at +43 1 515 60 323 |
Asta: | Autografi, manoscritti, documenti |
Tipo d'asta: | Asta online |
Data: | 27.06.2024 - 16:05 |
Luogo dell'asta: | Wien | Palais Dorotheum |
Esposizione: | 22.06. - 27.06.2024 |
** Prezzo di acquisto, esclusa la tassa e l'IVA dell'acquirente
Non è più possibile effettuare un ordine di acquisto su Internet. L'asta è in preparazione o è già stata eseguita.