Lot Nr. 721


Gerhard Richter *


(Dresden 1932 geb.)
Rot-Blau-Gelb, 1973, rückseitig signiert, datiert Richter 73 und nummeriert 86 (aus einer Auflage von 100 Originalen), Öl auf Leinwand, 26,4 x 53,4 cm, Ed. Galerie Seriaal, Amsterdam, gerahmt, (PS)

Video ansehen: Contemporary Art | November 2015 | Austrian and German Artists

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland

Literatur:
Jürgen Harten (Hrsg.), Gerhard Richter - Bilder/Paintings 1962–1985, mit dem Werkverzeichnis von Dietmar Elger, Köln 1986, Werkverzeichnis Nr. 338/86, Abb. S. 163
Hubertus Butin, Stefan Gronert, Gerhard Richter Editionen 1965–2004, Ostfildern-Ruit 2004, Nr. 50, S. 190 (Abb. von einem anderen Exemplar)

„Meine Malerei ist gegenstandslos; aber den Gegenständen ähnlich ist sie selbst objektiviert. Das macht sie inhalts-, bedeutungs- und sinnlos wie Gegenstände oder Bäume, Tiere, Menschen oder Tage, die ohne Zweck und ohne Ziel existieren. Es dreht sich alles um diese Qualität. (Dennoch gibt es gute und schlechte Bilder.)“(1)
(1) Gerhard Richter. Text 1961 bis 2007. Schriften, Interviews, Briefe, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2008, S. 133

Als er im Jahr 1973 an Rot-Blau-Gelb arbeitete, hängte Richter einhundert Leinwände identischen Maßes Seite an Seite auf, um eine große Oberfläche zu erzeugen, auf der er einen einzigen breiten Pinsel verwendete, um endlose Farbstreifen zu zeichnen, welche die Leinwand in den drei Primärfarben rot, blau und gelb durchqueren, bis die Schatten ihre Einzigartigkeit verloren, um sich in einem uniformen Komplex zu vermischen. Alles was sichtbar blieb, war ein fixierter und geformter Pinselstrich, der keinem eindeutig verständlichen System folgte, und die einfachen Bänder aus scheinbar geflochtener Farbe, die zum Inhalt des Bildes erhoben wurden. Die Bewegungen schienen nirgendwo zu beginnen und nirgendwo zu enden, während sie sich weigern irgendeinem nachvollziehbaren Rhythmus zu folgen.(2)

Danach wurden die einhundert individuellen Teile auseinander genommen und einzeln verkauft, wodurch die Erfahrung jeder harmonischen Komposition im gesamten Stück abgedeckt wurde und der Zweifel, der Skeptizismus offenbart wurde, den Richter gegenüber jeder objektiven Realität fühlt, wodurch das Phänomen um uns unterstreicht wird.

Das Versetzen jedes Schnipsels des gesamten Bild, der zufällig wieder auftaucht, in einen anderen Kontext hat umfassende Konsequenzen: Details erhalten plötzlich eine dominante Position in der inneren Bearbeitung des Bildes, indem sie durch die Veränderung ihrer Dimensionen und die neue Aufteilung Einfluss ausüben.

Dieses Phänomen fällt besonders im vorliegenden Werk auf, wenn man berücksichtigt, wie die durchgehenden Pinselstriche im unteren Drittel des Bildes jetzt im Vordergrund gezeichnet scheinen. Folglich stellt jedes Exzerpt eine ästhetisch ‚gültige‘ Malerei dar, die dank den übereinander liegenden, einander kreuzenden, in die Farbe geätzten Spuren ihren eigenen individuellen Charakter offenbart.(3)
(2) Siehe Werkverzeichnis Butin S. 34
(3) Siehe Werkverzeichnis Butin S. 35

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de

25.11.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 198.200,-
Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 180.000,-

Gerhard Richter *


(Dresden 1932 geb.)
Rot-Blau-Gelb, 1973, rückseitig signiert, datiert Richter 73 und nummeriert 86 (aus einer Auflage von 100 Originalen), Öl auf Leinwand, 26,4 x 53,4 cm, Ed. Galerie Seriaal, Amsterdam, gerahmt, (PS)

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Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland

Literatur:
Jürgen Harten (Hrsg.), Gerhard Richter - Bilder/Paintings 1962–1985, mit dem Werkverzeichnis von Dietmar Elger, Köln 1986, Werkverzeichnis Nr. 338/86, Abb. S. 163
Hubertus Butin, Stefan Gronert, Gerhard Richter Editionen 1965–2004, Ostfildern-Ruit 2004, Nr. 50, S. 190 (Abb. von einem anderen Exemplar)

„Meine Malerei ist gegenstandslos; aber den Gegenständen ähnlich ist sie selbst objektiviert. Das macht sie inhalts-, bedeutungs- und sinnlos wie Gegenstände oder Bäume, Tiere, Menschen oder Tage, die ohne Zweck und ohne Ziel existieren. Es dreht sich alles um diese Qualität. (Dennoch gibt es gute und schlechte Bilder.)“(1)
(1) Gerhard Richter. Text 1961 bis 2007. Schriften, Interviews, Briefe, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2008, S. 133

Als er im Jahr 1973 an Rot-Blau-Gelb arbeitete, hängte Richter einhundert Leinwände identischen Maßes Seite an Seite auf, um eine große Oberfläche zu erzeugen, auf der er einen einzigen breiten Pinsel verwendete, um endlose Farbstreifen zu zeichnen, welche die Leinwand in den drei Primärfarben rot, blau und gelb durchqueren, bis die Schatten ihre Einzigartigkeit verloren, um sich in einem uniformen Komplex zu vermischen. Alles was sichtbar blieb, war ein fixierter und geformter Pinselstrich, der keinem eindeutig verständlichen System folgte, und die einfachen Bänder aus scheinbar geflochtener Farbe, die zum Inhalt des Bildes erhoben wurden. Die Bewegungen schienen nirgendwo zu beginnen und nirgendwo zu enden, während sie sich weigern irgendeinem nachvollziehbaren Rhythmus zu folgen.(2)

Danach wurden die einhundert individuellen Teile auseinander genommen und einzeln verkauft, wodurch die Erfahrung jeder harmonischen Komposition im gesamten Stück abgedeckt wurde und der Zweifel, der Skeptizismus offenbart wurde, den Richter gegenüber jeder objektiven Realität fühlt, wodurch das Phänomen um uns unterstreicht wird.

Das Versetzen jedes Schnipsels des gesamten Bild, der zufällig wieder auftaucht, in einen anderen Kontext hat umfassende Konsequenzen: Details erhalten plötzlich eine dominante Position in der inneren Bearbeitung des Bildes, indem sie durch die Veränderung ihrer Dimensionen und die neue Aufteilung Einfluss ausüben.

Dieses Phänomen fällt besonders im vorliegenden Werk auf, wenn man berücksichtigt, wie die durchgehenden Pinselstriche im unteren Drittel des Bildes jetzt im Vordergrund gezeichnet scheinen. Folglich stellt jedes Exzerpt eine ästhetisch ‚gültige‘ Malerei dar, die dank den übereinander liegenden, einander kreuzenden, in die Farbe geätzten Spuren ihren eigenen individuellen Charakter offenbart.(3)
(2) Siehe Werkverzeichnis Butin S. 34
(3) Siehe Werkverzeichnis Butin S. 35

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.11.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.11. - 25.11.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.