Lot Nr. 94


Michele Marieschi


Michele Marieschi - Alte Meister

(Venedig 1710–1743)
Capriccio mit Ruinen an einer Küste,
Öl auf Leinwand, 55,5 x 72,5 cm gerahmt

Provenienz:
Europäischer Privatbesitz

Wir danken Ralph Toledano für die Bestätigung der Zuschreibung auf Grundlage einer hochauflösenden Digitalfotografie.

Michele Marieschi schuf im Laufe seines kurzen Lebens zahlreiche Capricci von hoher Qualität. Er ließ sich dafür durch die Realität inspirieren, übertrug die realistischen Architekturmotive dabei jedoch in ein seiner Phantasie entsprungenes Ambiente. Bei den meisten seiner Capricci handelt es sich um Fluss- oder Seelandschaften, in denen im Hintergrund oftmals Dörfer mit baufälligen Häusern und Türmen und im Vordergrund, gleichsam als Repoussoirmotive, antike oder gotische Ruinen dargestellt sind. Die kompositionelle Konzeption und die Gegenüberstellung eines verschatteten Vorder- mit einem lichterfüllten Hintergrund zeugen von einem Einfluss Marco Riccis auf die Landschaftsbilder Marieschis.

Das vorliegende Bild steht in Marieschis Schaffen insbesondere dem Capriccio mit ländlichen Häusern an einem Flussufer (Minneapolis, Institute of Art) und dem Capriccio mit einem Dorf an einem Flussufer (London, National Gallery) nahe, die Pedrocco zufolge in das vierte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts zu datieren sind (F. Pedrocco, in: F. Montecuccoli degli Erri/F. Pedrocco, Michele Marieschi. La vita, l´ambiente, l´opera, Mailand 1999, S. 350, Nr. 124, bzw. S. 344, Nr. 118). Im Londoner Bild zeigt sich nicht nur gleichermaßen Marieschis Vorliebe für breit angelegte Panoramen, sondern es enthält am linken Bildrand sogar dasselbe Repoussoirmotiv. Dieses Haus mit Holztreppe stellt ebenso wie der baufällige Turm rechts daneben Architekturmotive dar, die in zahlreichen Capricci Marieschis wiederkehren: So ist das Motiv des Hauses im Capriccio mit ländlichen Häusern und Reitern (Mailand, Privatsammlung; siehe F. Pedrocco ebd., 1999, S. 270, Nr. 50) nicht nur an derselben Stelle platziert, sondern sogar um dieselbe uns den Rücken zukehrende Figur (macchietta) ergänzt. Daneben verdeutlicht das vorliegende Bild auch anschaulich Marieschis Meisterschaft in der Evozierung von Atmosphäre durch eine dynamische Pinselführung und harmonisches Kolorit.

20.10.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 125.000,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Michele Marieschi


(Venedig 1710–1743)
Capriccio mit Ruinen an einer Küste,
Öl auf Leinwand, 55,5 x 72,5 cm gerahmt

Provenienz:
Europäischer Privatbesitz

Wir danken Ralph Toledano für die Bestätigung der Zuschreibung auf Grundlage einer hochauflösenden Digitalfotografie.

Michele Marieschi schuf im Laufe seines kurzen Lebens zahlreiche Capricci von hoher Qualität. Er ließ sich dafür durch die Realität inspirieren, übertrug die realistischen Architekturmotive dabei jedoch in ein seiner Phantasie entsprungenes Ambiente. Bei den meisten seiner Capricci handelt es sich um Fluss- oder Seelandschaften, in denen im Hintergrund oftmals Dörfer mit baufälligen Häusern und Türmen und im Vordergrund, gleichsam als Repoussoirmotive, antike oder gotische Ruinen dargestellt sind. Die kompositionelle Konzeption und die Gegenüberstellung eines verschatteten Vorder- mit einem lichterfüllten Hintergrund zeugen von einem Einfluss Marco Riccis auf die Landschaftsbilder Marieschis.

Das vorliegende Bild steht in Marieschis Schaffen insbesondere dem Capriccio mit ländlichen Häusern an einem Flussufer (Minneapolis, Institute of Art) und dem Capriccio mit einem Dorf an einem Flussufer (London, National Gallery) nahe, die Pedrocco zufolge in das vierte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts zu datieren sind (F. Pedrocco, in: F. Montecuccoli degli Erri/F. Pedrocco, Michele Marieschi. La vita, l´ambiente, l´opera, Mailand 1999, S. 350, Nr. 124, bzw. S. 344, Nr. 118). Im Londoner Bild zeigt sich nicht nur gleichermaßen Marieschis Vorliebe für breit angelegte Panoramen, sondern es enthält am linken Bildrand sogar dasselbe Repoussoirmotiv. Dieses Haus mit Holztreppe stellt ebenso wie der baufällige Turm rechts daneben Architekturmotive dar, die in zahlreichen Capricci Marieschis wiederkehren: So ist das Motiv des Hauses im Capriccio mit ländlichen Häusern und Reitern (Mailand, Privatsammlung; siehe F. Pedrocco ebd., 1999, S. 270, Nr. 50) nicht nur an derselben Stelle platziert, sondern sogar um dieselbe uns den Rücken zukehrende Figur (macchietta) ergänzt. Daneben verdeutlicht das vorliegende Bild auch anschaulich Marieschis Meisterschaft in der Evozierung von Atmosphäre durch eine dynamische Pinselführung und harmonisches Kolorit.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.10.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.10. - 20.10.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.