Lot Nr. 41


Giulio Carpioni


Giulio Carpioni - Alte Meister

(Venedig 1613–1678)
Iris im Reich des Hypnos,
Öl auf Leinwand, 108 x 137 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Dorotheum, 12. März 1998, Lot 146;
Auktion, Christie’s, London, 5. Juli 2007, Lot 44

Literatur:
A. Ballarin, Carpioni, by Giuseppe Maria Pilo, in: The Burlington Magazin, CV, 726, September 1963, S. 412, Abb. 34

Das vorliegende Gemälde, ein hervorragendes Werk aus der reifen Schaffenszeit des Künstlers, greift ein Thema aus den Metamorphosen Ovids auf (XI, 585–632). Erzählt wird die Geschichte von Hypnos, dem griechischen Gott des Schlafes, dessen Reich als Höhle in den Bergen beschrieben wird, welcher der Fluss Lethe entspringt – hier verkörpert durch den Flussgott im linken Bildvordergrund. Der geflügelte Hypnos, mit Schlafmohn bekränzt und mit seinem Attribut der Eule, erwacht beim Eintreffen von Iris, die von einem Regenbogen herabsteigt und eine Nachricht Junos überbringt. Seine Gefolgschaft, bestehend aus seinem Sohn Morpheus - ebenfalls geflügelt - und anderer Traumgottheiten, weicht müde vom Glanz Iris’ zurück.

Carpioni griff dieses in der traditionellen Ikonographie seltene Bildthema mehrfach auf. Ähnliche Fassungen befinden sich im Kunsthistorischen Museum, Wien und im Szépművészeti Múzeum, Budapest (vgl. G. M. Pilo, Giulio Carpioni, Venedig 1961, S. 126, Abb. 50 und S. 89, Abb. 61). Die vorliegende Komposition wird von Giuseppe Maria Pilo in die Mitte der 1660er Jahre datiert (schriftliche Mitteilung, 1998). In seiner lichten Tonalität und dem leuchtenden Kolorit steht es Werken aus der reifen Schaffensperiode des Künstlers nahe, wie dem Gemälde in der Sammlung Schönborn, Pommersfelden oder einem Gemälde aus einer Privatsammlung, Venedig (vgl. G. M. Pilo, 1961, S. 117, Abb. 112 und S. 107, Abb. 88).

Mythologische Szenen wie die vorliegende zählen ebenso wie seine Bacchanale zu den originellsten und unverwechselbaren Werken Carpionis. Sie zeigen eine Nähe zu Poussin, dessen Oeuvre der Maler bewunderte und das er aus Radierungen Pietro Testas kannte. Die Bühnenhaftigkeit der Komposition steht stärker in der Tradition Tizians und der venezianischen Malerei. Derartige Kabinettstücke waren dazu gedacht, dass man sich an ihnen erfreuen sollte, aber sie sollten auch zur intellektuellen Diskussion anregen. Die hohe Qualität und die vollendete Ausgewogenheit der Komposition zeigen Carpioni am Gipfel seiner Laufbahn, als er unterschiedlichste Einflüsse aufnahm und sie mit seinen eigenen, unverkennbaren Bildelementen kombinierte.

20.10.2015 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Giulio Carpioni


(Venedig 1613–1678)
Iris im Reich des Hypnos,
Öl auf Leinwand, 108 x 137 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Dorotheum, 12. März 1998, Lot 146;
Auktion, Christie’s, London, 5. Juli 2007, Lot 44

Literatur:
A. Ballarin, Carpioni, by Giuseppe Maria Pilo, in: The Burlington Magazin, CV, 726, September 1963, S. 412, Abb. 34

Das vorliegende Gemälde, ein hervorragendes Werk aus der reifen Schaffenszeit des Künstlers, greift ein Thema aus den Metamorphosen Ovids auf (XI, 585–632). Erzählt wird die Geschichte von Hypnos, dem griechischen Gott des Schlafes, dessen Reich als Höhle in den Bergen beschrieben wird, welcher der Fluss Lethe entspringt – hier verkörpert durch den Flussgott im linken Bildvordergrund. Der geflügelte Hypnos, mit Schlafmohn bekränzt und mit seinem Attribut der Eule, erwacht beim Eintreffen von Iris, die von einem Regenbogen herabsteigt und eine Nachricht Junos überbringt. Seine Gefolgschaft, bestehend aus seinem Sohn Morpheus - ebenfalls geflügelt - und anderer Traumgottheiten, weicht müde vom Glanz Iris’ zurück.

Carpioni griff dieses in der traditionellen Ikonographie seltene Bildthema mehrfach auf. Ähnliche Fassungen befinden sich im Kunsthistorischen Museum, Wien und im Szépművészeti Múzeum, Budapest (vgl. G. M. Pilo, Giulio Carpioni, Venedig 1961, S. 126, Abb. 50 und S. 89, Abb. 61). Die vorliegende Komposition wird von Giuseppe Maria Pilo in die Mitte der 1660er Jahre datiert (schriftliche Mitteilung, 1998). In seiner lichten Tonalität und dem leuchtenden Kolorit steht es Werken aus der reifen Schaffensperiode des Künstlers nahe, wie dem Gemälde in der Sammlung Schönborn, Pommersfelden oder einem Gemälde aus einer Privatsammlung, Venedig (vgl. G. M. Pilo, 1961, S. 117, Abb. 112 und S. 107, Abb. 88).

Mythologische Szenen wie die vorliegende zählen ebenso wie seine Bacchanale zu den originellsten und unverwechselbaren Werken Carpionis. Sie zeigen eine Nähe zu Poussin, dessen Oeuvre der Maler bewunderte und das er aus Radierungen Pietro Testas kannte. Die Bühnenhaftigkeit der Komposition steht stärker in der Tradition Tizians und der venezianischen Malerei. Derartige Kabinettstücke waren dazu gedacht, dass man sich an ihnen erfreuen sollte, aber sie sollten auch zur intellektuellen Diskussion anregen. Die hohe Qualität und die vollendete Ausgewogenheit der Komposition zeigen Carpioni am Gipfel seiner Laufbahn, als er unterschiedlichste Einflüsse aufnahm und sie mit seinen eigenen, unverkennbaren Bildelementen kombinierte.


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.10.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.10. - 20.10.2015

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