Lot Nr. 40


Pietro della Vecchia


Pietro della Vecchia - Alte Meister

(Venedig 1603–1678 Vicenza)
Junger Soldat mit Lanze und Schild,
Öl auf Leinwand, 116.5 x 92,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Alfa, 1939;
europäische Privatsammlung

Literatur:
Collezione ‘Alfa’ Raccolta d’arte, hrsg. von G. Scarpitti, Rom 1939, S. 112/13, Abb.

Wir danken Bernard Aikema, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.

Pietro della Vecchia besaß die Fähigkeit, in einer verblüffenden Vielzahl von Stilen zu arbeiten und widmete sich einer ebenso großen Bandbreite an Bildthemen – religiösen wie profanen. Innerhalb von della Vecchias Schaffen ist das vorliegende Gemälde insofern von besonderem Interesse, als es die ambivalente Haltung des Künstlers zur Kunst des venezianischen Goldenen Zeitalters, des Cinquecento, zeigt. Dieser Zwiespalt zeigt sich vor allem in della Vecchias sogenannten „giorgionesken“ Werken: Gemälden, in denen der Künstler von Giorgione ein Bild als Begründer der venezianischen Schule der Malerei zeichnet – eine Auffassung, der die traditionelle Kunstgeschichte im Großen und Ganzen immer noch folgt.

Das vorliegende Gemälde ist dafür ein Paradebeispiel. Es zeigt einen jungen Krieger, der ein Schwert und einen Schild trägt. Eine Druckgrafik des deutschen Prinzen Ruprecht von der Pfalz zeigt eine sehr ähnliche Komposition, die eindeutig auf einem (vermutlich verlorenen) Gemälde Pietro della Vecchias beruht. In der Druckgrafik Ruprechts trägt der Schild die Inschrift „Georio F“. Giorgione war der Autor zahlreicher Gemälde stolzer Krieger. Der deutsche Kunsthistoriograph Joachim von Sandrart erinnerte sich, dass er 1650 das Gemälde eines Kriegers mit gezogenem Schwert sah und es nur aufgrund der Qualität der Leinwand als Pietro della Vecchia und nicht als Giorgione identifizieren konnte, so perfekt war die Nachahmung von Giorgiones Malstil. Der Blick auf Pietro della Vecchia als „Erfinder“ von Giorgione-Gemälden wirft nicht nur ein interessantes Licht auf die Geschichte Giorgiones, sondern auch auf die Auffassung, dass der Maler aus Castelfranco ganz allgemein der Pionier einer neuen Malerei gewesen sei. Nichtsdestotrotz ist das vorliegende Gemälde ein beeindruckendes eigenständiges Kunstwerk.

Eine weitere eigenhändige Fassung verwahrt die Accademia Carrara in Bergamo (siehe B. Aikema, Pietro della Vecchia and the Heritage of the Renaissance in Venice, Florenz 1990, S. 152, Kat. 227, Abb. 105). Weitere Fassungen befanden sich in einer Mailänder Privatsammlung und in der Sammlung Schönborn in Wien. Sowohl das Bild der Accademia Carrara als auch das vorliegende Gemälde scheinen aus der Reifezeit des Künstlers, um 1650–1660, zu datieren.

Wir danken Bernard Aikema für die Katalogisierung des vorliegenden Lots.

20.10.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 26.670,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Pietro della Vecchia


(Venedig 1603–1678 Vicenza)
Junger Soldat mit Lanze und Schild,
Öl auf Leinwand, 116.5 x 92,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Alfa, 1939;
europäische Privatsammlung

Literatur:
Collezione ‘Alfa’ Raccolta d’arte, hrsg. von G. Scarpitti, Rom 1939, S. 112/13, Abb.

Wir danken Bernard Aikema, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.

Pietro della Vecchia besaß die Fähigkeit, in einer verblüffenden Vielzahl von Stilen zu arbeiten und widmete sich einer ebenso großen Bandbreite an Bildthemen – religiösen wie profanen. Innerhalb von della Vecchias Schaffen ist das vorliegende Gemälde insofern von besonderem Interesse, als es die ambivalente Haltung des Künstlers zur Kunst des venezianischen Goldenen Zeitalters, des Cinquecento, zeigt. Dieser Zwiespalt zeigt sich vor allem in della Vecchias sogenannten „giorgionesken“ Werken: Gemälden, in denen der Künstler von Giorgione ein Bild als Begründer der venezianischen Schule der Malerei zeichnet – eine Auffassung, der die traditionelle Kunstgeschichte im Großen und Ganzen immer noch folgt.

Das vorliegende Gemälde ist dafür ein Paradebeispiel. Es zeigt einen jungen Krieger, der ein Schwert und einen Schild trägt. Eine Druckgrafik des deutschen Prinzen Ruprecht von der Pfalz zeigt eine sehr ähnliche Komposition, die eindeutig auf einem (vermutlich verlorenen) Gemälde Pietro della Vecchias beruht. In der Druckgrafik Ruprechts trägt der Schild die Inschrift „Georio F“. Giorgione war der Autor zahlreicher Gemälde stolzer Krieger. Der deutsche Kunsthistoriograph Joachim von Sandrart erinnerte sich, dass er 1650 das Gemälde eines Kriegers mit gezogenem Schwert sah und es nur aufgrund der Qualität der Leinwand als Pietro della Vecchia und nicht als Giorgione identifizieren konnte, so perfekt war die Nachahmung von Giorgiones Malstil. Der Blick auf Pietro della Vecchia als „Erfinder“ von Giorgione-Gemälden wirft nicht nur ein interessantes Licht auf die Geschichte Giorgiones, sondern auch auf die Auffassung, dass der Maler aus Castelfranco ganz allgemein der Pionier einer neuen Malerei gewesen sei. Nichtsdestotrotz ist das vorliegende Gemälde ein beeindruckendes eigenständiges Kunstwerk.

Eine weitere eigenhändige Fassung verwahrt die Accademia Carrara in Bergamo (siehe B. Aikema, Pietro della Vecchia and the Heritage of the Renaissance in Venice, Florenz 1990, S. 152, Kat. 227, Abb. 105). Weitere Fassungen befanden sich in einer Mailänder Privatsammlung und in der Sammlung Schönborn in Wien. Sowohl das Bild der Accademia Carrara als auch das vorliegende Gemälde scheinen aus der Reifezeit des Künstlers, um 1650–1660, zu datieren.

Wir danken Bernard Aikema für die Katalogisierung des vorliegenden Lots.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.10.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.10. - 20.10.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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