Jan Brueghel I.
![Jan Brueghel I. - Alte Meister Jan Brueghel I. - Alte Meister](/fileadmin/lot-images/38A151020/normal/jan-brueghel-i-2332606.jpg)
(Brüssel 1568–1625 Antwerpen)
Kanallandschaft mit zwei am Ufer gelegenen Werkstätten,
unten links Reste einer Signatur: B.... HEL 1.0.,
Öl auf Kupfer, 17,5 x 22,5 cm, gerahmt
Rückseitig die Marke des Herstellers der Kupfertafel Peeter Stas (tätig zwischen 1587 und 1610).
Wir danken Klaus Ertz, der die Eigenhändigkeit des vorliegenden Gemäldes anhand des Originals bestätigte (schriftliche Mitteilung, März 2015)
Ertz schreibt: „Die Farben des Bildes sind pastos aufgetragen und machen einen juwelenhaften, leuchtenden Eindruck. Die übereinanderliegenden, durchscheinenden Lasuren sind in sehr gutem Zustand vorzufinden. Die Kupferplatte ist schwer und dick, wie sie im frühen 17. Jahrhundert hergestellt wurde […]. Die Realitätsbezogenheit dieses Bildes ist im Gegensatz zu den im 16. Jahrhundert entstandenen ‚Weltlandschaften‘ eine ganz andere geworden. Der Betrachter blickt nicht mehr wie z. B. bei Pieter Brueghel d. Ä. auf das weit unten liegende Geschehen herab, er hat sich – bildlich gesprochen – fast in den Bildraum hinab begeben; gleichwohl hält Jan Brueghel d. Ä. die Distanz zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten in einem leicht angehobenen Standpunkt aufrecht. Gleichzeitig ‚erzählt‘ der Künstler Geschichten aus dem Leben, wie es sich zu seiner Zeit im Dorf am Wasser zugetragen hat: dazu gehören die Unterhaltung zwischen den Bewohnern des Dorfes, die frei umherlaufenden Tiere, die Beschäftigung mit Pferden und das Be- und Entladen der Kähne. Diese ‚Geschichten erzählenden‘ Dorflandschaften gehören zu den fortschrittlichsten und zukunftsweisendsten Kompositionen des Malers, die er ab ca. 1605 malt. Sie gehören insgesamt zum Thema ‚Dorfszenen an einem Fluss‘, was auf eine Besonderheit hinweist: es handelt sich hier um zwei auch einzeln auftretende Themen in der Landschaftsmalerei, der Dorf- und der Flusslandschaft. Die starre Farbdreiteilung Braun-Grün-Blau des 16. Jahrhunderts ist in diesem Gemälde völlig überwunden. Nur noch Licht- und Schattenzonen akzentuieren die räumliche Abfolge und natürlich der orthogonal sich in den Hintergrund ziehende Kanal. Vorder-, Mittel- und Hintergrund gehen übergangslos ineinander über“.
Ertz vergleicht das Gemälde mit folgenden Werken Jan Brueghels I., die zu ihm in enger Beziehung hinsichtlich der Komposition und der malerischen Handschrift stehen:
1. Dorfszene mit einer Schmiede (Puschkin Museum, Moskau, signiert und datiert 1603);
2. Dorfstraße (Alte Pinakothek, München, signiert und datiert 1610);
3. Dorflandschaft mit frontaler Gracht (Pinacoteca di Brera, Mailand, signiert und datiert 16.7);
4. Dorfstraße mit Kanal (Privatbesitz, signiert und datiert 1609)
Ertz weiter: „Die vorgenannten Gemälde von Jan Brueghel d. Ä. gehören wie das zu begutachtende dem Landschaftstyp der ‚Weiten Flusslandschaften‘ an. Das Auge des Betrachters durchstreift das Bild in seiner ganzen Räumlichkeit ohne ‚hängen zu bleiben‘. Die Waagerechte dominiert vor der Senkrechten, obwohl in der Häuserzeile rechts senkrechte Tendenzen noch eine Rolle spielen, was für den Maler Zeit seines Lebens als formales, gestalterisches Mittel zur Gliederung der zweidimensionalen Bildfläche seine Bedeutung behalten wird. Das zu begutachtende Gemälde ist von seiner zeitlichen Entwicklung her in der Nähe der Vergleichsbilder anzusiedeln. Aufgrund der allgemeinen, flämischen Landschaftsentwicklung und seiner Stellung zu den aufgeführten Vergleichsbeispielen entsprechend, kommt für dieses Gemälde eine Datierung in die Mitte des ersten Jahrzehnts des 17. Jahrhunderts in Frage“.
Eine leicht variierte Kopie dieses Bildes von der Hand eines Nachfolgers Jan Brueghels I. wurde am 24. Juni 2015 im Dorotheum, Wien, als Lot 20 versteigert.
Dargestellt ist hier möglicherweise ein Umschlagplatz am Kanal von Herentals in der Umgebung von Antwerpen. Zu sehen sind die sog. Hessenwagen, ein von sechs oder acht Pferden gezogenes Fuhrwerk, mit dem der Warenumschlag von Antwerpen nach Süddeutschland und Italien besorgt wurde.
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403
oldmasters@dorotheum.com
20.10.2015 - 18:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 369.000,-
- Schätzwert:
-
EUR 300.000,- bis EUR 400.000,-
Jan Brueghel I.
(Brüssel 1568–1625 Antwerpen)
Kanallandschaft mit zwei am Ufer gelegenen Werkstätten,
unten links Reste einer Signatur: B.... HEL 1.0.,
Öl auf Kupfer, 17,5 x 22,5 cm, gerahmt
Rückseitig die Marke des Herstellers der Kupfertafel Peeter Stas (tätig zwischen 1587 und 1610).
Wir danken Klaus Ertz, der die Eigenhändigkeit des vorliegenden Gemäldes anhand des Originals bestätigte (schriftliche Mitteilung, März 2015)
Ertz schreibt: „Die Farben des Bildes sind pastos aufgetragen und machen einen juwelenhaften, leuchtenden Eindruck. Die übereinanderliegenden, durchscheinenden Lasuren sind in sehr gutem Zustand vorzufinden. Die Kupferplatte ist schwer und dick, wie sie im frühen 17. Jahrhundert hergestellt wurde […]. Die Realitätsbezogenheit dieses Bildes ist im Gegensatz zu den im 16. Jahrhundert entstandenen ‚Weltlandschaften‘ eine ganz andere geworden. Der Betrachter blickt nicht mehr wie z. B. bei Pieter Brueghel d. Ä. auf das weit unten liegende Geschehen herab, er hat sich – bildlich gesprochen – fast in den Bildraum hinab begeben; gleichwohl hält Jan Brueghel d. Ä. die Distanz zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten in einem leicht angehobenen Standpunkt aufrecht. Gleichzeitig ‚erzählt‘ der Künstler Geschichten aus dem Leben, wie es sich zu seiner Zeit im Dorf am Wasser zugetragen hat: dazu gehören die Unterhaltung zwischen den Bewohnern des Dorfes, die frei umherlaufenden Tiere, die Beschäftigung mit Pferden und das Be- und Entladen der Kähne. Diese ‚Geschichten erzählenden‘ Dorflandschaften gehören zu den fortschrittlichsten und zukunftsweisendsten Kompositionen des Malers, die er ab ca. 1605 malt. Sie gehören insgesamt zum Thema ‚Dorfszenen an einem Fluss‘, was auf eine Besonderheit hinweist: es handelt sich hier um zwei auch einzeln auftretende Themen in der Landschaftsmalerei, der Dorf- und der Flusslandschaft. Die starre Farbdreiteilung Braun-Grün-Blau des 16. Jahrhunderts ist in diesem Gemälde völlig überwunden. Nur noch Licht- und Schattenzonen akzentuieren die räumliche Abfolge und natürlich der orthogonal sich in den Hintergrund ziehende Kanal. Vorder-, Mittel- und Hintergrund gehen übergangslos ineinander über“.
Ertz vergleicht das Gemälde mit folgenden Werken Jan Brueghels I., die zu ihm in enger Beziehung hinsichtlich der Komposition und der malerischen Handschrift stehen:
1. Dorfszene mit einer Schmiede (Puschkin Museum, Moskau, signiert und datiert 1603);
2. Dorfstraße (Alte Pinakothek, München, signiert und datiert 1610);
3. Dorflandschaft mit frontaler Gracht (Pinacoteca di Brera, Mailand, signiert und datiert 16.7);
4. Dorfstraße mit Kanal (Privatbesitz, signiert und datiert 1609)
Ertz weiter: „Die vorgenannten Gemälde von Jan Brueghel d. Ä. gehören wie das zu begutachtende dem Landschaftstyp der ‚Weiten Flusslandschaften‘ an. Das Auge des Betrachters durchstreift das Bild in seiner ganzen Räumlichkeit ohne ‚hängen zu bleiben‘. Die Waagerechte dominiert vor der Senkrechten, obwohl in der Häuserzeile rechts senkrechte Tendenzen noch eine Rolle spielen, was für den Maler Zeit seines Lebens als formales, gestalterisches Mittel zur Gliederung der zweidimensionalen Bildfläche seine Bedeutung behalten wird. Das zu begutachtende Gemälde ist von seiner zeitlichen Entwicklung her in der Nähe der Vergleichsbilder anzusiedeln. Aufgrund der allgemeinen, flämischen Landschaftsentwicklung und seiner Stellung zu den aufgeführten Vergleichsbeispielen entsprechend, kommt für dieses Gemälde eine Datierung in die Mitte des ersten Jahrzehnts des 17. Jahrhunderts in Frage“.
Eine leicht variierte Kopie dieses Bildes von der Hand eines Nachfolgers Jan Brueghels I. wurde am 24. Juni 2015 im Dorotheum, Wien, als Lot 20 versteigert.
Dargestellt ist hier möglicherweise ein Umschlagplatz am Kanal von Herentals in der Umgebung von Antwerpen. Zu sehen sind die sog. Hessenwagen, ein von sechs oder acht Pferden gezogenes Fuhrwerk, mit dem der Warenumschlag von Antwerpen nach Süddeutschland und Italien besorgt wurde.
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
Dr. Alexander Strasoldo
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oldmasters@dorotheum.com
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 20.10.2015 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 10.10. - 20.10.2015 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.