Lot Nr. 34 #


Joost Cornelisz. Droochsloot


Joost Cornelisz. Droochsloot - Alte Meister

(Utrecht 1586–1666)
Die Entlassung der Söldner durch den Prinzen Moritz von Oranien auf dem Neudeplatz in Utrecht am 31. Juli 1618,
signiert Mitte rechts: JC Droochsloot,
Öl auf Leinwand, 103 x 144 cm, gerahmt

Was Droochsloot hier dargestellt hat, war ein richtungsweisendes Ereignis in der Geschichte der Niederlande. 1609 hatten die Niederlande auf dem Höhepunkt des 80jährigen Krieges einen zwölfjährigen Frieden mit Spanien geschlossen. Ohne konsolidierende äußere Bedrohung traten die ungelösten politischen und religiösen Differenzen in der jungen Republik bald offen zu Tage. Unter den Calvinisten hatten sich zwei Lager gebildet, das der reformwilligen und eher gemäßigten so genannten Remonstranten einerseits und das der orthodoxen Contraremonstranten andererseits. Der junge Statthalter Moritz von Oranien hatte sich auf die Seite der größeren und mächtigeren konservativen Gruppierung gestellt. Die Remonstranten, so Moritz‘ Plan, sollten auf einer gesamtniederländischen Synode entmachtet werden. Sein Gegner in dieser Frage war der republikanische Politiker Johan van Oldenbarnevelt. Dieser hatte die politische Dimension des Konflikts erkannt und verstand den Vorschlag einer Synode als Angriff auf die Souveränität seiner mehrheitlich remonstrantisch gesinnten Heimatprovinz. Wenige Wochen nach Moritz‘ öffentlicher Stellungnahme zugunsten der Contraremonstranten verabschiedeten die holländischen Städte 1617 eine „scharfe Resolution“, die es ihnen erlaubte, eigene Söldner anzuwerben. Moritz, als Oberbefehlshaber der Armee der Generalstaaten, betrachtete dies als Hochverrat und sah die Gefahr eines frühen Endes der jungen Republik. Nachdem er sich am 25. Juli nach Utrecht begeben hatte, um den Rat der Stadt aufzulösen und die neu einberufenen Söldner zu entlassen, traf Moritz am Morgen des 31. Juli auf dem Utrechter Neude-Platz auf den Stadtrat und die städtische Privatarmee der Söldner. Der Tag ging, und das ist das entscheidende an diesem Ereignis, friedlich und ohne Blutvergießen vorüber, die Söldner zogen sich ohne Widerstand zurück.

Droochsloot stellt hier diesen Moment dar: die friedliche Lösung des Konflikts wird durch den höflich vor den aufständischen Stadträten gelüfteten Hut des Prinzen von Oranien betont. Auf dem weiten Platz gruppiert sich im Vordergrund die an ihren Brustpanzern und Schärpen leicht identifizierbare berittene Entourage des Oraniers, wobei der neben Moritz prominenteste Teilnehmer, Graf Ernst Casimir von Nassau-Dietz, damals Gouverneur von Utrecht, wohl in dem im Profil nach rechts dargestellten und durch seinen Apfelschimmel hervorgehobenen Reiter erkannt werden kann. Im Hintergrund links das Cäcilienkloster und davor die Hauptwache der Söldner, in die diese gerade eilen, um ihre Waffen abzulegen, während links bereits unbewaffnete Söldner abziehen. Gegenüber der Wache nimmt geordnet und in Reih und Glied die Kompanie des Grafen von Nassau Aufstellung, Symbol der wiederhergestellten Ordnung. Als Konsequenz dieses Tages konnte Moritz die Söldnertruppen der meisten holländischen Städte auflösen. Nur vier Wochen später, am 29. August, wurde Oldenbarnevelt in Den Haag festgenommen und in der Folge am 12. Mai 1619 hingerichtet. Die Autorität der Generalstaaten und des Hauses Oranien war wiederhergestellt. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass Droochsloot diesen entscheidenden Tag in der niederländischen Geschichte mehrfach darstellte. Es ist ohne Frage die ambitionierteste Komposition im Oeuvre des Künstlers. Weitere Fassungen befinden sich im Rijksmuseum, Amsterdam, in den Musées Royaux des Beaux-Arts in Brüssel und im Centralmuseum, Utrecht.

Zusatzabbildung:
Eine weitere Version im Rijksmuseum, Amsterdam, Inv. SK-A-606

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

20.10.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 86.401,-
Schätzwert:
EUR 70.000,- bis EUR 140.000,-

Joost Cornelisz. Droochsloot


(Utrecht 1586–1666)
Die Entlassung der Söldner durch den Prinzen Moritz von Oranien auf dem Neudeplatz in Utrecht am 31. Juli 1618,
signiert Mitte rechts: JC Droochsloot,
Öl auf Leinwand, 103 x 144 cm, gerahmt

Was Droochsloot hier dargestellt hat, war ein richtungsweisendes Ereignis in der Geschichte der Niederlande. 1609 hatten die Niederlande auf dem Höhepunkt des 80jährigen Krieges einen zwölfjährigen Frieden mit Spanien geschlossen. Ohne konsolidierende äußere Bedrohung traten die ungelösten politischen und religiösen Differenzen in der jungen Republik bald offen zu Tage. Unter den Calvinisten hatten sich zwei Lager gebildet, das der reformwilligen und eher gemäßigten so genannten Remonstranten einerseits und das der orthodoxen Contraremonstranten andererseits. Der junge Statthalter Moritz von Oranien hatte sich auf die Seite der größeren und mächtigeren konservativen Gruppierung gestellt. Die Remonstranten, so Moritz‘ Plan, sollten auf einer gesamtniederländischen Synode entmachtet werden. Sein Gegner in dieser Frage war der republikanische Politiker Johan van Oldenbarnevelt. Dieser hatte die politische Dimension des Konflikts erkannt und verstand den Vorschlag einer Synode als Angriff auf die Souveränität seiner mehrheitlich remonstrantisch gesinnten Heimatprovinz. Wenige Wochen nach Moritz‘ öffentlicher Stellungnahme zugunsten der Contraremonstranten verabschiedeten die holländischen Städte 1617 eine „scharfe Resolution“, die es ihnen erlaubte, eigene Söldner anzuwerben. Moritz, als Oberbefehlshaber der Armee der Generalstaaten, betrachtete dies als Hochverrat und sah die Gefahr eines frühen Endes der jungen Republik. Nachdem er sich am 25. Juli nach Utrecht begeben hatte, um den Rat der Stadt aufzulösen und die neu einberufenen Söldner zu entlassen, traf Moritz am Morgen des 31. Juli auf dem Utrechter Neude-Platz auf den Stadtrat und die städtische Privatarmee der Söldner. Der Tag ging, und das ist das entscheidende an diesem Ereignis, friedlich und ohne Blutvergießen vorüber, die Söldner zogen sich ohne Widerstand zurück.

Droochsloot stellt hier diesen Moment dar: die friedliche Lösung des Konflikts wird durch den höflich vor den aufständischen Stadträten gelüfteten Hut des Prinzen von Oranien betont. Auf dem weiten Platz gruppiert sich im Vordergrund die an ihren Brustpanzern und Schärpen leicht identifizierbare berittene Entourage des Oraniers, wobei der neben Moritz prominenteste Teilnehmer, Graf Ernst Casimir von Nassau-Dietz, damals Gouverneur von Utrecht, wohl in dem im Profil nach rechts dargestellten und durch seinen Apfelschimmel hervorgehobenen Reiter erkannt werden kann. Im Hintergrund links das Cäcilienkloster und davor die Hauptwache der Söldner, in die diese gerade eilen, um ihre Waffen abzulegen, während links bereits unbewaffnete Söldner abziehen. Gegenüber der Wache nimmt geordnet und in Reih und Glied die Kompanie des Grafen von Nassau Aufstellung, Symbol der wiederhergestellten Ordnung. Als Konsequenz dieses Tages konnte Moritz die Söldnertruppen der meisten holländischen Städte auflösen. Nur vier Wochen später, am 29. August, wurde Oldenbarnevelt in Den Haag festgenommen und in der Folge am 12. Mai 1619 hingerichtet. Die Autorität der Generalstaaten und des Hauses Oranien war wiederhergestellt. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass Droochsloot diesen entscheidenden Tag in der niederländischen Geschichte mehrfach darstellte. Es ist ohne Frage die ambitionierteste Komposition im Oeuvre des Künstlers. Weitere Fassungen befinden sich im Rijksmuseum, Amsterdam, in den Musées Royaux des Beaux-Arts in Brüssel und im Centralmuseum, Utrecht.

Zusatzabbildung:
Eine weitere Version im Rijksmuseum, Amsterdam, Inv. SK-A-606

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.10.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.10. - 20.10.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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