Lot Nr. 745 #


Arnulf Rainer *


Arnulf Rainer * - Zeitgenössische Kunst, Teil 1

(Baden bei Wien 1929 geb.)
Ohne Titel (Überdeckung), 1955, Öl auf Leinwand, 53 x 42,5 cm, gerahmt, (K)

Provenienz:
Ehemals Besitz Josef Mikl
Hassfurther Auktion: Wien nach 1945, Hotel Hilton, Wien 2. Dez.1989, Katalog Nr. 32, ganzseitige farbige Abb.
Privatsammlung, Schweiz

Aus dem oben angeführten Katalog die Seite mit der Abb. und in Handschrift von Rainer:
Diese hier abgebildete bemalte Fläche war ein zur Vernichtung bestimmtes Fragment, da es aus künstlerischen Gründen verworfen wurde SIGNIERUNG als mein Werk kann in diesem Zustand nicht erfolgen. Ich bin jedoch zu einer Überarbeitung bereit. Wien 6. XII.89 A. Rainer
Überarbeitungsvorschläge folgten (siehe Katalog Part II Nr. 982, 983) mit einem Brief:
Wien 6.6.1990 ich beziehe mich auf Herrn Rainers Schreiben vom 15. März.
Er hat die Farbreproduktion aus dem Hassfurther-Katalog zweimal überarbeitet und sendet Ihnen von beiden Variationen je eine Farbkopie. Wie er in seinem Schreiben bereits erwähnte, beträgt der Preis für die Überzeichnung der Farbreproduktion ÖS 33.600. Bitte lassen Sie mich wissen für welche Variante Sie sich entscheiden.
Ich freue mich von Ihnen zu hören und verbleibe mit freundlichen Grüssen Gabriele Wimmer
Atelier Arnulf Rainer
Katalogseite mit dem handschriftlichen Vermerk und 2 Briefe, einer u. a. mit dem Kostenvoranschlag für die Übermalung des Bildes vom Atelier Arnulf Rainer, Wien 15.3.1990 bzw. einer vom 6.6.1990 vorhanden.

Diese Bilder korrigiere ich heute noch, immer weiter zu einer völligen Verdunkelung, obwohl ich längst vergessen habe, was darunter war. Am liebsten arbeite ich an der Übermalung einer Übermalung. Ich wollte nie zerstören, sondern vervollkommnen. Ein gewisser positiver Kontakt zur überarbeiteten Bildform war für mich notwendig. Obwohl nicht ausschließlich, so betreibe ich die künstlerische Arbeit doch in erster Linie als Selbstgespräch. Wie sich etwa der Traum im Tiefschlaf fortsetzt, so ist die Übermalung die Entwicklung dieses Selbstgesprächs in ein Schweigen A. R.1970

Arbeiten Sie heute noch an Ihren früheren Bildern weiter? 1971 bemerkten Sie dazu, dass Bilder für Sie nicht zum Anschauen, sondern zum Ändern da seien.
Nur an den Arbeiten der letzten Jahre. Frühere Bilder lasse ich so wie sie jetzt sind. Ich kann mich heute nicht mehr in die Formen von damals und in die Energie hineinfühlen.
Aus: Arnulf Rainer im Gespräch mit Antonia Hoerschelmann- Rätsel der Zusammenhänge, Wien, 20. Mai 2014
Beide Texte aus: Arnulf Rainer, Katalog der Albertina/ Wien, Museum Frieder Burda, Baden-Baden, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2014 Hundertwasser und Rainer
Eine Wiener Erinnerung
Als Hundertwasser 1961 in einem Ryokan in Einsamkeit sein Bild ”Der Dampfer von Hokkaido” malt, erinnert er sich an zehn Maler seiner Zeit, deren Werk er besonders schätzt. Ihre Namen trägt er auf eine unregelmäßig begrenzte Fläche im Grün des Bugs zwischen den Bullaugen ein. An erster Stelle steht Brauer. Ihm folgen Schröder-Sonnenstern, Dali, Fuchs, Picasso, Hausner, Lehmden, Rainer und die beiden Spätsurrealisten Biasi und Hantai.
Picasso und Dali repräsentieren die Kunstgeschichte. Schröder-Sonnenstern ist der große Naive, den er in Berlin kennengelernt und für dessen Buntstiftzeichnungen er sich immer eingesetzt hat. Das Werk Biasis und Hantais ist ihm aus seinen ersten Pariser Jahren her vertraut. Alle anderen Namen aber beziehen sich auf seine Anfänge in Wien, auf die Situation um 1950, auf die Namen und Bilder, die ihn damals am stärksten berührten, so verschieden sie von der eignenen Bildwelt waren. Auch aus einem Abstand von mehr als einem Jahrzehnt kehren seine Gedanken wieder zu diesem Ausgangspunkt zurück, umkreisen sie ihn immer aufs neue. ...
Und dann ist da dieser eine Name Arnulf Rainer, der ihn stärker als alle anderen beschäftigt, dessen Malerei ihn fasziniert und erschrecken läßt, die ihn anzieht und abstößt und wieder anzieht, in der er den Geist der Avantgarde entdeckt. Arnulf Rainer wird so etwas wie sein Widerpart, mit dem er sich mißt, den er achtet und der sich ihm entzieht. Noch in den sechziger Jahren wird er ihm zu einer Ausstellungseröffnung aus Venedig telegrafieren: ”Sei gegrüßt, Gigant”....
Wieland Schmied Aus: Arnulf Rainer, Retrospektive 1950–1977, Katalog 5/1977, Kestner-Gesellschaft Hannover

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

10.06.2015 - 19:00

Erzielter Preis: **
EUR 59.816,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Arnulf Rainer *


(Baden bei Wien 1929 geb.)
Ohne Titel (Überdeckung), 1955, Öl auf Leinwand, 53 x 42,5 cm, gerahmt, (K)

Provenienz:
Ehemals Besitz Josef Mikl
Hassfurther Auktion: Wien nach 1945, Hotel Hilton, Wien 2. Dez.1989, Katalog Nr. 32, ganzseitige farbige Abb.
Privatsammlung, Schweiz

Aus dem oben angeführten Katalog die Seite mit der Abb. und in Handschrift von Rainer:
Diese hier abgebildete bemalte Fläche war ein zur Vernichtung bestimmtes Fragment, da es aus künstlerischen Gründen verworfen wurde SIGNIERUNG als mein Werk kann in diesem Zustand nicht erfolgen. Ich bin jedoch zu einer Überarbeitung bereit. Wien 6. XII.89 A. Rainer
Überarbeitungsvorschläge folgten (siehe Katalog Part II Nr. 982, 983) mit einem Brief:
Wien 6.6.1990 ich beziehe mich auf Herrn Rainers Schreiben vom 15. März.
Er hat die Farbreproduktion aus dem Hassfurther-Katalog zweimal überarbeitet und sendet Ihnen von beiden Variationen je eine Farbkopie. Wie er in seinem Schreiben bereits erwähnte, beträgt der Preis für die Überzeichnung der Farbreproduktion ÖS 33.600. Bitte lassen Sie mich wissen für welche Variante Sie sich entscheiden.
Ich freue mich von Ihnen zu hören und verbleibe mit freundlichen Grüssen Gabriele Wimmer
Atelier Arnulf Rainer
Katalogseite mit dem handschriftlichen Vermerk und 2 Briefe, einer u. a. mit dem Kostenvoranschlag für die Übermalung des Bildes vom Atelier Arnulf Rainer, Wien 15.3.1990 bzw. einer vom 6.6.1990 vorhanden.

Diese Bilder korrigiere ich heute noch, immer weiter zu einer völligen Verdunkelung, obwohl ich längst vergessen habe, was darunter war. Am liebsten arbeite ich an der Übermalung einer Übermalung. Ich wollte nie zerstören, sondern vervollkommnen. Ein gewisser positiver Kontakt zur überarbeiteten Bildform war für mich notwendig. Obwohl nicht ausschließlich, so betreibe ich die künstlerische Arbeit doch in erster Linie als Selbstgespräch. Wie sich etwa der Traum im Tiefschlaf fortsetzt, so ist die Übermalung die Entwicklung dieses Selbstgesprächs in ein Schweigen A. R.1970

Arbeiten Sie heute noch an Ihren früheren Bildern weiter? 1971 bemerkten Sie dazu, dass Bilder für Sie nicht zum Anschauen, sondern zum Ändern da seien.
Nur an den Arbeiten der letzten Jahre. Frühere Bilder lasse ich so wie sie jetzt sind. Ich kann mich heute nicht mehr in die Formen von damals und in die Energie hineinfühlen.
Aus: Arnulf Rainer im Gespräch mit Antonia Hoerschelmann- Rätsel der Zusammenhänge, Wien, 20. Mai 2014
Beide Texte aus: Arnulf Rainer, Katalog der Albertina/ Wien, Museum Frieder Burda, Baden-Baden, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2014 Hundertwasser und Rainer
Eine Wiener Erinnerung
Als Hundertwasser 1961 in einem Ryokan in Einsamkeit sein Bild ”Der Dampfer von Hokkaido” malt, erinnert er sich an zehn Maler seiner Zeit, deren Werk er besonders schätzt. Ihre Namen trägt er auf eine unregelmäßig begrenzte Fläche im Grün des Bugs zwischen den Bullaugen ein. An erster Stelle steht Brauer. Ihm folgen Schröder-Sonnenstern, Dali, Fuchs, Picasso, Hausner, Lehmden, Rainer und die beiden Spätsurrealisten Biasi und Hantai.
Picasso und Dali repräsentieren die Kunstgeschichte. Schröder-Sonnenstern ist der große Naive, den er in Berlin kennengelernt und für dessen Buntstiftzeichnungen er sich immer eingesetzt hat. Das Werk Biasis und Hantais ist ihm aus seinen ersten Pariser Jahren her vertraut. Alle anderen Namen aber beziehen sich auf seine Anfänge in Wien, auf die Situation um 1950, auf die Namen und Bilder, die ihn damals am stärksten berührten, so verschieden sie von der eignenen Bildwelt waren. Auch aus einem Abstand von mehr als einem Jahrzehnt kehren seine Gedanken wieder zu diesem Ausgangspunkt zurück, umkreisen sie ihn immer aufs neue. ...
Und dann ist da dieser eine Name Arnulf Rainer, der ihn stärker als alle anderen beschäftigt, dessen Malerei ihn fasziniert und erschrecken läßt, die ihn anzieht und abstößt und wieder anzieht, in der er den Geist der Avantgarde entdeckt. Arnulf Rainer wird so etwas wie sein Widerpart, mit dem er sich mißt, den er achtet und der sich ihm entzieht. Noch in den sechziger Jahren wird er ihm zu einer Ausstellungseröffnung aus Venedig telegrafieren: ”Sei gegrüßt, Gigant”....
Wieland Schmied Aus: Arnulf Rainer, Retrospektive 1950–1977, Katalog 5/1977, Kestner-Gesellschaft Hannover

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 10.06.2015 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.05. - 10.06.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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