Lot Nr. 1121


Jean Fautrier *


Jean Fautrier * - Klassische Moderne

(Paris 1898–1964 Chatenay)
Bouquet de fleurs, 1930, signiert Fautrier, Öl auf Leinwand, 73 x 60 cm, gerahmt, (PP)

Das Werk wird in den Catalogue raisonné, der zurzeit durch Marie-José Lefort in Vorbereitung ist, aufgenommen.

Provenienz:
Sammlung Dominique Fautrier, Paris
Privatsammlung, Frankreich

Dieses Blumenbouquet, ausgeführt im Jahr 1930 oder später, ist eines der letzten Blumengemälde Fautriers. Die Komposition dieses Werkes geht über den figurativen Charakter seiner früheren Bilder von Blumenbouquets hinaus. Das langsame Schwinden von Formen und die in diesem Werk verwendeten Materialien künden bereits vom Informel, das seine späteren Werke kennzeichnen wird. Fautrier widmet sich immer mehr den Materialien und ihrer Wahrnehmung und achtet weniger auf die formelle Genauigkeit.
Seine kreativen Schaffensphasen beinhalten eine période noire (‚schwarze Periode’), wo aus einem dunklen Hintergrund Farbe hervortritt, und eine période grise (‚graue Periode’), wo die Farben des Gegenstandes im Kontrast zum hellen, farbig reliefierten Hintergrund stehen. Die „Narbentätowierungen“, die mit dem Stiel des Pinsels ausgeführt wurden, zeichnen den Rand der Vase und der Blumen nach und beleben den sie umgebenden Raum, wodurch der Eindruck von Materie und Bewegung verstärkt wird. Dieses Gemälde ist so reich an Details und Feinheiten, dass sein poetischer Charakter nicht allein durch eine Fotografie wiedergegeben werden kann. Um seinen vollen ästhetischen Ausdruck verstehen zu können, muss der Betrachter das Werk selbst vor Augen haben. Die Farben haben eine erhabene Note. Einige Blumen stahlen Licht aus, andere scheinen es in sich aufzunehmen. Eine besondere aus einer feinen Mischung aus hellen Grautönen, einem Hauch Gelb und unterschiedlichen Nuancen von Braun bestehende Aura umgibt das Bouquet wie eine Nische mit einem hellgrauen Hintergrund. Wellenmuster, die in die Bildfläche geritzt sind, umgeben die Blumen in vertikalen Linien und nehmen die Gestalt eines Frieses an, der als Rahmen dient, sodass der Gegenstand hervorsticht und seine zentrale Position unterstrichen wird. Wie ein gemalter Rahmen oder Theatervorhänge, zwischen denen das Blumenbouquet erscheint, liegt in dieser Komposition der Fokus auf dem präsentierten Gegenstand, der sich der Bewunderung des Betrachters eröffnet. Das Bouquet nimmt einen Ehrenplatz in einer Vase ein, die als Grundlage für den aus ihr quellenden Blumenkörper dient. Die gesamte Struktur des Gemäldes ist so arrangiert, dass mehr als nur ein einfaches Bouquet angedeutet wird. Dies regt die Fantasie des Betrachters an und ermöglicht uns, das Werk in seiner Gänze zu erfassen.
Mit den unterschiedlichen Brauntönen, den kreisrunden Formen und den „Narbentätowierungen“, die in eine dicke Farbschicht eingeritzt wurden, werden zwei ästhetische Hauptmerkmale des 20. Jahrhunderts verbunden: Europäische Kunst und eine ethnische Inspiration von einer seltenen Luluwa Maske, die Fautrier bei seinem Kunsthändler Paul Guillaume erworben hatte. Dies verdeutlicht, dass dieses Gemälde aus den 1930er Jahren eine umfangreichere Bedeutung besitzt, als durch den Titel angedeutet wird. Aufgrund seiner ästhetischen Erscheinung, der verwendeten Materialien und seiner Ausführung sucht dieses Bouquet seinesgleichen.
Es gibt nur sehr wenige Leinwände von Fautrier, die nachweislich einer ethnischen Inspirationsquelle entstammen. Dieser Malstil, reich an Einflüssen und Geschichte, gehört zu einer Reihe von Werken, die sowohl unter Liebhabern moderner und zeitgenössischer Kunst als auch Sammlern von Stammeskunst sehr beliebt sind.
© Nazim Kadri, 2014, Auszug an das Buch “Fautrier Artiste, Fautrier Collectionneur” angelehnt, in Druck.

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at

22.05.2014 - 19:00

Erzielter Preis: **
EUR 55.200,-
Schätzwert:
EUR 45.000,- bis EUR 65.000,-

Jean Fautrier *


(Paris 1898–1964 Chatenay)
Bouquet de fleurs, 1930, signiert Fautrier, Öl auf Leinwand, 73 x 60 cm, gerahmt, (PP)

Das Werk wird in den Catalogue raisonné, der zurzeit durch Marie-José Lefort in Vorbereitung ist, aufgenommen.

Provenienz:
Sammlung Dominique Fautrier, Paris
Privatsammlung, Frankreich

Dieses Blumenbouquet, ausgeführt im Jahr 1930 oder später, ist eines der letzten Blumengemälde Fautriers. Die Komposition dieses Werkes geht über den figurativen Charakter seiner früheren Bilder von Blumenbouquets hinaus. Das langsame Schwinden von Formen und die in diesem Werk verwendeten Materialien künden bereits vom Informel, das seine späteren Werke kennzeichnen wird. Fautrier widmet sich immer mehr den Materialien und ihrer Wahrnehmung und achtet weniger auf die formelle Genauigkeit.
Seine kreativen Schaffensphasen beinhalten eine période noire (‚schwarze Periode’), wo aus einem dunklen Hintergrund Farbe hervortritt, und eine période grise (‚graue Periode’), wo die Farben des Gegenstandes im Kontrast zum hellen, farbig reliefierten Hintergrund stehen. Die „Narbentätowierungen“, die mit dem Stiel des Pinsels ausgeführt wurden, zeichnen den Rand der Vase und der Blumen nach und beleben den sie umgebenden Raum, wodurch der Eindruck von Materie und Bewegung verstärkt wird. Dieses Gemälde ist so reich an Details und Feinheiten, dass sein poetischer Charakter nicht allein durch eine Fotografie wiedergegeben werden kann. Um seinen vollen ästhetischen Ausdruck verstehen zu können, muss der Betrachter das Werk selbst vor Augen haben. Die Farben haben eine erhabene Note. Einige Blumen stahlen Licht aus, andere scheinen es in sich aufzunehmen. Eine besondere aus einer feinen Mischung aus hellen Grautönen, einem Hauch Gelb und unterschiedlichen Nuancen von Braun bestehende Aura umgibt das Bouquet wie eine Nische mit einem hellgrauen Hintergrund. Wellenmuster, die in die Bildfläche geritzt sind, umgeben die Blumen in vertikalen Linien und nehmen die Gestalt eines Frieses an, der als Rahmen dient, sodass der Gegenstand hervorsticht und seine zentrale Position unterstrichen wird. Wie ein gemalter Rahmen oder Theatervorhänge, zwischen denen das Blumenbouquet erscheint, liegt in dieser Komposition der Fokus auf dem präsentierten Gegenstand, der sich der Bewunderung des Betrachters eröffnet. Das Bouquet nimmt einen Ehrenplatz in einer Vase ein, die als Grundlage für den aus ihr quellenden Blumenkörper dient. Die gesamte Struktur des Gemäldes ist so arrangiert, dass mehr als nur ein einfaches Bouquet angedeutet wird. Dies regt die Fantasie des Betrachters an und ermöglicht uns, das Werk in seiner Gänze zu erfassen.
Mit den unterschiedlichen Brauntönen, den kreisrunden Formen und den „Narbentätowierungen“, die in eine dicke Farbschicht eingeritzt wurden, werden zwei ästhetische Hauptmerkmale des 20. Jahrhunderts verbunden: Europäische Kunst und eine ethnische Inspiration von einer seltenen Luluwa Maske, die Fautrier bei seinem Kunsthändler Paul Guillaume erworben hatte. Dies verdeutlicht, dass dieses Gemälde aus den 1930er Jahren eine umfangreichere Bedeutung besitzt, als durch den Titel angedeutet wird. Aufgrund seiner ästhetischen Erscheinung, der verwendeten Materialien und seiner Ausführung sucht dieses Bouquet seinesgleichen.
Es gibt nur sehr wenige Leinwände von Fautrier, die nachweislich einer ethnischen Inspirationsquelle entstammen. Dieser Malstil, reich an Einflüssen und Geschichte, gehört zu einer Reihe von Werken, die sowohl unter Liebhabern moderner und zeitgenössischer Kunst als auch Sammlern von Stammeskunst sehr beliebt sind.
© Nazim Kadri, 2014, Auszug an das Buch “Fautrier Artiste, Fautrier Collectionneur” angelehnt, in Druck.

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.05.2014 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.05. - 22.05.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.