Lot Nr. 871


Thomas Scheibitz *


Thomas Scheibitz * - Zeitgenössische Kunst, Teil 1

(Radeberg bei Dresden 1968 geb.)
“GP 62” (Loch), 2003, betitelt, signiert und datiert Scheibitz 03, Vinyl, Gouache, Pigmentmarker auf leinwandstrukturierten handgeschöpften Papier auf Untergrundkarton getackert, 213 x 157 cm, hinter Glas, gerahmt, (PS)

Provenienz:
Galerie Sprüth Magers, Berlin
Privatsammlung Deutschland

„Wie kann die Wirklichkeit in Bildern vorkommen, ohne zu eindeutigen und damit instrumentalisierbaren oder einfach flachen Botschaften zu verkommen? Und wie können Bilder wirken, ohne ihre Betrachter zu vereinnahmen?“ (S.79)

Scheibitz arbeitet stets mit den gleichen Formaten, die je nach Bildentwurf leicht variieren und sich auf das menschliche Maß und den goldenen Schnitt beziehen. Zunächst bereitet Scheibitz für ein Gemälde eine Skizze vor. Diese bezieht sich auf etwas Vorgefundenes, Realitätspartikel, auf Dinge und deren Wahrnehmung. Denn erfinden kann man nur am Rande, wie Scheibitz es formuliert, in der unablässigen Transformation von Wahrnehmungen und Bildern. Hierbei wählt er weniger die Motive als vielmehr formale Korrespondenzen und Ähnlichkeiten, die er übersetzt, ausschneidet, isoliert und schichtet. Diese Skizze überträgt er mit Pigmentmarkern auf Textilpapier und arbeitet in den Entwurf die leichtflüssigen Vinylfarben ein. Die auf Naturbasis beruhenden, hoch pigmentierten Farben haben den Vorteil, dass sie in flüssigem wie in trockenem Zustand den gleichen Tonwert haben und so eine unmittelbare Reflexion und einen Vergleich zu Gemälden des gleichen Werkzyklus zulassen. Das tägliche Anschauen und der Abgleich der Wirkung in der strengen Nachbarschaft anderer Gemälde ist ein wesentlicher Teil des Werkprozesses.
Im Atelier stehen die Werke, an denen Scheibitz arbeitet, dicht nebeneinander. Die nahezu identischen Formate sorgen für Ruhe und für eine Vergleichbarkeit der Werke, bei der dennoch die Individualität des einzelnen Gemäldes hervorkehrt. Anschließend werden alle Arbeiten auf Textilpapier (GP) hinter Glas gerahmt präsentiert. Das Gebilde ist eingebettet in Modulationen von Blau. Von weißen, Lichtöffnungen suggerierenden Flächen durchbrochen bildet sich vor dem Auge ein kristallines Gebilde, welches Flächen in weißen und leichten Grauabstufungen aufweist. Die Flächen scheinen sich durch ihre Konturen voneinander abzuheben und werden gleichzeitig von sich kreuzenden Binnenlinien definiert. Das Gefüge scheint vor dem blauen Grund zu schweben und bleibt rätselhaft und unerreichbar. Der Titel „Loch“ lässt die Assoziation entstehen, als habe der Künstler das Gefüge in der Bildmitte angebracht um darauf hinzuweisen, dass etwas fehlt. Es mahnt der Dinge, die man nicht darstellen kann und entzieht sich sogleich seiner eigenen Interpretation.
(Beate Söntgen Schichtungen. Zur Malerei von Thomas Scheibitz, in: Thomas Scheibitz: One Time Pad, Frankfurt 2012, S. 77ff.)

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de

20.05.2014 - 19:00

Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 30.000,-

Thomas Scheibitz *


(Radeberg bei Dresden 1968 geb.)
“GP 62” (Loch), 2003, betitelt, signiert und datiert Scheibitz 03, Vinyl, Gouache, Pigmentmarker auf leinwandstrukturierten handgeschöpften Papier auf Untergrundkarton getackert, 213 x 157 cm, hinter Glas, gerahmt, (PS)

Provenienz:
Galerie Sprüth Magers, Berlin
Privatsammlung Deutschland

„Wie kann die Wirklichkeit in Bildern vorkommen, ohne zu eindeutigen und damit instrumentalisierbaren oder einfach flachen Botschaften zu verkommen? Und wie können Bilder wirken, ohne ihre Betrachter zu vereinnahmen?“ (S.79)

Scheibitz arbeitet stets mit den gleichen Formaten, die je nach Bildentwurf leicht variieren und sich auf das menschliche Maß und den goldenen Schnitt beziehen. Zunächst bereitet Scheibitz für ein Gemälde eine Skizze vor. Diese bezieht sich auf etwas Vorgefundenes, Realitätspartikel, auf Dinge und deren Wahrnehmung. Denn erfinden kann man nur am Rande, wie Scheibitz es formuliert, in der unablässigen Transformation von Wahrnehmungen und Bildern. Hierbei wählt er weniger die Motive als vielmehr formale Korrespondenzen und Ähnlichkeiten, die er übersetzt, ausschneidet, isoliert und schichtet. Diese Skizze überträgt er mit Pigmentmarkern auf Textilpapier und arbeitet in den Entwurf die leichtflüssigen Vinylfarben ein. Die auf Naturbasis beruhenden, hoch pigmentierten Farben haben den Vorteil, dass sie in flüssigem wie in trockenem Zustand den gleichen Tonwert haben und so eine unmittelbare Reflexion und einen Vergleich zu Gemälden des gleichen Werkzyklus zulassen. Das tägliche Anschauen und der Abgleich der Wirkung in der strengen Nachbarschaft anderer Gemälde ist ein wesentlicher Teil des Werkprozesses.
Im Atelier stehen die Werke, an denen Scheibitz arbeitet, dicht nebeneinander. Die nahezu identischen Formate sorgen für Ruhe und für eine Vergleichbarkeit der Werke, bei der dennoch die Individualität des einzelnen Gemäldes hervorkehrt. Anschließend werden alle Arbeiten auf Textilpapier (GP) hinter Glas gerahmt präsentiert. Das Gebilde ist eingebettet in Modulationen von Blau. Von weißen, Lichtöffnungen suggerierenden Flächen durchbrochen bildet sich vor dem Auge ein kristallines Gebilde, welches Flächen in weißen und leichten Grauabstufungen aufweist. Die Flächen scheinen sich durch ihre Konturen voneinander abzuheben und werden gleichzeitig von sich kreuzenden Binnenlinien definiert. Das Gefüge scheint vor dem blauen Grund zu schweben und bleibt rätselhaft und unerreichbar. Der Titel „Loch“ lässt die Assoziation entstehen, als habe der Künstler das Gefüge in der Bildmitte angebracht um darauf hinzuweisen, dass etwas fehlt. Es mahnt der Dinge, die man nicht darstellen kann und entzieht sich sogleich seiner eigenen Interpretation.
(Beate Söntgen Schichtungen. Zur Malerei von Thomas Scheibitz, in: Thomas Scheibitz: One Time Pad, Frankfurt 2012, S. 77ff.)

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.05.2014 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.05. - 20.05.2014