Lot Nr. 108


Emilianische Schule, um 1620


Emilianische Schule, um 1620 - Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen

Perseus und Medusa, Feder in Braun, braun laviert auf Pergament, 32,8 x 40,5 cm, gebräunt, etwas fleckig, Passep., o. R., (Sch)

Perseus, der Sohn des Zeus und der Danae, wird von Polydectes, dem Tyrannen von Seriphos dazu aufgefordert, Medusa zu töten, die einzig Sterbliche der drei Gorgonen. Polydectes glaubt in Wahrheit, Perseus damit töten zu können, doch gelingt es diesem mit Hilfe von Plutos Helm, der ihn unsichtbar macht und Minervas Schild, Medusa während des Schlafes zu überraschen und zu enthaupten. Mit der List des spiegelnden Schildes gelingt es ihm, sich vor dem tödlichen Blick der Medusa, der ihn zu Stein verwandelt hätte, zu schützen. Der Mythos von Perseus Kampf gegen die Gorgonen wird neben Homer, Hesiod und Pindar auch detailliert bei Pseudo Apollodoro in dessen Biblioteca (II, 4, 2) geschildert. In der vorliegenden Zeichnung nehmen auch Merkur und Minerva an dem Geschehen teil. Während Minerva in den früheren Erzählungen bei Homer und Hesiod die Hand des Perseus führt, hält sie in der vorliegenden Zeichnung nur das Schild, Perseus führt den Tötungsakt jedoch einhändig durch.
Die Zeichnung geht auf ein Fresko von Annibale Carracci in einer der Lünetten im Camerino des Odoardo Farnese im Palazzo Farnese in Rom zurück und dürfte etwa 20 Jahre später entstanden sein. Im Vergleich mit dem Fresko ist die Landschaft auf der linken Seite etwas skizzenhafter angelegt, während die Handlung kompakter geschildert wird und die Figuren durch ihre robuste Gestalt und die dunklen Schattierungen stärker in den Vordergrund treten. Die stilistischen Merkmale der Zeichnung deuten auf einen Künstler aus dem Umfeld von Annibale und Lodovico Carracci hin. Die Fresken im Camerino und der Galleria im Palazzo Farnese gehörten bereits zwanzig Jahre nach deren Entstehung zum festen Bestandteil der künstlerischen Ausbildung vieler Maler, die sich der neuen Stilrichtung der Carracci anschließen wollten. Die Fresken wurden so zu einem maßgeblichen Vorbild in der Schulung und Fortführung der neu begründeten, klassizistischen Manier der Bologneser Malerei

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

28.04.2014 - 17:00

Schätzwert:
EUR 1.200,- bis EUR 1.500,-

Emilianische Schule, um 1620


Perseus und Medusa, Feder in Braun, braun laviert auf Pergament, 32,8 x 40,5 cm, gebräunt, etwas fleckig, Passep., o. R., (Sch)

Perseus, der Sohn des Zeus und der Danae, wird von Polydectes, dem Tyrannen von Seriphos dazu aufgefordert, Medusa zu töten, die einzig Sterbliche der drei Gorgonen. Polydectes glaubt in Wahrheit, Perseus damit töten zu können, doch gelingt es diesem mit Hilfe von Plutos Helm, der ihn unsichtbar macht und Minervas Schild, Medusa während des Schlafes zu überraschen und zu enthaupten. Mit der List des spiegelnden Schildes gelingt es ihm, sich vor dem tödlichen Blick der Medusa, der ihn zu Stein verwandelt hätte, zu schützen. Der Mythos von Perseus Kampf gegen die Gorgonen wird neben Homer, Hesiod und Pindar auch detailliert bei Pseudo Apollodoro in dessen Biblioteca (II, 4, 2) geschildert. In der vorliegenden Zeichnung nehmen auch Merkur und Minerva an dem Geschehen teil. Während Minerva in den früheren Erzählungen bei Homer und Hesiod die Hand des Perseus führt, hält sie in der vorliegenden Zeichnung nur das Schild, Perseus führt den Tötungsakt jedoch einhändig durch.
Die Zeichnung geht auf ein Fresko von Annibale Carracci in einer der Lünetten im Camerino des Odoardo Farnese im Palazzo Farnese in Rom zurück und dürfte etwa 20 Jahre später entstanden sein. Im Vergleich mit dem Fresko ist die Landschaft auf der linken Seite etwas skizzenhafter angelegt, während die Handlung kompakter geschildert wird und die Figuren durch ihre robuste Gestalt und die dunklen Schattierungen stärker in den Vordergrund treten. Die stilistischen Merkmale der Zeichnung deuten auf einen Künstler aus dem Umfeld von Annibale und Lodovico Carracci hin. Die Fresken im Camerino und der Galleria im Palazzo Farnese gehörten bereits zwanzig Jahre nach deren Entstehung zum festen Bestandteil der künstlerischen Ausbildung vieler Maler, die sich der neuen Stilrichtung der Carracci anschließen wollten. Die Fresken wurden so zu einem maßgeblichen Vorbild in der Schulung und Fortführung der neu begründeten, klassizistischen Manier der Bologneser Malerei

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
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astrid.schierz@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 28.04.2014 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 18.04. - 28.04.2014