Lot Nr. 104


Giovanni Francesco Barbieri gen. il Guercino


Giovanni Francesco Barbieri gen. il Guercino - Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen

(Cento 1591-1666 Bologna) Junger Bub mit einem Hahn vor einer Steinmauer, Feder in Braun auf Bütten, auf späteres Bütten kaschiert, an der rechten unteren Ecke nummeriert "46", 16,5 x 20,7 cm, Passep., o. R., (Sch)

Provenienz:Sammlung Pierre Crozat (1665-1740), Paris (Lugt 3612), nummeriert "46".

Gutachten von Prof. Nicholas Turner, 30. Jänner 2014, liegt vor.

Literatur: N. Turner, C. Plazzotta, Drawings by Guercino from British Collections, Ausst. Kat. British Museum, London 1991, S. 266, App. Nr. 52; E. Negro, N. Roio, L'eredita del Guercino, Modena 2008, S. 104; P. Bagni, Il Guercino e i suoi incisori, Rom 1988, S. 126-8; D. Mahon, N. Turner, The Drawings of Guercino in the Collection of Her Majesty The Queen at Windsor Castle, Cambridge 1989, S. 170-72, Kat. Nr. 588-89; A. Aberghini, Guercino, la collezione di stampe, S. 70, Nr. 142; D. Mahon, Il Guercino (Giovanni Francesco Barbieri, 1591-1666). Catalogo critico dei disegni, Ausst. Kat. Bologna, 1969, S. 10.

Anhand stilistischer Merkmale und der technischen Ausführung der Zeichnung schlägt Prof. Nicholas Turner eine Datierung um 1650 vor. Die Modellierung und Abstufung der hellen und dunklen Partien durch die Parallelschraffuren sind auch für andere Studien Guercinos dieser Zeit charakteristisch, wie etwa die Skizze "Drei Putti in den Wolken" im British Museum, London (Inv. Pp, 4.57), die in Zusammenhang mit dem Altargemälde der Verkündigung in der Pinacoteca in Forli um 1648 steht (vgl. Turner/ Plazzotta 1991, S. 266, App. Nr. 52). Zudem steht die vorliegende Zeichnung stilistisch und technisch in starker Nähe zu einer neu entdeckten Studie Guercinos für die Figur eines "Knieenden (Christus?) kindes mit einem Vogel" aus Privatbesitz, die als Modello für das erste Blatt einer 11-teiligen Kupferstichfolge nach Zeichnungen Guercinos von Domenico Maria Bonaveri (1653-nach 1719) gedient haben könnte (vgl. Negro/ Roio 2008, S. 104; Bagni 1988, S. 126-8; Mahon/ Turner 1989, S. 170-72, Kat. Nr. 588-89).
Die Kupferstiche wurden nach dem Tod Guercinos von seinem Neffen Benedetto Gennari (1633-1715) in Auftrag gegeben und dürften nach Zeichnungen Guercinos um 1650, während seiner Bologneser Periode (1642-1666) entstanden sein. Bei den Drucken aus Bonaveris Folge handelt es sich großteils um Halbfiguren in kleinerem Format, das dem der vorliegenden Zeichnung entspricht. Dennoch bleibt es offen, ob sie auch als Vorlage für die Kupferstichfolge von Gennari ausgewählt wurde. Eine seitenverkehrte Kopie nach der Zeichnung, die dem "falsario di Guercino" zugeschrieben wird, belegt zumindest die Existenz eines Kupferstiches, der vielleicht in geringer Auflage von Bonaveri nach der Zeichnung in Auftrag gegeben worden war (vgl. Aberghini 1991, S. 70, Nr. 142). Der Großteil der Studien, die Bonaveri als Vorlage für die Kupferstiche verwendete, sind seitenverkehrt zu den Stichen und in brauner Feder wie die vorliegende Studie ausgeführt. Die Nummer "46" in der unteren rechten Eckeder Zeichnung gibt Aufschluss über die Provenienz der Zeichnung, die sich im Besitz des französischen Bankiers und Sammlers Pierre Crozat (1661-1740) befunden haben könnte. Nummerierungen in derselben Handschrift mit derselben schwarzen Tinte sind auf zahlreichen anderen Blättern aus Crozats Sammlung zu finden, die 1741 posthum in einer Auktion in Paris versteigert wurden. Crozat besaß mehr als 350 Zeichnungen von Guercino, einige davon stammten aus der Sammlung von Roger de Piles, andere wiederum aus dem Besitz von Guercinos Biographen, Conte Carlo Cesare Malvasia (1616-1693), dessen Sammlung nach seinem Tod zur Gänze in den Besitz der Boschi Familie in Bologna übergegangen war. Im Jahre 1714 verkauften die Boschi die gesamte Zeichnungssammlung an Crozat, der zu dieser Zeit gerade auf Akquisitionstour in Bologna war (vgl. Mahon 1969, S. 10).

Provenienz:Sammlung Pierre Crozat (1665-1740), Paris (Lugt 3612), nummeriert "46". Gutachten von Prof. Nicholas Turner, 30. Jänner 2014, liegt vor. Literatur: N. Turner, C. Plazzotta, Drawings by Guercino from British Collections, Ausst. Kat. B

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

28.04.2014 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 11.875,-
Schätzwert:
EUR 5.000,- bis EUR 7.000,-

Giovanni Francesco Barbieri gen. il Guercino


(Cento 1591-1666 Bologna) Junger Bub mit einem Hahn vor einer Steinmauer, Feder in Braun auf Bütten, auf späteres Bütten kaschiert, an der rechten unteren Ecke nummeriert "46", 16,5 x 20,7 cm, Passep., o. R., (Sch)

Provenienz:Sammlung Pierre Crozat (1665-1740), Paris (Lugt 3612), nummeriert "46".

Gutachten von Prof. Nicholas Turner, 30. Jänner 2014, liegt vor.

Literatur: N. Turner, C. Plazzotta, Drawings by Guercino from British Collections, Ausst. Kat. British Museum, London 1991, S. 266, App. Nr. 52; E. Negro, N. Roio, L'eredita del Guercino, Modena 2008, S. 104; P. Bagni, Il Guercino e i suoi incisori, Rom 1988, S. 126-8; D. Mahon, N. Turner, The Drawings of Guercino in the Collection of Her Majesty The Queen at Windsor Castle, Cambridge 1989, S. 170-72, Kat. Nr. 588-89; A. Aberghini, Guercino, la collezione di stampe, S. 70, Nr. 142; D. Mahon, Il Guercino (Giovanni Francesco Barbieri, 1591-1666). Catalogo critico dei disegni, Ausst. Kat. Bologna, 1969, S. 10.

Anhand stilistischer Merkmale und der technischen Ausführung der Zeichnung schlägt Prof. Nicholas Turner eine Datierung um 1650 vor. Die Modellierung und Abstufung der hellen und dunklen Partien durch die Parallelschraffuren sind auch für andere Studien Guercinos dieser Zeit charakteristisch, wie etwa die Skizze "Drei Putti in den Wolken" im British Museum, London (Inv. Pp, 4.57), die in Zusammenhang mit dem Altargemälde der Verkündigung in der Pinacoteca in Forli um 1648 steht (vgl. Turner/ Plazzotta 1991, S. 266, App. Nr. 52). Zudem steht die vorliegende Zeichnung stilistisch und technisch in starker Nähe zu einer neu entdeckten Studie Guercinos für die Figur eines "Knieenden (Christus?) kindes mit einem Vogel" aus Privatbesitz, die als Modello für das erste Blatt einer 11-teiligen Kupferstichfolge nach Zeichnungen Guercinos von Domenico Maria Bonaveri (1653-nach 1719) gedient haben könnte (vgl. Negro/ Roio 2008, S. 104; Bagni 1988, S. 126-8; Mahon/ Turner 1989, S. 170-72, Kat. Nr. 588-89).
Die Kupferstiche wurden nach dem Tod Guercinos von seinem Neffen Benedetto Gennari (1633-1715) in Auftrag gegeben und dürften nach Zeichnungen Guercinos um 1650, während seiner Bologneser Periode (1642-1666) entstanden sein. Bei den Drucken aus Bonaveris Folge handelt es sich großteils um Halbfiguren in kleinerem Format, das dem der vorliegenden Zeichnung entspricht. Dennoch bleibt es offen, ob sie auch als Vorlage für die Kupferstichfolge von Gennari ausgewählt wurde. Eine seitenverkehrte Kopie nach der Zeichnung, die dem "falsario di Guercino" zugeschrieben wird, belegt zumindest die Existenz eines Kupferstiches, der vielleicht in geringer Auflage von Bonaveri nach der Zeichnung in Auftrag gegeben worden war (vgl. Aberghini 1991, S. 70, Nr. 142). Der Großteil der Studien, die Bonaveri als Vorlage für die Kupferstiche verwendete, sind seitenverkehrt zu den Stichen und in brauner Feder wie die vorliegende Studie ausgeführt. Die Nummer "46" in der unteren rechten Eckeder Zeichnung gibt Aufschluss über die Provenienz der Zeichnung, die sich im Besitz des französischen Bankiers und Sammlers Pierre Crozat (1661-1740) befunden haben könnte. Nummerierungen in derselben Handschrift mit derselben schwarzen Tinte sind auf zahlreichen anderen Blättern aus Crozats Sammlung zu finden, die 1741 posthum in einer Auktion in Paris versteigert wurden. Crozat besaß mehr als 350 Zeichnungen von Guercino, einige davon stammten aus der Sammlung von Roger de Piles, andere wiederum aus dem Besitz von Guercinos Biographen, Conte Carlo Cesare Malvasia (1616-1693), dessen Sammlung nach seinem Tod zur Gänze in den Besitz der Boschi Familie in Bologna übergegangen war. Im Jahre 1714 verkauften die Boschi die gesamte Zeichnungssammlung an Crozat, der zu dieser Zeit gerade auf Akquisitionstour in Bologna war (vgl. Mahon 1969, S. 10).

Provenienz:Sammlung Pierre Crozat (1665-1740), Paris (Lugt 3612), nummeriert "46". Gutachten von Prof. Nicholas Turner, 30. Jänner 2014, liegt vor. Literatur: N. Turner, C. Plazzotta, Drawings by Guercino from British Collections, Ausst. Kat. B

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
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kundendienst@dorotheum.at

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Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 28.04.2014 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 18.04. - 28.04.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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