Lot Nr. 587 #


Mailänder Schule, spätes 17. Jahrhundert


Bildnis der Contessa Rosa Arconati, Suor Gioseffa Marianna im Kloster Santa Maria Maddalena in Porta Lodovico, Mailand, Tochter des Conte Giuseppe Maria Arconati,
Öl auf Leinwand, 207 x 119 cm, gerahmt

Provenienz:
Sehr wahrscheinlich zusammen mit weiteren Porträts seiner drei anderen Töchter von Graf Giuseppe Maria Arconati als Teil einer Serie für die Villa Arconati in der Lombardei in Auftrag gegeben;
Kunstmarkt, London

Literatur:
G. Treccani degli Alfieri, Fondazione Treccani degli Alfieri per la storia di Milano, in: Storia di Milano, Mailand, I958, XI, S. 555–558, Abb.;
D. Owen, Representing the Family: Portraits and Purposes in Early Modern Italy, in: The Journal of Interdisciplinary History, Bd. 17, Nr. 1, The Evidence of Art: Images and Meaning in History, Sommer 1986, S. 28–29;
Robert L. Kendrick, Celestial Sirens: Nuns and Their Music in Early Modern Milan, Oxford University Press, 1996, S. 121, Anm. 106, 107

Das vorliegende Gemälde ist eines von vier Porträts der Töchter des Mailänder Kunstsammlers Graf Giuseppe Maria Arconati, die vermutlich für dessen Palast, die Villa Arconati in Castellazzo di Bollate, auch genannt das „Versailles der Lombardei”, bestimmt waren (siehe Abb.). Alle vier Töchter wurden Nonnen und traten um 1700 in verschiedene Klöster in der Lombardei ein. Die Serie wurde anlässlich ihrer Publikation im Jahr 1958 in ihrer Gesamtheit wahrgenommen (siehe Literatur).

Bei dem vorliegenden Porträt handelt es sich um das zweite Bildnis, das wieder aufgetaucht ist. Das erste, erst vor einigen Jahren wieder auf der Bildfläche erschienene Porträt war das von Rosas Schwester Livia, das damals von Daniele Benati dem Künstler Pier Francesco Cittadini zugeschrieben worden war (siehe Dorotheum, Wien, 13. Oktober 2010, Lot 331). Daniele Benati hat mittlerweile diese Zuschreibung revidiert. Von Livia Arconati gibt es ein weiteres mit 1677 datiertes Porträt, das sie im Alter von unter zehn Jahren zeigt. Auf dem im Dorotheum versteigerten Bildnis ist Livia zumindest zwanzig Jahre alt und kann daher nicht von Cittadini porträtiert worden sein, da dieser 1681 starb. So nahe die Serie dem Spätwerk Cittadinis in stilistischer Hinsicht stehen mag, scheint sie von einer anderen, überaus talentierten Hand gemalt worden zu sein.

Die Arconati-Schwestern tragen auf den Bildern allesamt aufwendig bestickte Gewänder à la française, was auf eine Entstehungszeit zwischen 1695 und 1700 deutet. Dies ließe sich auch mit dem Zeitpunkt ihres Eintritts ins Kloster vereinbaren. Auf den Gemälden sind sie nach der neuesten Mode gekleidet und tragen prächtige Roben zur Schau, ergänzt durch Muff, Schmuck und kunstvolle Kopftracht, die den Reichtum der Familie zu erkennen geben. Die Töchter gehören unverkennbar einer gehobenen Gesellschaftsschicht an und haben eine vornehme Erziehung genossen. Es liegt nahe, dass ein Sammler und Mäzen vom Rang Arconatis die Ausführung dem besten Künstler anvertrauen wollte, der damals in Mailand greifbar war, obgleich der Künstler bislang unbekannt bleibt. Der führende Porträtist dieser Zeit war Frà Galgario. In diesem Zusammenhang ist von Interesse, dass Galgario tatsächlich zwei sehr ähnliche großformatige Porträts von Angehörigen des Mailänder Adels schuf, von denen eines auch vom Kompositionsschema her vergleichbar ist – das Bildnis des Annibale Visconti aus der Sammlung Vatalaro, Mailand. Auch eine alternative Zuschreibung an Andrea Porta (Mailand 1656–1723) wurde vorgeschlagen, die sich auf eine Serie des Künstlers für die Ca’ Grande in Mailand stützt (siehe S. A. Colombo, La Ca‘ Grande, fucina dei ritrattisti milanesi, in: Il ritratto in Lombardia: da Moroni a Ceruti, Ausst.-Kat., hg. von F. Frangi und A. Morandotti, Mailand 2002, S. 269, 278–281), ebenso wie eine Zuschreibung an Salomon Adler (Danzig 1630–1709 Mailand).


Zusatzabbildung:
Die Villa Arconati in einem Stich Marc‘Antonio Dal Res von 1743

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.04.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Mailänder Schule, spätes 17. Jahrhundert


Bildnis der Contessa Rosa Arconati, Suor Gioseffa Marianna im Kloster Santa Maria Maddalena in Porta Lodovico, Mailand, Tochter des Conte Giuseppe Maria Arconati,
Öl auf Leinwand, 207 x 119 cm, gerahmt

Provenienz:
Sehr wahrscheinlich zusammen mit weiteren Porträts seiner drei anderen Töchter von Graf Giuseppe Maria Arconati als Teil einer Serie für die Villa Arconati in der Lombardei in Auftrag gegeben;
Kunstmarkt, London

Literatur:
G. Treccani degli Alfieri, Fondazione Treccani degli Alfieri per la storia di Milano, in: Storia di Milano, Mailand, I958, XI, S. 555–558, Abb.;
D. Owen, Representing the Family: Portraits and Purposes in Early Modern Italy, in: The Journal of Interdisciplinary History, Bd. 17, Nr. 1, The Evidence of Art: Images and Meaning in History, Sommer 1986, S. 28–29;
Robert L. Kendrick, Celestial Sirens: Nuns and Their Music in Early Modern Milan, Oxford University Press, 1996, S. 121, Anm. 106, 107

Das vorliegende Gemälde ist eines von vier Porträts der Töchter des Mailänder Kunstsammlers Graf Giuseppe Maria Arconati, die vermutlich für dessen Palast, die Villa Arconati in Castellazzo di Bollate, auch genannt das „Versailles der Lombardei”, bestimmt waren (siehe Abb.). Alle vier Töchter wurden Nonnen und traten um 1700 in verschiedene Klöster in der Lombardei ein. Die Serie wurde anlässlich ihrer Publikation im Jahr 1958 in ihrer Gesamtheit wahrgenommen (siehe Literatur).

Bei dem vorliegenden Porträt handelt es sich um das zweite Bildnis, das wieder aufgetaucht ist. Das erste, erst vor einigen Jahren wieder auf der Bildfläche erschienene Porträt war das von Rosas Schwester Livia, das damals von Daniele Benati dem Künstler Pier Francesco Cittadini zugeschrieben worden war (siehe Dorotheum, Wien, 13. Oktober 2010, Lot 331). Daniele Benati hat mittlerweile diese Zuschreibung revidiert. Von Livia Arconati gibt es ein weiteres mit 1677 datiertes Porträt, das sie im Alter von unter zehn Jahren zeigt. Auf dem im Dorotheum versteigerten Bildnis ist Livia zumindest zwanzig Jahre alt und kann daher nicht von Cittadini porträtiert worden sein, da dieser 1681 starb. So nahe die Serie dem Spätwerk Cittadinis in stilistischer Hinsicht stehen mag, scheint sie von einer anderen, überaus talentierten Hand gemalt worden zu sein.

Die Arconati-Schwestern tragen auf den Bildern allesamt aufwendig bestickte Gewänder à la française, was auf eine Entstehungszeit zwischen 1695 und 1700 deutet. Dies ließe sich auch mit dem Zeitpunkt ihres Eintritts ins Kloster vereinbaren. Auf den Gemälden sind sie nach der neuesten Mode gekleidet und tragen prächtige Roben zur Schau, ergänzt durch Muff, Schmuck und kunstvolle Kopftracht, die den Reichtum der Familie zu erkennen geben. Die Töchter gehören unverkennbar einer gehobenen Gesellschaftsschicht an und haben eine vornehme Erziehung genossen. Es liegt nahe, dass ein Sammler und Mäzen vom Rang Arconatis die Ausführung dem besten Künstler anvertrauen wollte, der damals in Mailand greifbar war, obgleich der Künstler bislang unbekannt bleibt. Der führende Porträtist dieser Zeit war Frà Galgario. In diesem Zusammenhang ist von Interesse, dass Galgario tatsächlich zwei sehr ähnliche großformatige Porträts von Angehörigen des Mailänder Adels schuf, von denen eines auch vom Kompositionsschema her vergleichbar ist – das Bildnis des Annibale Visconti aus der Sammlung Vatalaro, Mailand. Auch eine alternative Zuschreibung an Andrea Porta (Mailand 1656–1723) wurde vorgeschlagen, die sich auf eine Serie des Künstlers für die Ca’ Grande in Mailand stützt (siehe S. A. Colombo, La Ca‘ Grande, fucina dei ritrattisti milanesi, in: Il ritratto in Lombardia: da Moroni a Ceruti, Ausst.-Kat., hg. von F. Frangi und A. Morandotti, Mailand 2002, S. 269, 278–281), ebenso wie eine Zuschreibung an Salomon Adler (Danzig 1630–1709 Mailand).


Zusatzabbildung:
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.04.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.03. - 09.04.2014

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