Der heilige Laurentius, Öl auf Leinwand, 40 x 28,5 cm, gerahmt

Wir danken Frau Professor Donatella Biagi Maino, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach Prüfung im Original bestätigt.

Biagi Maino regt den Vergleich des vorliegenden Gemäldes mit Gaetano Gandolfis Hl. Laurentius sowie seiner Jungen Frau als Flora an (derzeitiger Aufbewahrungsort unbekannt; siehe D. Biagi Maino, Gaetano Gandolfi, Turin 1995, Nr. 15, Abb. 16). Tatsächlich ist der Gesichtstypus des Heiligen im vorliegenden Gemälde jenem der jungen Frau auffallend ähnlich; auch die elegante Helldunkelmodellierung des Gesichts ist vergleichbar. Die glatte Ausführung der Gesichtszüge mit den zarten Glanzlichtern in Bleiweiß, welche die Nasenspitze und den Bereich unter den Augen erstrahlen lassen, lassen sich auch in der Jungen Frau als Flora beobachten, ebenso wie der intensive Ausdruck des Heiligen, der dem Betrachter mit halb geschlossenen Lippen entgegenblickt.

Biagi Maino meint zu erkennen, dass die sichere, flüssige Pinselführung mit Gaetanos Schaffen um 1764/65 in Einklang steht. Im selben Zeitraum schuf er die ersten „Köpfe“, in denen er mit schimmernden Farben, weichen, verschwommenen Konturen und einer kühnen, lichterfüllten Malweise experimentierte.

Gaetano Gandolfi trat im Alter von 17 Jahren in die Accademia Clementina in Bologna ein und studierte unter Felice Torelli und Ercole Lelli. Seine ersten Gemälde stehen stilistisch dem Frühwerk seines Bruders Ubaldo nahe. Gaetanos Aufenthalt in Venedig im Jahr 1760 brachte einen Wendepunkt in seiner künstlerischen Laufbahn. Er saugte die venezianische Malerei, insbesondere die Piazzettas, förmlich auf, was auch im vorliegenden Werk zum Tragen kommt.

Der heilige Laurentius war ein Diakon der Kirche Roms und wurde im dritten Jahrhundert gemartert. Hier ist er mit der Märtyrerpalme und dem Werkzeug seines Martyriums, dem Rost, dargestellt, auf dem er zu Tode kam.