(Bologna 1529 - 1592 Roma)
Doppelbildnis, Öl auf Leinwand, 120 x 96 cm, gerahmt

Die Beschriftung, die wahrscheinlich in der nachfolgenden Epoche hinzugefügt wurde, identifiziert den männlichen Dargestellten als Andrea di Gian Giorgio Forti, Mitglied einer Patrizierfamilie aus der Toskana-Emilia. Auf dem Tisch vor ihm liegt ein wertvoller orientalischer Teppich, es fehlen jedoch die Orden, um den Rang des Dargestellten zu verdeutlichen. Die kurze Haartracht weist auf eine militärische Erziehung hin. In der Hand hält er ein kleines Buch mit der Heiligen Schrift, er scheint gerade währen seiner Lektüre unterbrochen worden zu sein. Neben ihn wurde später eine Dame im Profil dazugemalt, worauf das zweite Adelswappen unterhalb der Figur hinweist. Ihr Haar ist lang und im Nacken verflochten, sie trägt ein schlichtes graues Kleid mit Goldborten. Die Beziehung zwischen den beiden ist offensichtlich, wenn auch moralisierend, ohne Sinnlichkeit und mit hohem Sinn für Anstand, durchdrungen von der Kultur der Gegenreformation.

Die Komposition ist vergleichbar mit dem 'Porträt von Sertorio Sertori' in der Galleria Estense, Modena (A. Ghirardi, Bartolomeo Passerotti, pittore (1529- 1592): catalogo generale, Rimini 1990, S. 215; J. Bentini, Sovrane passioni: le raccolte d'arte della Ducale galleria estense, Ausstellungskatalog, Milano 1998, S. 46). Offensichtlich greift Passerotti auf klassische Prototypen zurück, die in Norditalien verbreitet waren. Die Darstellung des Gesichts ähnelt jener des äPorträts eines Malteserritters' (ehem. London, Colnaghi) sowie dem äPorträt eines Edelmannes gekleidet in schwarzem Samt mit Federhut' (ehem. London, Colnaghi 1976, später Matthiesen) sowie dem äPorträt eines jungen Mannes', das sich in der Halton Gallery, University of Newcastle, befindet (von letzterem gibt es eine Dokumentation bei der Fondazione Federico Zeri in Bologna). Aus diesen stilistischen Gründen ist das Porträt von Andrea di Gian Giorgio Forti in die Jahre 1575-1580 zu datieren. Wir danken Emilio Negro für die Bestätigung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Bartolomeo Passerotti.