Lot Nr. 1524


Jean Fautrier *


Jean Fautrier * - Zeitgenössische Kunst

(Paris 1898–1964 Chatenay) Lignes colorées, 1961, signiert Fautrier, Öl, Mischtechnik auf Papier auf Leinwand, 54 x 81 cm, gerahmt, (PP)

Die Authentizität des Werks wurde von der Comité Fautrier, Paris bestätigt.

Provenienz:
Galleria Apollinaire, Mailand
Sammlung Carlos Monzino, Europa (rückseitig Aufkleber), 1961 dort erworben die Erben

Ausstellungen:
Venedig, XXXI Biennale Internazionale d’Arte, 1962, Nr. 319 (rückseitig Aufkleber);
Codogno, Ex-Ospedale Soave, Jean Fautrier, 1994, Ausst.-Kat. Nr. XXI mit Abb.

«EIN ZEITLOSES KUNSTWERK»
Dieses Gemälde wurde während eines idealen Jahres realisiert in dem Fautrier am Höhepunkt seiner Berühmtheit war und eine Zeit der überschäumenden und sprudelnden Inspirationen erlebte. Der Künstler hatte gerade 1960 bei der 30igsten Biennale di Venezia den Preis gewonnen und war dabei den Preis bei der Internationalen Biennale in Tokyo zu erhalten, der seine künstlerische Arbeit in der ganzen Welt verbreite und geltend machte.

Der Helle Hintergrund und die lebhaften Farben vorsichtig angebracht tanzen (schwenken) auf diesem Papier und heben eine optimistische und aufregende Ästhetik hervor. Die Schönheit dieses Werkes verbirgt (verschleiert) jedoch einen komplexen kreativen Arbeitsvorgang, reich an Erinnerungen des Künstlers und an tiefere Bedeutung. Beim Lesen über Fautrier und nachdem man seine einzigartigen oder raren Zeichnungen und die seiner Lebensgefährtin Jeannine Aeply entdeckt hatte, mit der er öfters an verschiedensten Projekten zusammengearbeitet hat wie zum Beispiel «les reproductions Aeply» oder «les Originaux Multiples», wird die poetische und stille Arbeit dieses Künstlers intensiver besprochen.

In der Tat schöpfen diese Abstraktionen und Ideen aus verschiedensten Inspirationen und Lebenszeiten des Künstlers. Beim ersten Betrachten, das sich auf die Erinnerungen des Künstlers bezieht, spricht uns das weiße Gebirge seiner Vergangenheit an. Die Landschaft von Farben überzogen und der reflektierenden Sonne, dargestellt mit bunten Linien und auf den Hintergrund gepuderte Pigmente wird so zu einer traumhaften Abstraktion - (une abstraction onirique). Das erhöhte Papier symbolisiert den Schnee und das Gebirge (das vom Licht lebendig gemacht wird).

In den 50iger Jahren hat der Künstler in einem Gespräch mit Jean Lescure ihn folgendes anvertraut: «Ich liebte die Berge im Winter, das heißt, dann wenn die totale Stille herrschte, ... dann wenn man Stunden und Stunden an einem Ort, von weiß dominiert, der wunderschön geformt ist, spazieren gehen kann und wo die Formen an Wert der Sonne gleichen, mit den Schattierungen in eine perfekte Stille und Einsamkeit münden.»

VERGANGENHEIT-GEGENWART. «DAS PRIMITIVE DETAIL....»
Die vor kurzem entdeckten Manuskripte, die im direkten Zusammenhang mit der Arbeit des Künstlers stehen, enthüllen eine Inspiration, bereichert von kulturellen und dekorativen Elementen, die von der Skulptur Chamba herstammen, die in der Nähe von André Malraux vom Künstler erworben worden war. Die Motive (und Kratzer), die plötzlich von dieser Statue hervor schießen, erinnern ihn sicherlich an die Kratzspuren, die er bereits in seinen Zeichnungen und Gemälden in den 20er und 30er Jahren angewendet hatte. Die Schwertform der Beine verlängert die Formen der Arme der Statue. Sie haben etwas von der Leiter ohne Ende von Brancusi, die Fautrier horizontal auf der Leinwand platziert hat (er setzt hierdurch zwei Extremitäten, die sich bis zur Unendlichkeit verlängern können, fest).

Wenn der Künstler diese Stammesstatue darstellt, dann macht er es mit einigen Strichen. In der Tat ist es nicht die gegenständliche Darstellung der Skulptur, die ihn interessiert, reizt oder fesselt, sondern das was er daraus entnehmen kann um seiner informellen Kunst zu dienen (seiner freien Repräsentation).

Man wird auf diesem Gemälde bemerken, dass die vor der Anwendung seiner haute pâte (großen Kunst) gemalten Linien sich mit jenen Linien vereinen, die danach gemalt wurden. Hier stellt Fautrier die Striche in der Höhe des Oberkörpers seines Models und die Motive der Hohen Gebirge (der Statue Chamba) auf derselben Ebene dar. Die weiße breiige Masse wird somit zum Körper der Skulptur. Die Statue ist abstrahiert und reduziert auf das Material, das kulturelle Zeichen trägt. Die Form wird so informell unter Aufrechterhaltung der Zeichnung, Zeuge von einer Silhouette die die Materie lebhaft macht.

Durch seine Perfektion der Ausführung and der Konzeption, beleuchtet von vorbereitenden Zeichnungen die uns ein besseres Verständnis seiner komplexen und subtilen Denkweise bieten, wird dieses Gemälde zu einem Schlüsselkunstwerk (une œuvre clé) von der zeitgenössischen und informellen Periode Jean Fautriers. (© Nazim Kadri: Auszug aus dem Buch in Vorbereitung „Fautrier Künstler, Fautrier Sammler“)

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at

16.05.2013 - 19:00

Erzielter Preis: **
EUR 195.500,-
Schätzwert:
EUR 140.000,- bis EUR 220.000,-

Jean Fautrier *


(Paris 1898–1964 Chatenay) Lignes colorées, 1961, signiert Fautrier, Öl, Mischtechnik auf Papier auf Leinwand, 54 x 81 cm, gerahmt, (PP)

Die Authentizität des Werks wurde von der Comité Fautrier, Paris bestätigt.

Provenienz:
Galleria Apollinaire, Mailand
Sammlung Carlos Monzino, Europa (rückseitig Aufkleber), 1961 dort erworben die Erben

Ausstellungen:
Venedig, XXXI Biennale Internazionale d’Arte, 1962, Nr. 319 (rückseitig Aufkleber);
Codogno, Ex-Ospedale Soave, Jean Fautrier, 1994, Ausst.-Kat. Nr. XXI mit Abb.

«EIN ZEITLOSES KUNSTWERK»
Dieses Gemälde wurde während eines idealen Jahres realisiert in dem Fautrier am Höhepunkt seiner Berühmtheit war und eine Zeit der überschäumenden und sprudelnden Inspirationen erlebte. Der Künstler hatte gerade 1960 bei der 30igsten Biennale di Venezia den Preis gewonnen und war dabei den Preis bei der Internationalen Biennale in Tokyo zu erhalten, der seine künstlerische Arbeit in der ganzen Welt verbreite und geltend machte.

Der Helle Hintergrund und die lebhaften Farben vorsichtig angebracht tanzen (schwenken) auf diesem Papier und heben eine optimistische und aufregende Ästhetik hervor. Die Schönheit dieses Werkes verbirgt (verschleiert) jedoch einen komplexen kreativen Arbeitsvorgang, reich an Erinnerungen des Künstlers und an tiefere Bedeutung. Beim Lesen über Fautrier und nachdem man seine einzigartigen oder raren Zeichnungen und die seiner Lebensgefährtin Jeannine Aeply entdeckt hatte, mit der er öfters an verschiedensten Projekten zusammengearbeitet hat wie zum Beispiel «les reproductions Aeply» oder «les Originaux Multiples», wird die poetische und stille Arbeit dieses Künstlers intensiver besprochen.

In der Tat schöpfen diese Abstraktionen und Ideen aus verschiedensten Inspirationen und Lebenszeiten des Künstlers. Beim ersten Betrachten, das sich auf die Erinnerungen des Künstlers bezieht, spricht uns das weiße Gebirge seiner Vergangenheit an. Die Landschaft von Farben überzogen und der reflektierenden Sonne, dargestellt mit bunten Linien und auf den Hintergrund gepuderte Pigmente wird so zu einer traumhaften Abstraktion - (une abstraction onirique). Das erhöhte Papier symbolisiert den Schnee und das Gebirge (das vom Licht lebendig gemacht wird).

In den 50iger Jahren hat der Künstler in einem Gespräch mit Jean Lescure ihn folgendes anvertraut: «Ich liebte die Berge im Winter, das heißt, dann wenn die totale Stille herrschte, ... dann wenn man Stunden und Stunden an einem Ort, von weiß dominiert, der wunderschön geformt ist, spazieren gehen kann und wo die Formen an Wert der Sonne gleichen, mit den Schattierungen in eine perfekte Stille und Einsamkeit münden.»

VERGANGENHEIT-GEGENWART. «DAS PRIMITIVE DETAIL....»
Die vor kurzem entdeckten Manuskripte, die im direkten Zusammenhang mit der Arbeit des Künstlers stehen, enthüllen eine Inspiration, bereichert von kulturellen und dekorativen Elementen, die von der Skulptur Chamba herstammen, die in der Nähe von André Malraux vom Künstler erworben worden war. Die Motive (und Kratzer), die plötzlich von dieser Statue hervor schießen, erinnern ihn sicherlich an die Kratzspuren, die er bereits in seinen Zeichnungen und Gemälden in den 20er und 30er Jahren angewendet hatte. Die Schwertform der Beine verlängert die Formen der Arme der Statue. Sie haben etwas von der Leiter ohne Ende von Brancusi, die Fautrier horizontal auf der Leinwand platziert hat (er setzt hierdurch zwei Extremitäten, die sich bis zur Unendlichkeit verlängern können, fest).

Wenn der Künstler diese Stammesstatue darstellt, dann macht er es mit einigen Strichen. In der Tat ist es nicht die gegenständliche Darstellung der Skulptur, die ihn interessiert, reizt oder fesselt, sondern das was er daraus entnehmen kann um seiner informellen Kunst zu dienen (seiner freien Repräsentation).

Man wird auf diesem Gemälde bemerken, dass die vor der Anwendung seiner haute pâte (großen Kunst) gemalten Linien sich mit jenen Linien vereinen, die danach gemalt wurden. Hier stellt Fautrier die Striche in der Höhe des Oberkörpers seines Models und die Motive der Hohen Gebirge (der Statue Chamba) auf derselben Ebene dar. Die weiße breiige Masse wird somit zum Körper der Skulptur. Die Statue ist abstrahiert und reduziert auf das Material, das kulturelle Zeichen trägt. Die Form wird so informell unter Aufrechterhaltung der Zeichnung, Zeuge von einer Silhouette die die Materie lebhaft macht.

Durch seine Perfektion der Ausführung and der Konzeption, beleuchtet von vorbereitenden Zeichnungen die uns ein besseres Verständnis seiner komplexen und subtilen Denkweise bieten, wird dieses Gemälde zu einem Schlüsselkunstwerk (une œuvre clé) von der zeitgenössischen und informellen Periode Jean Fautriers. (© Nazim Kadri: Auszug aus dem Buch in Vorbereitung „Fautrier Künstler, Fautrier Sammler“)

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 16.05.2013 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.05. - 16.05.2013


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.