Lot Nr. 653 #


Joseph Werner


Joseph Werner - Alte Meister

(Bern 1637–1710)
Leda und der Schwan,
monogrammiert unten rechts: JW (ligiert),
Öl auf Leinwand, 131 x 178 cm, gerahmt

Auf der Rückseite ein Auktionsetikett des 18. Jahrhunderts mit der Aufschrift: “LEDA par WERNER 16 Louisdor”.

Provenienz:
Seit ca. 100 Jahren in einer Privatsammlung in Aix-en-Provence

Wir danken Herrn Dr. Peter Krückmann, Bayerische Schlösserverwaltung, München, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit.

Bislang unpubliziert und durch seine lange Verborgenheit in Privatbesitz der Forschung nicht bekannt, stellt dieses signierte Werk eine bedeutende Wiederentdeckung dar. Joseph Werner, Hofmaler Ludwigs XIV. am Hof von Versailles und Akademiedirektor Friedrichs I. in Preußen ist einer der internationalsten Künstler des 17. und frühen 18. Jahrhunderts und steht für die immer weniger von nationalen Stilmerkmalen geprägte Malerei des ausklingenden Barock, wiewohl sich in seinem Werk durchaus regionale Besonderheiten beobachten lassen.
Werners Werk gelangte erst vor kurzem wieder in den Fokus der Kunstgeschichte, nachdem 1974 erstmals eine Monographie zum Künstler erschienen war (J. Glaesemer, Joseph Werner, Ein Beitrag zur Geschichte der Barockmalerei, Zürich 1974). Erst 2012 gelang es, das hier vorliegende Gemälde aus amerikanisch-französischem Privatbesitz als eines der seltenen großformatigen Werke des Berner Künstlers zu identifizieren. Ein wohl aus dem 18. Jahrhundert stammender Aufkleber auf der Rückseite gibt Aufschluss darüber, dass das Bild damals noch als Werk Werners bekannt war und als solches mit 16 Louisdor relativ hoch bewertet wurde. In seiner dramatischen Beleuchtung, dem silbrigen Inkarnat und der sorgfältigen Behandlung der schimmernden Stoffdraperien gehört es in die reife Schaffensperiode Werners. Deutlich wird, dass der Künstler im Laufe seines Lebens einer Vielzahl stilistischer Einflüsse unterworfen war. So erinnert die vorliegende Komposition selbstverständlich an das große Vorbild Michelangelo, während die freie, offene Behandlung des Inkarnats und des Bildhintergrundes bei gleichzeitig detailfreudiger Wiedergabe etwa der Schuhe oder des Schmucks auf die venezianische Malerei eines Tizian verweist. Reizvoll sind etwa Details wie der in einem Wasserlauf reflektierende Fuß.
Werner war Hofmaler Ludwigs XIV. und später erster Direktor der 1696 gegründeten Akademie der Künste und Mechanischen Wissenschaften in Berlin.

Leda verweist mit ihrer Physiognomie, der robusten Körperlichkeit und dem silberfarbenen Inkarnat auf eine allegorische Gestalt der Abundantia auf einem großformatigen Gemälde Werners, das dieser 1682 für den Großen Rat seiner Heimatstadt Bern geschaffen hatte. Die Körperhaltung der Leda wiederholte Werner vor allem in Miniaturgemälden, für die er in Versailles gerühmt wurde. Der Hermes auf einem allegorischen Kupfersich von Heinzelmann nach einer Vorlage Werners scheint direkt von der Leda des vorliegenden Gemäldes inspiriert. In sehr ähnlicher Körperhaltung stellte Werner auch eine “Diana nach der Jagd” in Miniatur dar (Abb. 2) wie auch eine “Flora” (Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie).

Seine Ausbildung erhielt Joseph Werner zunächst bei seinem gleichnamigen Vater, einem weniger bekannten Maler, anschließend in Frankfurt/Main bei Matthäus Merian d. J. Um 1654 ging er nach Rom, wo er von Pietro da Cortona und Andrea Sacchi beeinflusst wurde und sich als Maler von Allegorien und Miniaturen einen Namen machte. Später berief ihn Louis XIV. nach Versailles und Paris, wo er es zum gefeierten Historienmaler brachte. Werner porträtierte seine Modelle gern als Götter und Göttinnen (vgl. sein Porträt der bayerischen Kurfürstin Therese Kunigunde Sobieska als Diana). Den Sonnenkönig malte er als Apoll im Triumphwagen. In Augsburg, seiner nächsten Station, einem Zentrum des internationalen Kunsthandels, war er u. a. für die Fugger tätig. 1680 schuf Werner in Augsburg eine “Allegorie zur Vermählung des Grand Dauphin mit der Prinzessin Maria Anna von Bayern”. Nachdem er für den bayerischen Kurfürsten einen “Triumph der Thetis” (Plafondgemälde in Schloss Nymphenburg, München) geschaffen hatte, kehrte er über Innsbruck nach Bern zurück. 1696 wurde der Maler an die neu gegründete Akademie in Berlin berufen. Von dort ging es in späteren Jahre zurück nach Bern, wo er als gefeierter Stadtmaler verstarb. Werners Oeuvre vereint aktuelle Tendenzen des deutschen, römischen und französischen Barock zu einer reizvollen Symbiose.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

17.04.2013 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 126.830,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Joseph Werner


(Bern 1637–1710)
Leda und der Schwan,
monogrammiert unten rechts: JW (ligiert),
Öl auf Leinwand, 131 x 178 cm, gerahmt

Auf der Rückseite ein Auktionsetikett des 18. Jahrhunderts mit der Aufschrift: “LEDA par WERNER 16 Louisdor”.

Provenienz:
Seit ca. 100 Jahren in einer Privatsammlung in Aix-en-Provence

Wir danken Herrn Dr. Peter Krückmann, Bayerische Schlösserverwaltung, München, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit.

Bislang unpubliziert und durch seine lange Verborgenheit in Privatbesitz der Forschung nicht bekannt, stellt dieses signierte Werk eine bedeutende Wiederentdeckung dar. Joseph Werner, Hofmaler Ludwigs XIV. am Hof von Versailles und Akademiedirektor Friedrichs I. in Preußen ist einer der internationalsten Künstler des 17. und frühen 18. Jahrhunderts und steht für die immer weniger von nationalen Stilmerkmalen geprägte Malerei des ausklingenden Barock, wiewohl sich in seinem Werk durchaus regionale Besonderheiten beobachten lassen.
Werners Werk gelangte erst vor kurzem wieder in den Fokus der Kunstgeschichte, nachdem 1974 erstmals eine Monographie zum Künstler erschienen war (J. Glaesemer, Joseph Werner, Ein Beitrag zur Geschichte der Barockmalerei, Zürich 1974). Erst 2012 gelang es, das hier vorliegende Gemälde aus amerikanisch-französischem Privatbesitz als eines der seltenen großformatigen Werke des Berner Künstlers zu identifizieren. Ein wohl aus dem 18. Jahrhundert stammender Aufkleber auf der Rückseite gibt Aufschluss darüber, dass das Bild damals noch als Werk Werners bekannt war und als solches mit 16 Louisdor relativ hoch bewertet wurde. In seiner dramatischen Beleuchtung, dem silbrigen Inkarnat und der sorgfältigen Behandlung der schimmernden Stoffdraperien gehört es in die reife Schaffensperiode Werners. Deutlich wird, dass der Künstler im Laufe seines Lebens einer Vielzahl stilistischer Einflüsse unterworfen war. So erinnert die vorliegende Komposition selbstverständlich an das große Vorbild Michelangelo, während die freie, offene Behandlung des Inkarnats und des Bildhintergrundes bei gleichzeitig detailfreudiger Wiedergabe etwa der Schuhe oder des Schmucks auf die venezianische Malerei eines Tizian verweist. Reizvoll sind etwa Details wie der in einem Wasserlauf reflektierende Fuß.
Werner war Hofmaler Ludwigs XIV. und später erster Direktor der 1696 gegründeten Akademie der Künste und Mechanischen Wissenschaften in Berlin.

Leda verweist mit ihrer Physiognomie, der robusten Körperlichkeit und dem silberfarbenen Inkarnat auf eine allegorische Gestalt der Abundantia auf einem großformatigen Gemälde Werners, das dieser 1682 für den Großen Rat seiner Heimatstadt Bern geschaffen hatte. Die Körperhaltung der Leda wiederholte Werner vor allem in Miniaturgemälden, für die er in Versailles gerühmt wurde. Der Hermes auf einem allegorischen Kupfersich von Heinzelmann nach einer Vorlage Werners scheint direkt von der Leda des vorliegenden Gemäldes inspiriert. In sehr ähnlicher Körperhaltung stellte Werner auch eine “Diana nach der Jagd” in Miniatur dar (Abb. 2) wie auch eine “Flora” (Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie).

Seine Ausbildung erhielt Joseph Werner zunächst bei seinem gleichnamigen Vater, einem weniger bekannten Maler, anschließend in Frankfurt/Main bei Matthäus Merian d. J. Um 1654 ging er nach Rom, wo er von Pietro da Cortona und Andrea Sacchi beeinflusst wurde und sich als Maler von Allegorien und Miniaturen einen Namen machte. Später berief ihn Louis XIV. nach Versailles und Paris, wo er es zum gefeierten Historienmaler brachte. Werner porträtierte seine Modelle gern als Götter und Göttinnen (vgl. sein Porträt der bayerischen Kurfürstin Therese Kunigunde Sobieska als Diana). Den Sonnenkönig malte er als Apoll im Triumphwagen. In Augsburg, seiner nächsten Station, einem Zentrum des internationalen Kunsthandels, war er u. a. für die Fugger tätig. 1680 schuf Werner in Augsburg eine “Allegorie zur Vermählung des Grand Dauphin mit der Prinzessin Maria Anna von Bayern”. Nachdem er für den bayerischen Kurfürsten einen “Triumph der Thetis” (Plafondgemälde in Schloss Nymphenburg, München) geschaffen hatte, kehrte er über Innsbruck nach Bern zurück. 1696 wurde der Maler an die neu gegründete Akademie in Berlin berufen. Von dort ging es in späteren Jahre zurück nach Bern, wo er als gefeierter Stadtmaler verstarb. Werners Oeuvre vereint aktuelle Tendenzen des deutschen, römischen und französischen Barock zu einer reizvollen Symbiose.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.04.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.04. - 17.04.2013


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.