Lot Nr. 625


Giusto Fiammingo


Giusto Fiammingo - Alte Meister

(tätig in Rom 1615–1625)
Der heilige Johannes der Evangelist,
Öl auf Leinwand, 75 x 60,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Dumousset-Deburaux, Paris, 7. Dezember 1989, Lot 177 (als Nicolas Tournier);
Galerie Tassel, Paris, 1994;
Christie’s, London, 7. Juli 1995, Lot 311 (als Nicolas Tournier);
Galerie Feigen, New York (als Nicolas Tournier);
europäische Privatsammlung

Literatur:
A. Hemery, Nicolas Tournier 1590–1639 – Un peintre caravagesque, Ausstellungskatalog, Toulouse 2001, S. 175, Abb. 59 (als anonymer Künstler aus dem Norden);
G. Papi, “Su Giusto Fiammingo”, in: Paragone, LIII, Mai 2002, 43, S. 31, Nr. 18, S. 32, Taf. 22 und II (als Giusto Fiammingo).

Das vorliegende Gemälde wurde von Gianni Papi (Papi 2002) als Werk Giusto Fiammingos identifiziert und in einem Aufsatz, in dem er das Oeuvre des Künstlers zusammenführt und erweitert, publiziert.
Das vorliegende Werk war zuvor, ab seinem Auftauchen auf dem französischen Markt im Jahr 1989, dem französischen Maler Nicolas Tournier zugeschrieben und wurde mit derselben Zuschreibung in London (Christie’s, 7. Juli 1995, Lot 311) und New York (Galerie Feigen) zum Verkauf angeboten. Im Jahr 2001 wurde die Zuschreibung an Tournier jedoch im Katalog zu der von Hemery kuratierten Ausstellung zurückgewiesen und das Gemälde einem unbekannten Künstler zugeschrieben.
Laut Papi gleicht die Figur des Evangelisten Johannes stark der Serie der Pallavicini-Engel mit den Leidenssymbolen Christi (Rom, Galleria Pallavicini), insbesondere dem Engel mit Lanze und Schwamm. Die Umrisse der Hände und der Faltenwurf sind auf beiden Gemälden sehr ähnlich, die Gesichtszüge nahezu identisch. Nach Papis Ansicht wäre das vorliegende Gemälde innerhalb des bekannten Werkkorpus des Künstlers in die Frühzeit einzuordnen und damit Anfang der 1620er Jahre zu datieren, als der Künstler besonders unter dem Eindruck von Werken Vouets wie der Maria Magdalena (Palazzo Quirinale, Rom) und der Allegorie in der Pinacoteca Capitolina in Rom stand.
Die Identität des Malers, der Anfang des 17. Jahrhunderts in Rom tätig war, bleibt immer noch im Dunkeln. Er wird unter dem Namen “Giusto Fiammingo” in einem Inventarverzeichnis der Besitztümer des Marchese Vincenzo Giustiniani erwähnt (1638), wo unter seinem Namen zwei Gemälde verzeichnet sind: Der Tod des Sokrates (ehemals Kaiser-Friedrich-Museum, Berlin, zerstört) und Die Flucht des jungen nackten Knaben (Sammlung Rob Smeets). Federico Zeri hat nach Roberto Longhi eine Reihe von Werken mit ähnlichen Merkmalen zusammengefasst und sie dem anonymen “Meister der Pallavicini-Engel” zugeordnet (siehe F. Zeri, La Galleria Pallavicini a Roma, Florenz 1959, S. 71/72). Die in der Folge unternommenen Versuche, den anonymen Künstler mit einem der jungen flämischen Künstler in Rom wie Joos de Pape (Bodart 1970) oder Jean Ducamps gleichzusetzen, müssen in der Forschung noch einhellige Zustimmung finden.

17.04.2013 - 18:00

Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

Giusto Fiammingo


(tätig in Rom 1615–1625)
Der heilige Johannes der Evangelist,
Öl auf Leinwand, 75 x 60,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Dumousset-Deburaux, Paris, 7. Dezember 1989, Lot 177 (als Nicolas Tournier);
Galerie Tassel, Paris, 1994;
Christie’s, London, 7. Juli 1995, Lot 311 (als Nicolas Tournier);
Galerie Feigen, New York (als Nicolas Tournier);
europäische Privatsammlung

Literatur:
A. Hemery, Nicolas Tournier 1590–1639 – Un peintre caravagesque, Ausstellungskatalog, Toulouse 2001, S. 175, Abb. 59 (als anonymer Künstler aus dem Norden);
G. Papi, “Su Giusto Fiammingo”, in: Paragone, LIII, Mai 2002, 43, S. 31, Nr. 18, S. 32, Taf. 22 und II (als Giusto Fiammingo).

Das vorliegende Gemälde wurde von Gianni Papi (Papi 2002) als Werk Giusto Fiammingos identifiziert und in einem Aufsatz, in dem er das Oeuvre des Künstlers zusammenführt und erweitert, publiziert.
Das vorliegende Werk war zuvor, ab seinem Auftauchen auf dem französischen Markt im Jahr 1989, dem französischen Maler Nicolas Tournier zugeschrieben und wurde mit derselben Zuschreibung in London (Christie’s, 7. Juli 1995, Lot 311) und New York (Galerie Feigen) zum Verkauf angeboten. Im Jahr 2001 wurde die Zuschreibung an Tournier jedoch im Katalog zu der von Hemery kuratierten Ausstellung zurückgewiesen und das Gemälde einem unbekannten Künstler zugeschrieben.
Laut Papi gleicht die Figur des Evangelisten Johannes stark der Serie der Pallavicini-Engel mit den Leidenssymbolen Christi (Rom, Galleria Pallavicini), insbesondere dem Engel mit Lanze und Schwamm. Die Umrisse der Hände und der Faltenwurf sind auf beiden Gemälden sehr ähnlich, die Gesichtszüge nahezu identisch. Nach Papis Ansicht wäre das vorliegende Gemälde innerhalb des bekannten Werkkorpus des Künstlers in die Frühzeit einzuordnen und damit Anfang der 1620er Jahre zu datieren, als der Künstler besonders unter dem Eindruck von Werken Vouets wie der Maria Magdalena (Palazzo Quirinale, Rom) und der Allegorie in der Pinacoteca Capitolina in Rom stand.
Die Identität des Malers, der Anfang des 17. Jahrhunderts in Rom tätig war, bleibt immer noch im Dunkeln. Er wird unter dem Namen “Giusto Fiammingo” in einem Inventarverzeichnis der Besitztümer des Marchese Vincenzo Giustiniani erwähnt (1638), wo unter seinem Namen zwei Gemälde verzeichnet sind: Der Tod des Sokrates (ehemals Kaiser-Friedrich-Museum, Berlin, zerstört) und Die Flucht des jungen nackten Knaben (Sammlung Rob Smeets). Federico Zeri hat nach Roberto Longhi eine Reihe von Werken mit ähnlichen Merkmalen zusammengefasst und sie dem anonymen “Meister der Pallavicini-Engel” zugeordnet (siehe F. Zeri, La Galleria Pallavicini a Roma, Florenz 1959, S. 71/72). Die in der Folge unternommenen Versuche, den anonymen Künstler mit einem der jungen flämischen Künstler in Rom wie Joos de Pape (Bodart 1970) oder Jean Ducamps gleichzusetzen, müssen in der Forschung noch einhellige Zustimmung finden.


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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.04.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.04. - 17.04.2013