Lot Nr. 874


Bernardo Polo


Bernardo Polo - Alte Meister

(tätig in Saragossa in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts)
Obstschale mit Trauben, Orangen und Rosen,
Öl auf Leinwand, 85 x 98, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken William B. Jordan für die Identifizierung des Künstlers.

Bis vor kurzem war Bernardo Polo unter dem Namen „Pseudo-Hiepes“ bekannt. 2009 gelang es William Jordan in seinem Artikel “El Pseudo-Hiepes es Bernardo Polo,” Archivo Español de Arte, LXXXII, No. 328 (Oktober - Dezember 2009), S. 395-403, die Werke dieses anonymen Künstlers als jene Bernardo Polos zu identifizieren, nachdem ein signiertes Werk entdeckt worden war.

Die reizvollen und sehr dekorativen bodegones von Bernardo Polo dürften großen Erfolg gehabt haben, so dass man davon ausgehen kann, dass er eine große Werkstatt unterhielt. Die Wiederholung von Motiven und die variierte Anordnung einzelner Elemente erinnern an die Arbeitsweise, die Juan van der Hamen ein halbes Jahrhundert zuvor in seiner Werkstatt in Madrid eingeführt hatte.

William Jordan beschreibt drei kompositorische Typen, die den Großteil des Oeuvres von Bernardo Polo ausmachen. Zur ersten Gruppe gehören Bilder wie das vorliegende Gemälde, mit der Darstellung einer einzelnen Obstschale auf einem quadratischen, freistehenden Steinsockel. Das von Polo signierte Gemälde “Präsentierteller mit Melonen, Aprikosen und Zwetschken” aus einer Privatsammlung (op.cit. S. 395, Abb. 2) wird ebenso dieser Kategorie zugeordnet. Es zeichnet sich zudem durch eine für den Künstler charakteristische Beleuchtung durch eine starke Lichtquelle von links oben aus, die das Bild diagonal in zwei Hälften teilt.
Die zweite Gruppe bilden Stillleben mit meist symmetrisch angeordneten Objekten auf einer Steinplatte mit gemeißelten Blattmotiven (vgl. “Stillleben mit Blumenvase, Obstschale und Weinkühler”, Privatsammlung, Barcelona, op.cit. S. 397, Abb. 4). Zur dritten Gruppe gehören Bilder, in denen die Objekte auf einem Kabinettschrank arrangiert sind (vgl. “Kabinettschrank mit Süßspeisen, Tauben und Blumenvase”, Privatsammlung, Madrid, op.cit. S. 401, Abb. 9). Die einzelnen Elemente sind dabei in allen Werken in Frontalansicht angeordnet.

Die Stilllebenmalerei verbreitete sich in Spanien im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts. Besonders beliebt waren Stillleben mit nur wenigen Gegenständen, meist Speisen und Geschirr auf einem Tisch. Im Gegensatz zu den reichen holländischen Banketten mit ihren luxuriösen Objekten sind diese Werke durch eine strengere Auffassung charakterisiert. Der Hintergrund ist meist neutral und dunkel, wodurch eine surreale Atmosphäre entsteht. Im Unterschied zu nordeuropäischen Stillleben mit ihrer Fülle und Betonung sinnlicher Genüsse faszinieren die spanischen Stillleben durch ihre Kargheit und Ernsthaftigkeit.
Über das Leben und Werk von Bernardo Polo ist nur wenig bekannt. Er wird bei Palomino und Ceán Bermudez als in Saragossa tätiger „Maler von Blumen und Früchten nach der Natur“ erwähnt, dessen Werke auch in Madrid sehr geschätzt wurden. Vermutlich starb er um 1700.

17.04.2013 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Bernardo Polo


(tätig in Saragossa in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts)
Obstschale mit Trauben, Orangen und Rosen,
Öl auf Leinwand, 85 x 98, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken William B. Jordan für die Identifizierung des Künstlers.

Bis vor kurzem war Bernardo Polo unter dem Namen „Pseudo-Hiepes“ bekannt. 2009 gelang es William Jordan in seinem Artikel “El Pseudo-Hiepes es Bernardo Polo,” Archivo Español de Arte, LXXXII, No. 328 (Oktober - Dezember 2009), S. 395-403, die Werke dieses anonymen Künstlers als jene Bernardo Polos zu identifizieren, nachdem ein signiertes Werk entdeckt worden war.

Die reizvollen und sehr dekorativen bodegones von Bernardo Polo dürften großen Erfolg gehabt haben, so dass man davon ausgehen kann, dass er eine große Werkstatt unterhielt. Die Wiederholung von Motiven und die variierte Anordnung einzelner Elemente erinnern an die Arbeitsweise, die Juan van der Hamen ein halbes Jahrhundert zuvor in seiner Werkstatt in Madrid eingeführt hatte.

William Jordan beschreibt drei kompositorische Typen, die den Großteil des Oeuvres von Bernardo Polo ausmachen. Zur ersten Gruppe gehören Bilder wie das vorliegende Gemälde, mit der Darstellung einer einzelnen Obstschale auf einem quadratischen, freistehenden Steinsockel. Das von Polo signierte Gemälde “Präsentierteller mit Melonen, Aprikosen und Zwetschken” aus einer Privatsammlung (op.cit. S. 395, Abb. 2) wird ebenso dieser Kategorie zugeordnet. Es zeichnet sich zudem durch eine für den Künstler charakteristische Beleuchtung durch eine starke Lichtquelle von links oben aus, die das Bild diagonal in zwei Hälften teilt.
Die zweite Gruppe bilden Stillleben mit meist symmetrisch angeordneten Objekten auf einer Steinplatte mit gemeißelten Blattmotiven (vgl. “Stillleben mit Blumenvase, Obstschale und Weinkühler”, Privatsammlung, Barcelona, op.cit. S. 397, Abb. 4). Zur dritten Gruppe gehören Bilder, in denen die Objekte auf einem Kabinettschrank arrangiert sind (vgl. “Kabinettschrank mit Süßspeisen, Tauben und Blumenvase”, Privatsammlung, Madrid, op.cit. S. 401, Abb. 9). Die einzelnen Elemente sind dabei in allen Werken in Frontalansicht angeordnet.

Die Stilllebenmalerei verbreitete sich in Spanien im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts. Besonders beliebt waren Stillleben mit nur wenigen Gegenständen, meist Speisen und Geschirr auf einem Tisch. Im Gegensatz zu den reichen holländischen Banketten mit ihren luxuriösen Objekten sind diese Werke durch eine strengere Auffassung charakterisiert. Der Hintergrund ist meist neutral und dunkel, wodurch eine surreale Atmosphäre entsteht. Im Unterschied zu nordeuropäischen Stillleben mit ihrer Fülle und Betonung sinnlicher Genüsse faszinieren die spanischen Stillleben durch ihre Kargheit und Ernsthaftigkeit.
Über das Leben und Werk von Bernardo Polo ist nur wenig bekannt. Er wird bei Palomino und Ceán Bermudez als in Saragossa tätiger „Maler von Blumen und Früchten nach der Natur“ erwähnt, dessen Werke auch in Madrid sehr geschätzt wurden. Vermutlich starb er um 1700.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.04.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.04. - 17.04.2013