Lot Nr. 68


Francesco Verla


(Vicenza 1470–1521) Die Madonna mit dem Christuskind in einer weiten Landschaft, Öl auf Holz, 72 x 65 cm, in einem originalen gefaßten und vergoldeten Rahmen

Wir danken Herrn Everett Fahy, ehem. Metropolitan Museum of Art, New York, für die Identifizierung des Künstlers. Ebenso danken wir Herrn Luke Syson, National Gallery, London, Frau Dr. Sylvia Ferino?Pagden, Kunsthistorisches Müseum, Wien, und Herrn Prof. Mauro Natale, Genf, für ihre Hilfe bei der Recherche zu diesem Gemälde.

Vgl. Literatur: G. Gerola, Francesco Verla e gli altri pittora della sua famiglia, Rom 1908; T. Borenius, The Painters of Vicenza, London 1909; L. Puppi, Francesco Verla, in: Rivista dell’ Istituto Nazionale d’ Archeologia e Storia dell’ Arte, N. S., 9, 1960/61, S. 266–297.

Mit der Identifizierung dieses Gemäldes eines der seltensten Künstler der Terra Ferma ist Everett Fahy eine wichtige Neuentdeckung für die Genese der umbrischen Malerei gelungen. Das Bild galt zuvor lange als Arbeit Peruginos und seiner Werkstatt. Innerhalb dieses großen Schülerkreises wurde eine Zuschreibung an Pinturicchio empfohlen. Stilistisch weist das Gemälde zwar auf die großen Traditionen der umbrischen Meister der Jahrhundertwende hin (die Komposition ähnelt sehr dem von Perugino formulierten Typus und seiner Adaptionen durch Pinturicchio), dennoch sind in der graphischen Umsetzung der Draperie und der Gesichter auch nördlichere Einflüsse zu erkennen. So ist etwa die Haltung des Christusknaben dem Typus von Bartolomeo Montagna, etwa in seinem Altarbild “Thronende Madonna mit dem hl. Homobonus und einem Bettler, dem hl. Franziskus, dem seligen Bernardo da Feltre sowie der hl. Katharina” (San Marco, Lonigo, um 1515) sehr ähnlich. Wohl in dessen Werkstatt in Vicenza wurde Verla ausgebildet. 1499 wird er in Vicenza erstmalig als Maler erwähnt. Der Einfluss der Mantegna-Schule, die in der Werkstatt Montagnas fortbestand, ist in allen seinen Werken zu spüren. Den beherrschenden Einfluß auf sein Oeuvre sollte aber Perugino ausüben. Ein Dokument von 1503 vermutet Verla in Rom. Da die Quellen bis 1508 schweigen, sich danach aber deutliche Anklänge an Perugino feststellen lassen, geht man von einer Anstellung Verlas in Peruginos Werkstatt oder von einem langen Aufenthalt in Rom und Perugia aus. Seine erste dokumentierte größere Arbeit stand ganz unter dem Einfluß seines Lehrmeisters: die Fresken für die Sarego Pagallo-Kapelle von S. Bartolomeo in Vicenza (1509) zitieren dessen Decemviri-Altar, während er 1512 auf einer Lunette in S. Francesco in Schio eine vereinfachte Kopie nach Peruginos St. Peter-Polyptichon (Musée des BeauxArts, Lyon) schuf. Sein Altarblatt in Velo d’Astrico ist eine Referenz an Peruginos Gemälde für Santa Maria degli Angelis. Der Einfluß der weiteren Perugino-Schüler ist auch hier zu erkennen, etwa im Kolorit, das an Antonio del Massaro, gen. Il Pastura, erinnert (einige Werke Verlas werden heute noch Pastura zugeschrieben). Die Bäume des Hintergrundes dagegen deuten auf Verlas Herkunft aus der Schule des Veneto hin, entsprechen sie doch von Bellini geprägten Typen. Verla ist der einzige Maler aus dieser Region, der die venezianischen Konventionen durchbrach und als Exponent der umbrischen Malerei in Norditalien gelten kann.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

21.04.2010 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 156.800,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 65.000,-

Francesco Verla


(Vicenza 1470–1521) Die Madonna mit dem Christuskind in einer weiten Landschaft, Öl auf Holz, 72 x 65 cm, in einem originalen gefaßten und vergoldeten Rahmen

Wir danken Herrn Everett Fahy, ehem. Metropolitan Museum of Art, New York, für die Identifizierung des Künstlers. Ebenso danken wir Herrn Luke Syson, National Gallery, London, Frau Dr. Sylvia Ferino?Pagden, Kunsthistorisches Müseum, Wien, und Herrn Prof. Mauro Natale, Genf, für ihre Hilfe bei der Recherche zu diesem Gemälde.

Vgl. Literatur: G. Gerola, Francesco Verla e gli altri pittora della sua famiglia, Rom 1908; T. Borenius, The Painters of Vicenza, London 1909; L. Puppi, Francesco Verla, in: Rivista dell’ Istituto Nazionale d’ Archeologia e Storia dell’ Arte, N. S., 9, 1960/61, S. 266–297.

Mit der Identifizierung dieses Gemäldes eines der seltensten Künstler der Terra Ferma ist Everett Fahy eine wichtige Neuentdeckung für die Genese der umbrischen Malerei gelungen. Das Bild galt zuvor lange als Arbeit Peruginos und seiner Werkstatt. Innerhalb dieses großen Schülerkreises wurde eine Zuschreibung an Pinturicchio empfohlen. Stilistisch weist das Gemälde zwar auf die großen Traditionen der umbrischen Meister der Jahrhundertwende hin (die Komposition ähnelt sehr dem von Perugino formulierten Typus und seiner Adaptionen durch Pinturicchio), dennoch sind in der graphischen Umsetzung der Draperie und der Gesichter auch nördlichere Einflüsse zu erkennen. So ist etwa die Haltung des Christusknaben dem Typus von Bartolomeo Montagna, etwa in seinem Altarbild “Thronende Madonna mit dem hl. Homobonus und einem Bettler, dem hl. Franziskus, dem seligen Bernardo da Feltre sowie der hl. Katharina” (San Marco, Lonigo, um 1515) sehr ähnlich. Wohl in dessen Werkstatt in Vicenza wurde Verla ausgebildet. 1499 wird er in Vicenza erstmalig als Maler erwähnt. Der Einfluss der Mantegna-Schule, die in der Werkstatt Montagnas fortbestand, ist in allen seinen Werken zu spüren. Den beherrschenden Einfluß auf sein Oeuvre sollte aber Perugino ausüben. Ein Dokument von 1503 vermutet Verla in Rom. Da die Quellen bis 1508 schweigen, sich danach aber deutliche Anklänge an Perugino feststellen lassen, geht man von einer Anstellung Verlas in Peruginos Werkstatt oder von einem langen Aufenthalt in Rom und Perugia aus. Seine erste dokumentierte größere Arbeit stand ganz unter dem Einfluß seines Lehrmeisters: die Fresken für die Sarego Pagallo-Kapelle von S. Bartolomeo in Vicenza (1509) zitieren dessen Decemviri-Altar, während er 1512 auf einer Lunette in S. Francesco in Schio eine vereinfachte Kopie nach Peruginos St. Peter-Polyptichon (Musée des BeauxArts, Lyon) schuf. Sein Altarblatt in Velo d’Astrico ist eine Referenz an Peruginos Gemälde für Santa Maria degli Angelis. Der Einfluß der weiteren Perugino-Schüler ist auch hier zu erkennen, etwa im Kolorit, das an Antonio del Massaro, gen. Il Pastura, erinnert (einige Werke Verlas werden heute noch Pastura zugeschrieben). Die Bäume des Hintergrundes dagegen deuten auf Verlas Herkunft aus der Schule des Veneto hin, entsprechen sie doch von Bellini geprägten Typen. Verla ist der einzige Maler aus dieser Region, der die venezianischen Konventionen durchbrach und als Exponent der umbrischen Malerei in Norditalien gelten kann.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2010 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.04. - 21.04.2010


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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