Lot Nr. 95


Giovanni Francesco Barbieri


Giovanni Francesco Barbieri - Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen

gen. il Guercino (Cento 1591-1666 Bologna)
Bildnis eines bärtigen Mannes an einem Tisch, ein weibliches Porträt betrachtend, Feder in Braun auf Bütten, 14,4 x 20,3 cm, in der oberen rechten Ecke nummeriert "15", gebräunt, fleckig, Passep., gerahmt, (Sch)

Gutachten
von Dr. Nicholas Turner, 15. Dezember 2017, vorhanden.

Literatur:
Vgl. D. Mahon, N. Turner, The Drawings of Guercino in the Collection of Her Majesty the Queen at Windsor Castle, Cambridge 1989, Kat. 11, 247; N. Turner, C. Plazzotta, Drawings by Guercino from British Collections, Ausst. Kat. British Museum, London 1991, Kat. 184, 192; C. Loisel, Inventaire général des dessins italiens – Dessins bolonais du XVIIe siècle, Paris 2013, Kat. 571.

Die vorliegende, sorgsam ausgeführte Zeichnung zeigt einen jungen Mann, der in Gedanken versunken das Bildnis seiner Geliebten ansieht. Er hält ihr gezeichnetes Porträt in seiner rechten Hand, seine linke verschwindet unter seinem Hut und hebt leicht die linke Hutkrempe an. Die detaillierte Ausführung sowie das populäre Sujet der Zeichnung deuten darauf hin, dass sie als Entwurf für einen Kupferstich entstanden sein könnte. Das horizontale Format der Zeichnung weist zudem eine ähnliche Größe wie vergleichbare Kupferstiche nach Guercinos Zeichnungen in seinem "Handbuch für Anfänger der Zeichenkunst" (Bartsch 1803-21, IXI, S. 30, Kat. 118 ff; vgl. Mahon und Turner 1989, Kat. 11) auf, welche 1619 von Oliviero Gatti (um 1596- 1626) gestochen wurden.

Anhand stilistischer Merkmale und der sorgfältigen Ausführung der Zeichnung schlägt Turner eine Datierung um 1620 vor. Als vergleichbare Beispiele aus jener Zeit nennt er die Studie"Mädchen in einer Landschaftk, eine Zeichnung betrachtend" (Turner und Plazzotta, 1991, Kat. 192, Abb.) in Privatbesitz, die Studie einer"Frau, die einem jungen Mädchen einen Zahn zieht" im Ashmolean Museum in Oxford (Mahon und Ekserdjan, Nr. XVI, Abb.; Turner und Plazzotta, 1991, Kat. 184, Abb.), sowie "Bettler mit zwei Kindern" im Musée du Louvre in Paris (Loisel, 2013, Kat. 571.)

Die Nummer 15 in der oberen rechten Ecke deutet darauf hin, dass die Zeichnung in Guercinos Werkstatt vor der Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden sein muss. Eine identische Nummerierung findet sich auch auf anderen Zeichnungen von Guercino, wie der "Landschaft mit einer gewundenen Straße" in der Royal Library, Windsor Castle (Windsor Nr. 2762; Mahon und Turner, 1989, Kat. 247, Abb.). Die Nummer 12 (oder vielleicht 72) auf der Landschaft in Windsor Castle, die ebenfalls in ein Kästchen in der rechten oberen Ecke eingeschrieben ist, könnte darauf hindeuten, dass die beiden Zeichnungen einst derselben Gruppe angehörten. Von noch größerem Interesse ist die Datierung 1635 auf der Rückseite der Windsor Zeichnung, die aller Wahrscheinlichkeit nach von Guercinos Bruder Paolo Antonio Barbieri stammt, der für die Buchführung in Guercinos Werkstatt verantwortlich war. Auf der Rückseite des Blattes in Windsor folgt weiter die Inschrift: "Sono in tutte Carte numer 32/ che fanno 32 disegni/ Opera del Sig. r Gio: Francesco Barbieri/ da Cento". Auch die Nummer 15 in der oberen rechten Ecke der vorliegenden Zeichnung dürfte von Guercinos Bruder Paolo Antonio stammen.

Wir danken Dr. Nicholas Turner für die wissenschaftliche Unterstützung.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

02.10.2018 - 15:00

Erzielter Preis: **
EUR 15.000,-
Schätzwert:
EUR 8.000,- bis EUR 12.000,-

Giovanni Francesco Barbieri


gen. il Guercino (Cento 1591-1666 Bologna)
Bildnis eines bärtigen Mannes an einem Tisch, ein weibliches Porträt betrachtend, Feder in Braun auf Bütten, 14,4 x 20,3 cm, in der oberen rechten Ecke nummeriert "15", gebräunt, fleckig, Passep., gerahmt, (Sch)

Gutachten
von Dr. Nicholas Turner, 15. Dezember 2017, vorhanden.

Literatur:
Vgl. D. Mahon, N. Turner, The Drawings of Guercino in the Collection of Her Majesty the Queen at Windsor Castle, Cambridge 1989, Kat. 11, 247; N. Turner, C. Plazzotta, Drawings by Guercino from British Collections, Ausst. Kat. British Museum, London 1991, Kat. 184, 192; C. Loisel, Inventaire général des dessins italiens – Dessins bolonais du XVIIe siècle, Paris 2013, Kat. 571.

Die vorliegende, sorgsam ausgeführte Zeichnung zeigt einen jungen Mann, der in Gedanken versunken das Bildnis seiner Geliebten ansieht. Er hält ihr gezeichnetes Porträt in seiner rechten Hand, seine linke verschwindet unter seinem Hut und hebt leicht die linke Hutkrempe an. Die detaillierte Ausführung sowie das populäre Sujet der Zeichnung deuten darauf hin, dass sie als Entwurf für einen Kupferstich entstanden sein könnte. Das horizontale Format der Zeichnung weist zudem eine ähnliche Größe wie vergleichbare Kupferstiche nach Guercinos Zeichnungen in seinem "Handbuch für Anfänger der Zeichenkunst" (Bartsch 1803-21, IXI, S. 30, Kat. 118 ff; vgl. Mahon und Turner 1989, Kat. 11) auf, welche 1619 von Oliviero Gatti (um 1596- 1626) gestochen wurden.

Anhand stilistischer Merkmale und der sorgfältigen Ausführung der Zeichnung schlägt Turner eine Datierung um 1620 vor. Als vergleichbare Beispiele aus jener Zeit nennt er die Studie"Mädchen in einer Landschaftk, eine Zeichnung betrachtend" (Turner und Plazzotta, 1991, Kat. 192, Abb.) in Privatbesitz, die Studie einer"Frau, die einem jungen Mädchen einen Zahn zieht" im Ashmolean Museum in Oxford (Mahon und Ekserdjan, Nr. XVI, Abb.; Turner und Plazzotta, 1991, Kat. 184, Abb.), sowie "Bettler mit zwei Kindern" im Musée du Louvre in Paris (Loisel, 2013, Kat. 571.)

Die Nummer 15 in der oberen rechten Ecke deutet darauf hin, dass die Zeichnung in Guercinos Werkstatt vor der Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden sein muss. Eine identische Nummerierung findet sich auch auf anderen Zeichnungen von Guercino, wie der "Landschaft mit einer gewundenen Straße" in der Royal Library, Windsor Castle (Windsor Nr. 2762; Mahon und Turner, 1989, Kat. 247, Abb.). Die Nummer 12 (oder vielleicht 72) auf der Landschaft in Windsor Castle, die ebenfalls in ein Kästchen in der rechten oberen Ecke eingeschrieben ist, könnte darauf hindeuten, dass die beiden Zeichnungen einst derselben Gruppe angehörten. Von noch größerem Interesse ist die Datierung 1635 auf der Rückseite der Windsor Zeichnung, die aller Wahrscheinlichkeit nach von Guercinos Bruder Paolo Antonio Barbieri stammt, der für die Buchführung in Guercinos Werkstatt verantwortlich war. Auf der Rückseite des Blattes in Windsor folgt weiter die Inschrift: "Sono in tutte Carte numer 32/ che fanno 32 disegni/ Opera del Sig. r Gio: Francesco Barbieri/ da Cento". Auch die Nummer 15 in der oberen rechten Ecke der vorliegenden Zeichnung dürfte von Guercinos Bruder Paolo Antonio stammen.

Wir danken Dr. Nicholas Turner für die wissenschaftliche Unterstützung.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
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astrid.schierz@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 02.10.2018 - 15:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.09. - 02.10.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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