Lot Nr. 238


Rudolf Hausner *


(Wien 1914–1995)
„Adam Selbstdarsteller“, 1976, signiert Rudolf Hausner, unten Etikett: Stand No 2 1976 „Adam“ alias Rudolf Hausner SELBSTDARSTELLER, Acryl, Gouache, Federzeichnung, Wachslack auf Papier auf Hartfaserplatte, Darstellungsgröße 64 x 64 cm, mit farbigem Rand (Passepartout) 83 x 83 cm, gerahmt

Ganzseitige Farbabb. und kleine Schwarzweiß-Abb. im Werkverzeichnis:
Hans Holländer, Rudolf Hausner, Werkmonographie, Edition Volker Huber, 1985, S. 163, WV-Nr. 77

Ausgestellt und mit ganzseitiger Farbabbildung:
Rudolf Hausner, Künstlerhaus Wien, 1980, Kat.-Nr. 53

Provenienz:
Privatsammlung, Salzburg

Der Platz ist umzäunt. Auf vier Masten wehen bunte Flaggen. Das Ereignis ist ein internationales, möglicherweise eine Art >documenta<. Der Künstler als Selbstdarsteller, nicht werke, sondern sich selbst ausstellend, ist ja in den siebziger Jahren eine nicht gänzlich ungewöhnliche Erscheinung gewesen. Dergleichen Praktiken nun auf die vom Zeitgeist stets beeinflussbare Leitfigur zu beziehen, die sich mit gewohntem ernst dem Gebot der Stunde fügt, liegt einigermaßen nahe. Dass es sich um ein Ausstellungsgelände handelt, sieht man an der Tafel. Auf ihr steht zu lesen: »Stand No. 2«. Dann Titel, Datum, Signatur, darunter »Selbstdarsteller«. Das kann man nun wieder auf den Namen Rudolf Hausner beziehen, der sich eben als Adam selbst darstellt. Das ist aber eine Falle, denn ausdrücklich ist Hausner nicht Adam, und wer auf den Zeitgeist reagiert, ist Adam, nicht Hausner. Oder der tut es doch nur insofern, als er seinen Stellvertreter im Bilde zum Beispiel damit beauftragen kann, auf einer einschlägigen Veranstaltung als »Selbstdarsteller« den Erfordernissen der Kunstszene Genüge zu leisten. Damit reagiert natürlich auch Hausner selbst auf Dinge, die er spöttisch und aufmerksam beobachtet und denen er sich ironisch entzieht. Zufällig ist dabei nicht einmal die Standnummer. No. 2 kann doch nur bedeuten, dass es in dieser Angelegenheit eine No. 1 gibt, sowie einen dritten und vierten, sie alle aber an der Spitze der Skala der Selbstdarstellung stehen. Die niedrige Nummer mag freilich auch bedeuten, dass die Zahl der wirklichen Selbstdarsteller so groß nicht sein kann. Das immerhin bleibt ganz offen. Unzweifelhaft aber ist die kolossale Größe Adams im Vergleich zur Leiter. Wirklich kann es sich ja nur ein ganz großer, ein ungeheuer großer Künstler leisten, nur sich selbst auszustellen und der Betrachtung durch winzige Ausstellungsbesucher preisgeben. …
…Aus großer Tiefe, der Erde wie des Dunkels, das ihn umgibt, ragt er aus seinem Geviert heraus, wie eine Statue, von der nur Kopf und Brustkorb freigelegt sind. Wie tief die Leiter nach unten führt, wird in dieser Geschichte nicht berichtet. Das wiederum hat mit dem wirklichen Adam doch einiges zu tun. Denn in der gleichen Reihe taucht er aus dem Meer empor, und in der »Hommage à Freud« ist das Meer das eigene Meer der Tiefen des Unbewussten. Dafür mag hier der Schacht in die Tiefe der Erde stehen, denn erdfarben ist dieser Grund. Und daher ist neben den deutlich kenntlichen ironischen und aktuellen Anspielungen dieses Bild durchaus wieder ein Bild Adams, dessen größerer Teil, ihm selbst verborgen, im Dunkeln liegt.
Aus der angeführten Monographie

28.11.2018 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 75.000,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Rudolf Hausner *


(Wien 1914–1995)
„Adam Selbstdarsteller“, 1976, signiert Rudolf Hausner, unten Etikett: Stand No 2 1976 „Adam“ alias Rudolf Hausner SELBSTDARSTELLER, Acryl, Gouache, Federzeichnung, Wachslack auf Papier auf Hartfaserplatte, Darstellungsgröße 64 x 64 cm, mit farbigem Rand (Passepartout) 83 x 83 cm, gerahmt

Ganzseitige Farbabb. und kleine Schwarzweiß-Abb. im Werkverzeichnis:
Hans Holländer, Rudolf Hausner, Werkmonographie, Edition Volker Huber, 1985, S. 163, WV-Nr. 77

Ausgestellt und mit ganzseitiger Farbabbildung:
Rudolf Hausner, Künstlerhaus Wien, 1980, Kat.-Nr. 53

Provenienz:
Privatsammlung, Salzburg

Der Platz ist umzäunt. Auf vier Masten wehen bunte Flaggen. Das Ereignis ist ein internationales, möglicherweise eine Art >documenta<. Der Künstler als Selbstdarsteller, nicht werke, sondern sich selbst ausstellend, ist ja in den siebziger Jahren eine nicht gänzlich ungewöhnliche Erscheinung gewesen. Dergleichen Praktiken nun auf die vom Zeitgeist stets beeinflussbare Leitfigur zu beziehen, die sich mit gewohntem ernst dem Gebot der Stunde fügt, liegt einigermaßen nahe. Dass es sich um ein Ausstellungsgelände handelt, sieht man an der Tafel. Auf ihr steht zu lesen: »Stand No. 2«. Dann Titel, Datum, Signatur, darunter »Selbstdarsteller«. Das kann man nun wieder auf den Namen Rudolf Hausner beziehen, der sich eben als Adam selbst darstellt. Das ist aber eine Falle, denn ausdrücklich ist Hausner nicht Adam, und wer auf den Zeitgeist reagiert, ist Adam, nicht Hausner. Oder der tut es doch nur insofern, als er seinen Stellvertreter im Bilde zum Beispiel damit beauftragen kann, auf einer einschlägigen Veranstaltung als »Selbstdarsteller« den Erfordernissen der Kunstszene Genüge zu leisten. Damit reagiert natürlich auch Hausner selbst auf Dinge, die er spöttisch und aufmerksam beobachtet und denen er sich ironisch entzieht. Zufällig ist dabei nicht einmal die Standnummer. No. 2 kann doch nur bedeuten, dass es in dieser Angelegenheit eine No. 1 gibt, sowie einen dritten und vierten, sie alle aber an der Spitze der Skala der Selbstdarstellung stehen. Die niedrige Nummer mag freilich auch bedeuten, dass die Zahl der wirklichen Selbstdarsteller so groß nicht sein kann. Das immerhin bleibt ganz offen. Unzweifelhaft aber ist die kolossale Größe Adams im Vergleich zur Leiter. Wirklich kann es sich ja nur ein ganz großer, ein ungeheuer großer Künstler leisten, nur sich selbst auszustellen und der Betrachtung durch winzige Ausstellungsbesucher preisgeben. …
…Aus großer Tiefe, der Erde wie des Dunkels, das ihn umgibt, ragt er aus seinem Geviert heraus, wie eine Statue, von der nur Kopf und Brustkorb freigelegt sind. Wie tief die Leiter nach unten führt, wird in dieser Geschichte nicht berichtet. Das wiederum hat mit dem wirklichen Adam doch einiges zu tun. Denn in der gleichen Reihe taucht er aus dem Meer empor, und in der »Hommage à Freud« ist das Meer das eigene Meer der Tiefen des Unbewussten. Dafür mag hier der Schacht in die Tiefe der Erde stehen, denn erdfarben ist dieser Grund. Und daher ist neben den deutlich kenntlichen ironischen und aktuellen Anspielungen dieses Bild durchaus wieder ein Bild Adams, dessen größerer Teil, ihm selbst verborgen, im Dunkeln liegt.
Aus der angeführten Monographie


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 28.11.2018 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 17.11. - 28.11.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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