Lot Nr. 196


Luca Cambiaso


Luca Cambiaso - Alte Meister

(Moneglia 1527-1585 Madrid)
Christus vor Kaiphas,
Öl auf Leinwand, 101,5 x 147 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Bloomsbury Auctions, Rom, 23. November 2010, Lot 102;
Auktion, Cambi, Genua, 26. Mai 2015, Lot 77;
Privatsammlung, Rom

Literatur:
L. Magnani, in: Album Amicorum. Oeuvres choisies pour Arnauld Brejon de Lavergnée, Trouville-sur-Mer 2012, S. 30/31

Das vorliegende Gemälde ist ein Beispiel für Luca Cambiasos Kompositionen „a lume di candela“ [„bei Kerzenlicht“]. Dargestellt ist die in der Heiligen Schrift berichtete Begebenheit, als Christus das Urteil des Hohepriesters Kaiphas erwartet: An einem Tisch positioniert, in dessen Zentrum sich eine brennende Kerze befindet, sind Jesus im Profil und Kaiphas mit langem, weißem Bart zu sehen. Zwischen den beiden ist ein Kind dargestellt, hinter ihnen stehen bewaffnete Wachsoldaten. In dieser nächtlichen Szene bildet die Kerze in der Bildmitte die einzige Lichtquelle: Scharf beleuchtet sie das Profil Christi; der Kerzenschein verweilt auf der Rüstung der Soldaten und fällt voll auf die Gestalt des Kaiphas, der damit zum zweiten Protagonisten der Szene wird.

Cambiaso widmete sich dem Thema des vorliegenden Gemäldes auch bei anderer Gelegenheit, zum Beispiel in dem berühmten Leinwandbild der Accademia Ligustica di Belle Arti in Genua. Dieses ist im Gegensatz zum vorliegenden Gemälde ein Hochformat und unterscheidet sich zudem in der Anzahl der Figuren, welche alle in voller Länge dargestellt sind. Das Querformat des vorliegenden Gemäldes mit den Halbfiguren legt nahe, dass das Bild privaten Andachtszwecken dienen sollte. Wie Magnani (siehe Literatur) bemerkt hat, könnte die Bildfindung aus dem Norden kommen und beispielsweise von dem Gemälde Christus vor Pilatus von Hieronymus Bosch angeregt worden sein.

Das vorliegende Werk gehört der letzten Schaffensperiode des Künstlers an, als Cambiasos Bildsprache „verso una pittura eclettica e riformata“ [„in Richtung eines eklektischen, reformierten Stils“] tendierte. Mit starker Pastosität umgesetzt, zeigt sich in diesem Stil zum einen eine für die eigenständige Bildsprache des Künstlers ganz typische Abstraktion und Formenvereinfachung, zum anderen werden Zugeständnisse an eine wiederentdeckte naturalistische Detailfreude gemacht.

23.10.2018 - 18:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Luca Cambiaso


(Moneglia 1527-1585 Madrid)
Christus vor Kaiphas,
Öl auf Leinwand, 101,5 x 147 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Bloomsbury Auctions, Rom, 23. November 2010, Lot 102;
Auktion, Cambi, Genua, 26. Mai 2015, Lot 77;
Privatsammlung, Rom

Literatur:
L. Magnani, in: Album Amicorum. Oeuvres choisies pour Arnauld Brejon de Lavergnée, Trouville-sur-Mer 2012, S. 30/31

Das vorliegende Gemälde ist ein Beispiel für Luca Cambiasos Kompositionen „a lume di candela“ [„bei Kerzenlicht“]. Dargestellt ist die in der Heiligen Schrift berichtete Begebenheit, als Christus das Urteil des Hohepriesters Kaiphas erwartet: An einem Tisch positioniert, in dessen Zentrum sich eine brennende Kerze befindet, sind Jesus im Profil und Kaiphas mit langem, weißem Bart zu sehen. Zwischen den beiden ist ein Kind dargestellt, hinter ihnen stehen bewaffnete Wachsoldaten. In dieser nächtlichen Szene bildet die Kerze in der Bildmitte die einzige Lichtquelle: Scharf beleuchtet sie das Profil Christi; der Kerzenschein verweilt auf der Rüstung der Soldaten und fällt voll auf die Gestalt des Kaiphas, der damit zum zweiten Protagonisten der Szene wird.

Cambiaso widmete sich dem Thema des vorliegenden Gemäldes auch bei anderer Gelegenheit, zum Beispiel in dem berühmten Leinwandbild der Accademia Ligustica di Belle Arti in Genua. Dieses ist im Gegensatz zum vorliegenden Gemälde ein Hochformat und unterscheidet sich zudem in der Anzahl der Figuren, welche alle in voller Länge dargestellt sind. Das Querformat des vorliegenden Gemäldes mit den Halbfiguren legt nahe, dass das Bild privaten Andachtszwecken dienen sollte. Wie Magnani (siehe Literatur) bemerkt hat, könnte die Bildfindung aus dem Norden kommen und beispielsweise von dem Gemälde Christus vor Pilatus von Hieronymus Bosch angeregt worden sein.

Das vorliegende Werk gehört der letzten Schaffensperiode des Künstlers an, als Cambiasos Bildsprache „verso una pittura eclettica e riformata“ [„in Richtung eines eklektischen, reformierten Stils“] tendierte. Mit starker Pastosität umgesetzt, zeigt sich in diesem Stil zum einen eine für die eigenständige Bildsprache des Künstlers ganz typische Abstraktion und Formenvereinfachung, zum anderen werden Zugeständnisse an eine wiederentdeckte naturalistische Detailfreude gemacht.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018