Lot Nr. 65 -


Jan van Bijlert


Jan van Bijlert - Alte Meister

(Utrecht 1597/1598-1671)
Der heilige Sebastian wird von der heiligen Irene gepflegt,
Öl auf Leinwand, 139,7 x 192,4 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Südamerika;
Privatsammlung, Florida, USA, bis 2010

Paul Huys Janssen schreibt in seinem Gutachten vom 18. April 2011, welches diesem Gemälde beiliegt: „Das vorliegende Werk ist um 1630 zu datieren. Es zeigt mit nahansichtigen Figuren und einem ausgeprägten Sinn für Dramatik noch die typischen Merkmale von van Bijlerts früher caravaggesker Malweise. Doch begann er sich damals bereits einer helleren Palette zuzuwenden und in leuchtenderen Farben zu malen. Im Vergleich mit einem Gemälde Jan van Bijlerts desselben Bildthemas aus dem Jahr 1624 (Sammlung der Grafen von Harrach, Rohrau, Österreich) werden die Unterschiede deutlich. Auf dem früheren Gemälde sind nur drei Personen dargestellt: der Heilige, Irene und eine Dienerin. Das vorliegende Gemälde ist mehrfigurig, wobei es sich bei Irene vermutlich um die Frau rechts handelt, die ihren Dienerinnen Anweisungen erteilt, sich um Sebastian zu kümmern. Das Gemälde von 1624 hat einen dunklen Hintergrund, während dieses Gemälde in einer Landschaft angesiedelt ist. Die Figur des heiligen Sebastian ist in beiden Fällen mit einem Arm an den Baum gebunden dargestellt.

Mehrere Utrechter Maler haben das Martyrium des heiligen Sebastian dargestellt. Ein schönes Beispiel, welches den Einfluss des internationalen Manierismus zeigt, stammt von Joachim Wtewael und entstand 1600 (Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City, Missouri, USA). Um 1620/1623 stellte Gerard van Honthorst den heiligen Sebastian als von vier Pfeilen durchbohrte Einzelfigur dar (National Gallery, London). Die Begebenheit, bei der Irene Sebastian pflegt, wurde 1623 von Dirck van Baburen (Kunsthalle, Hamburg), 1624 von Jan van Bijlert (siehe oben) und 1625 von Hendrick ter Brugghen ausgeführt (Allen Memorial Art Museum, Oberlin, Ohio, USA).

Sebastian lebte im 3. Jahrhundert n. Chr. Er diente in der römischen Armee und konvertierte zum Christentum. Als dies bekannt wurde, wurde er zum Tode durch Erschießen mittels Pfeilen verurteilt. Man ließ ihn in dem Glauben liegen, er würde sterben, doch die Witwe Irene fand und rettete ihn. Später wurde Sebastian totgeprügelt. Die Geschichte des heiligen Sebastian war ein beliebter Bildgegenstand. Starke Impulse erhielt das Thema Anfang des 17. Jahrhunderts durch die Gegenreformation. Sebastian wurde als einer der wehrhaftesten Verteidiger und Märtyrer der Kirche gepriesen. In der hier dargestellten Interpretation des Themas erscheint Irene als Vorbild einer tugendhaften und frommen Frau. Sebastian gilt als einer der wichtigsten Schutzheiligen im Zusammenhang mit der Pest. Darstellungen des Heiligen entstanden daher vermutlich als Reaktion auf den Ausbruch von Pestepidemien.“

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

23.10.2018 - 18:00

Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

Jan van Bijlert


(Utrecht 1597/1598-1671)
Der heilige Sebastian wird von der heiligen Irene gepflegt,
Öl auf Leinwand, 139,7 x 192,4 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Südamerika;
Privatsammlung, Florida, USA, bis 2010

Paul Huys Janssen schreibt in seinem Gutachten vom 18. April 2011, welches diesem Gemälde beiliegt: „Das vorliegende Werk ist um 1630 zu datieren. Es zeigt mit nahansichtigen Figuren und einem ausgeprägten Sinn für Dramatik noch die typischen Merkmale von van Bijlerts früher caravaggesker Malweise. Doch begann er sich damals bereits einer helleren Palette zuzuwenden und in leuchtenderen Farben zu malen. Im Vergleich mit einem Gemälde Jan van Bijlerts desselben Bildthemas aus dem Jahr 1624 (Sammlung der Grafen von Harrach, Rohrau, Österreich) werden die Unterschiede deutlich. Auf dem früheren Gemälde sind nur drei Personen dargestellt: der Heilige, Irene und eine Dienerin. Das vorliegende Gemälde ist mehrfigurig, wobei es sich bei Irene vermutlich um die Frau rechts handelt, die ihren Dienerinnen Anweisungen erteilt, sich um Sebastian zu kümmern. Das Gemälde von 1624 hat einen dunklen Hintergrund, während dieses Gemälde in einer Landschaft angesiedelt ist. Die Figur des heiligen Sebastian ist in beiden Fällen mit einem Arm an den Baum gebunden dargestellt.

Mehrere Utrechter Maler haben das Martyrium des heiligen Sebastian dargestellt. Ein schönes Beispiel, welches den Einfluss des internationalen Manierismus zeigt, stammt von Joachim Wtewael und entstand 1600 (Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City, Missouri, USA). Um 1620/1623 stellte Gerard van Honthorst den heiligen Sebastian als von vier Pfeilen durchbohrte Einzelfigur dar (National Gallery, London). Die Begebenheit, bei der Irene Sebastian pflegt, wurde 1623 von Dirck van Baburen (Kunsthalle, Hamburg), 1624 von Jan van Bijlert (siehe oben) und 1625 von Hendrick ter Brugghen ausgeführt (Allen Memorial Art Museum, Oberlin, Ohio, USA).

Sebastian lebte im 3. Jahrhundert n. Chr. Er diente in der römischen Armee und konvertierte zum Christentum. Als dies bekannt wurde, wurde er zum Tode durch Erschießen mittels Pfeilen verurteilt. Man ließ ihn in dem Glauben liegen, er würde sterben, doch die Witwe Irene fand und rettete ihn. Später wurde Sebastian totgeprügelt. Die Geschichte des heiligen Sebastian war ein beliebter Bildgegenstand. Starke Impulse erhielt das Thema Anfang des 17. Jahrhunderts durch die Gegenreformation. Sebastian wurde als einer der wehrhaftesten Verteidiger und Märtyrer der Kirche gepriesen. In der hier dargestellten Interpretation des Themas erscheint Irene als Vorbild einer tugendhaften und frommen Frau. Sebastian gilt als einer der wichtigsten Schutzheiligen im Zusammenhang mit der Pest. Darstellungen des Heiligen entstanden daher vermutlich als Reaktion auf den Ausbruch von Pestepidemien.“

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018