Lot Nr. 38


Francesco Albani


Francesco Albani - Alte Meister

(Bologna 1578-1660)
Die Ekstase der heiligen Katharina von Siena,
Öl auf Kupfer, 29 x 22 cm, gerahmt

Rückseitig eine teilweise erkennbare gestochene topografische Ansicht Konstantinopels.

Provenienz:
Sammlung Almagià, Rom;
im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Literatur:
C. Puglisi, Francesco Albani, New Haven-London 1999, S. 109, Nr. 28, Taf. 49

Das vorliegende Gemälde auf Kupfer ist ein Zeugnis der Tätigkeit des Bologneser Malers Francesco Albani in Rom. Catherine Puglisi datiert das Bild in ihrer Monografie über den Künstler in die Zeit um 1605-1607 (siehe Literatur). Albani ging nach der Lehre in der Werkstatt des flämischen Malers Denys Calvaert in seiner Heimatstadt Bologna und seinem anschließenden Besuch der Accademia degli Incamminati der Carracci 1601 nach Rom. Diese Erfahrungen führten in Verbindung mit seiner intensiven Beschäftigung mit dem Schaffen Correggios zu einer realistischen Ausdrucksweise, die es ihm erlaubte, sich mit Ende des Jahrhunderts als unabhängiger Meister zu behaupten. Nach seiner Ankunft in Rom arbeitete Albani zusammen mit Annibale Carracci und Guido Reni an prestigeträchtigen Aufträgen. Albani assistierte Guido Reni bei mehreren großen Ausstattungszyklen, darunter der Verkündigungskapelle im Quirinalspalast (1609-1612) und des Chores von Santa Maria della Pace (1612-1614). Mit Carracci arbeitete er an den Lünetten in der Kapelle des römischen Palastes von Pietro Aldobrandini (heute Teil des Palazzo Doria Pamphili).

Das vorliegende Gemälde lässt einen heiter-gelassenen Klassizismus erkennen, der sowohl der Farbigkeit als auch der Komposition geschuldet ist. Das Bild wird an den Seiten von den Säulen einer Architekturkulisse gerahmt, während sich dahinter unter klarem Himmel eine atmosphärische Landschaft erstreckt: Diese Elemente sprechen deutlich für die ersten Jahre von Albanis römischer Erfahrung. Die Vision der hl. Katharina von Siena ist im Vordergrund dargestellt. Die Heilige trägt die übliche Tracht einer Dominikanerin, auf dem Boden vor ihr liegt die Lilie als ihr traditionelles Attribut. Zwei Engel stützen sie, während sich rechts Christus von einer Wolke zur ihr herabneigt. Die rundgesichtigen Engel mit lockigem Haar und die samtene Maloberfläche sind für Albanis römische Frühzeit typische Elemente. Vergleichsbeispiele sind der ebenfalls auf Kupfer gemalte Johannes der Täufer in der Wüste im John and Mabel Ringling Museum, Sarasota (Inv. Nr. sn 115), oder die Vision des heiligen Franziskus in der Galleria Doria Pamphilj, Rom (Inv. Nr. 170/248), die mit dem vorliegenden Gemälde das Kompositionsschema teilt (siehe Puglisi 1999, S. 102/103, Nr. 20 und S. 100, Nr. 14).

Ein weiteres Werk Albanis mit einer heiligen Katharina von Siena wird in zwei Inventarverzeichnissen der Besitztümer des Kardinals Ludovico Ludovisi von 1623 und 1633 verzeichnet, doch scheinen die Maße dieses Werks größer gewesen zu sein als die des vorliegenden Gemäldes (siehe K. Garas, The Ludovisi Collection of Pictures in 1633, in: The Burlington Magazine, CIX, 1967, S. 287-289 und 339-348, Nr. 219; C. Wood, The Ludovisi Collection of Paintings in 1623, in: The Burlington Magazine, CXXXIV, 1992, S. 515-523, Nr. 67).

Viele Jahre später übernahm der Künstler die Komposition des vorliegenden Gemäldes für ein gemeinsam mit seiner Werkstatt ausgeführtes Altarbild für die Albicini-Kapelle in der Kirche San Domenico in Forlì, das sich heute im Palazzo Arcivescovile, Mailand, befindet (siehe Puglisi 1999, S. 189, Nr. 103). Dieses Gemälde zeigt dieselbe Hauptgruppe wie das vorliegende Werk, doch wird dort die Heilige nur von einem Engel gestützt, wobei eine Gruppe von Cherubinen hinzugefügt wurde, die die Szene von oben aus einer Wolke beobachtet.

Auf der Rückseite der vorliegenden Kupfertafel findet sich die eingravierte Karte einer Küstenstadt, welche sich aufgrund der erkennbaren Gebäude über dem Goldenen Horn und insbesondere durch die Anlage des Topkapi-Palastes als Konstantinopel identifizieren lässt.

23.10.2018 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Francesco Albani


(Bologna 1578-1660)
Die Ekstase der heiligen Katharina von Siena,
Öl auf Kupfer, 29 x 22 cm, gerahmt

Rückseitig eine teilweise erkennbare gestochene topografische Ansicht Konstantinopels.

Provenienz:
Sammlung Almagià, Rom;
im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Literatur:
C. Puglisi, Francesco Albani, New Haven-London 1999, S. 109, Nr. 28, Taf. 49

Das vorliegende Gemälde auf Kupfer ist ein Zeugnis der Tätigkeit des Bologneser Malers Francesco Albani in Rom. Catherine Puglisi datiert das Bild in ihrer Monografie über den Künstler in die Zeit um 1605-1607 (siehe Literatur). Albani ging nach der Lehre in der Werkstatt des flämischen Malers Denys Calvaert in seiner Heimatstadt Bologna und seinem anschließenden Besuch der Accademia degli Incamminati der Carracci 1601 nach Rom. Diese Erfahrungen führten in Verbindung mit seiner intensiven Beschäftigung mit dem Schaffen Correggios zu einer realistischen Ausdrucksweise, die es ihm erlaubte, sich mit Ende des Jahrhunderts als unabhängiger Meister zu behaupten. Nach seiner Ankunft in Rom arbeitete Albani zusammen mit Annibale Carracci und Guido Reni an prestigeträchtigen Aufträgen. Albani assistierte Guido Reni bei mehreren großen Ausstattungszyklen, darunter der Verkündigungskapelle im Quirinalspalast (1609-1612) und des Chores von Santa Maria della Pace (1612-1614). Mit Carracci arbeitete er an den Lünetten in der Kapelle des römischen Palastes von Pietro Aldobrandini (heute Teil des Palazzo Doria Pamphili).

Das vorliegende Gemälde lässt einen heiter-gelassenen Klassizismus erkennen, der sowohl der Farbigkeit als auch der Komposition geschuldet ist. Das Bild wird an den Seiten von den Säulen einer Architekturkulisse gerahmt, während sich dahinter unter klarem Himmel eine atmosphärische Landschaft erstreckt: Diese Elemente sprechen deutlich für die ersten Jahre von Albanis römischer Erfahrung. Die Vision der hl. Katharina von Siena ist im Vordergrund dargestellt. Die Heilige trägt die übliche Tracht einer Dominikanerin, auf dem Boden vor ihr liegt die Lilie als ihr traditionelles Attribut. Zwei Engel stützen sie, während sich rechts Christus von einer Wolke zur ihr herabneigt. Die rundgesichtigen Engel mit lockigem Haar und die samtene Maloberfläche sind für Albanis römische Frühzeit typische Elemente. Vergleichsbeispiele sind der ebenfalls auf Kupfer gemalte Johannes der Täufer in der Wüste im John and Mabel Ringling Museum, Sarasota (Inv. Nr. sn 115), oder die Vision des heiligen Franziskus in der Galleria Doria Pamphilj, Rom (Inv. Nr. 170/248), die mit dem vorliegenden Gemälde das Kompositionsschema teilt (siehe Puglisi 1999, S. 102/103, Nr. 20 und S. 100, Nr. 14).

Ein weiteres Werk Albanis mit einer heiligen Katharina von Siena wird in zwei Inventarverzeichnissen der Besitztümer des Kardinals Ludovico Ludovisi von 1623 und 1633 verzeichnet, doch scheinen die Maße dieses Werks größer gewesen zu sein als die des vorliegenden Gemäldes (siehe K. Garas, The Ludovisi Collection of Pictures in 1633, in: The Burlington Magazine, CIX, 1967, S. 287-289 und 339-348, Nr. 219; C. Wood, The Ludovisi Collection of Paintings in 1623, in: The Burlington Magazine, CXXXIV, 1992, S. 515-523, Nr. 67).

Viele Jahre später übernahm der Künstler die Komposition des vorliegenden Gemäldes für ein gemeinsam mit seiner Werkstatt ausgeführtes Altarbild für die Albicini-Kapelle in der Kirche San Domenico in Forlì, das sich heute im Palazzo Arcivescovile, Mailand, befindet (siehe Puglisi 1999, S. 189, Nr. 103). Dieses Gemälde zeigt dieselbe Hauptgruppe wie das vorliegende Werk, doch wird dort die Heilige nur von einem Engel gestützt, wobei eine Gruppe von Cherubinen hinzugefügt wurde, die die Szene von oben aus einer Wolke beobachtet.

Auf der Rückseite der vorliegenden Kupfertafel findet sich die eingravierte Karte einer Küstenstadt, welche sich aufgrund der erkennbaren Gebäude über dem Goldenen Horn und insbesondere durch die Anlage des Topkapi-Palastes als Konstantinopel identifizieren lässt.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018