Lot Nr. 7 -


Jacob de Backer


Jacob de Backer - Alte Meister

(Antwerpen 1565 - um 1590/91)
Das irdische Paradies,
Öl auf Holz, 76 x 107 cm, gerahmt

Wir danken Luuk Pijl, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei dessen Katalogisierung. Ein Gutachten liegt vor.

Informationen zur Lebensgeschichte Jacob de Backers sind spärlich gesät, was ihn zu einem der rätselhaftesten Maler des 16. Jahrhunderts macht. Man vermutet, dass er um 1555 geboren wurde und um 1585 starb. Er zählte zu den führenden Manieristen Antwerpens des 16. Jahrhunderts und steht zwischen den Generationen Frans Floris’ und Rubens’. Er war in den 1570er-Jahren und in der ersten Hälfte der 1580er-Jahre tätig. Trotzdem er vermutlich sehr früh, im Alter von etwa 30 Jahren, verstarb, war er überaus produktiv.

Karel van Mander, die unentbehrliche Quelle für die Malerei des 16. Jahrhunderts, berichtet in seinem 1604 in Haarlem erschienenen Schilder-Boeck (fol. 231/232), dass de Backer als Knabe von seinem Vater, der ebenfalls Maler war und aufgrund einer drohenden Gerichtsverhandlung aus Antwerpen fliehen musste, allein zurückgelassen wurde. Van Mander zufolge arbeitete der junge Jacob de Backer mehrere Jahre in der Werkstatt des aus Italien stammenden Malers und Kunsthändlers Antonio van Palermo (1503/1513 - vor 1589). Später trat er in die Werkstatt von Hendrick van Steenwijck d. Ä. (1550-1603) ein. Van Mander behauptet, dass Palermo ihn so hart hergenommen hatte, dass der junge de Backer im Alter von 30 Jahren in den Armen der Tochter des Meisters verstarb. Van Mander gibt an, dass das Ereignis geraume Zeit zurücklag, sodass es vermutlich eingetreten sein muss, bevor van Steenwijck 1586 aus Antwerpen wegging. Sollte dies seine Richtigkeit haben, wäre das Sterbejahr de Backers vor 1586 anzusetzen.

Über die Ausbildung des Künstlers weiß man wenig. Es verwundert, dass er nicht als Meister in der Antwerpener Lukasgilde aufscheint. Obgleich sein Schaffen den starken Einfluss des römischen und Florentiner Manierismus, insbesondere des Malstils Giorgio Vasaris, verrät, gibt es keine Hinweise, dass de Backer wie so viele seiner flämischen Zeitgenossen eine Bildungsreise nach Italien unternommen hatte. Zudem stand sein Schaffen unter dem Eindruck der vielfigurigen Kompositionen Frans Floris’. Viele seiner Bildfindungen handeln von vielschichtigen allegorischen Themen. Dies hat man als Indiz gewertet, dass der Künstler humanistisch gebildet war und seine Auftraggeber aus Antwerpens kultivierten Kreisen stammten. Bedauerlicherweise konnte keines der von Karel van Mander im Schilder-Boeck erwähnten Werke mit Sicherheit bestimmt werden; außerdem ist kein dem Künstler zugeschriebenes Gemälde und keine ihm zugeschriebene Zeichnung signiert.

Nur drei bekannte Werke lassen sich über die Provenienz bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Es handelt sich um zwei Fassungen des Jüngsten Gerichts - eine entstanden für das Grabmal des Antwerpener Malerkollegen Pieter Goetkind und die andere für das Grabmal des 1589 verstorbenen Antwerpener Druckers und Verlegers Christoph Plantin. Die derzeit in der Antwerpener Kathedrale befindliche Fassung stammt vom Grabmal Plantins. Heute vermutet man, dass die Seitenflügel dieses Bildes von der Hand eines anderen Künstlers stammen. Bei der für das Grabmal von Goetkind entstandenen Fassung handelt es sich vermutlich um jenes Jüngste Gericht (um 1583), das am 28. Januar 2015 bei Christie’s, New York, als Lot 107 versteigert wurde (für US$ 220.000). Diese beiden das Thema des Jüngsten Gerichts variierenden Interpretationen hält man für die Originale, nach denen zahlreiche Kopien entstanden sind. Eine Serie der Sieben Todsünden wurde von Cosimo Masi, dem Sekretär Alessandro Farneses, 1594 erworben und nach Italien gebracht. Diese Gemälde befinden sich heute im Museo di Capodimonte in Neapel.

Die Erschaffung Adams und Evas wird in der Schöpfungsgeschichte (Gen. 2, 4-25) erzählt. Hier ist dargestellt, wie Gott Mann und Frau erschuf, aber auch der Garten Eden mit seinen Flüssen, Bäumen, Pflanzen und Tieren. Die Komposition des vorliegenden Gemäldes ist vor allem durch eine weitere Version im Groeningemuseum in Brügge (Öl auf Eichentafel, 77,5 x 107,5 cm) bekannt. Die beiden eigenhändigen Werke sind augenscheinlich von hoher Qualität und stehen stilistisch dem oben erwähnten 2015 bei Christie’s in New York verkauften Gemälde nahe. Zwei sich vom vorliegenden Gemälde unterscheidende Fassungen desselben Bildthemas wurden kürzlich versteigert: eine am 4. Juli 2008 als Lot 210 bei Hampel in München und eine weitere am 8. November 2011 als Lot 2 bei Im Kinsky in Wien. Aufgrund ihrer geringeren Qualität ist es schwierig festzustellen, ob diese beiden Fassungen aus de Backers Werkstatt stammen oder ob es sich um Kopien von der Hand eines anderen Künstlers handelt.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

23.10.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 40.965,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 50.000,-

Jacob de Backer


(Antwerpen 1565 - um 1590/91)
Das irdische Paradies,
Öl auf Holz, 76 x 107 cm, gerahmt

Wir danken Luuk Pijl, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei dessen Katalogisierung. Ein Gutachten liegt vor.

Informationen zur Lebensgeschichte Jacob de Backers sind spärlich gesät, was ihn zu einem der rätselhaftesten Maler des 16. Jahrhunderts macht. Man vermutet, dass er um 1555 geboren wurde und um 1585 starb. Er zählte zu den führenden Manieristen Antwerpens des 16. Jahrhunderts und steht zwischen den Generationen Frans Floris’ und Rubens’. Er war in den 1570er-Jahren und in der ersten Hälfte der 1580er-Jahre tätig. Trotzdem er vermutlich sehr früh, im Alter von etwa 30 Jahren, verstarb, war er überaus produktiv.

Karel van Mander, die unentbehrliche Quelle für die Malerei des 16. Jahrhunderts, berichtet in seinem 1604 in Haarlem erschienenen Schilder-Boeck (fol. 231/232), dass de Backer als Knabe von seinem Vater, der ebenfalls Maler war und aufgrund einer drohenden Gerichtsverhandlung aus Antwerpen fliehen musste, allein zurückgelassen wurde. Van Mander zufolge arbeitete der junge Jacob de Backer mehrere Jahre in der Werkstatt des aus Italien stammenden Malers und Kunsthändlers Antonio van Palermo (1503/1513 - vor 1589). Später trat er in die Werkstatt von Hendrick van Steenwijck d. Ä. (1550-1603) ein. Van Mander behauptet, dass Palermo ihn so hart hergenommen hatte, dass der junge de Backer im Alter von 30 Jahren in den Armen der Tochter des Meisters verstarb. Van Mander gibt an, dass das Ereignis geraume Zeit zurücklag, sodass es vermutlich eingetreten sein muss, bevor van Steenwijck 1586 aus Antwerpen wegging. Sollte dies seine Richtigkeit haben, wäre das Sterbejahr de Backers vor 1586 anzusetzen.

Über die Ausbildung des Künstlers weiß man wenig. Es verwundert, dass er nicht als Meister in der Antwerpener Lukasgilde aufscheint. Obgleich sein Schaffen den starken Einfluss des römischen und Florentiner Manierismus, insbesondere des Malstils Giorgio Vasaris, verrät, gibt es keine Hinweise, dass de Backer wie so viele seiner flämischen Zeitgenossen eine Bildungsreise nach Italien unternommen hatte. Zudem stand sein Schaffen unter dem Eindruck der vielfigurigen Kompositionen Frans Floris’. Viele seiner Bildfindungen handeln von vielschichtigen allegorischen Themen. Dies hat man als Indiz gewertet, dass der Künstler humanistisch gebildet war und seine Auftraggeber aus Antwerpens kultivierten Kreisen stammten. Bedauerlicherweise konnte keines der von Karel van Mander im Schilder-Boeck erwähnten Werke mit Sicherheit bestimmt werden; außerdem ist kein dem Künstler zugeschriebenes Gemälde und keine ihm zugeschriebene Zeichnung signiert.

Nur drei bekannte Werke lassen sich über die Provenienz bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Es handelt sich um zwei Fassungen des Jüngsten Gerichts - eine entstanden für das Grabmal des Antwerpener Malerkollegen Pieter Goetkind und die andere für das Grabmal des 1589 verstorbenen Antwerpener Druckers und Verlegers Christoph Plantin. Die derzeit in der Antwerpener Kathedrale befindliche Fassung stammt vom Grabmal Plantins. Heute vermutet man, dass die Seitenflügel dieses Bildes von der Hand eines anderen Künstlers stammen. Bei der für das Grabmal von Goetkind entstandenen Fassung handelt es sich vermutlich um jenes Jüngste Gericht (um 1583), das am 28. Januar 2015 bei Christie’s, New York, als Lot 107 versteigert wurde (für US$ 220.000). Diese beiden das Thema des Jüngsten Gerichts variierenden Interpretationen hält man für die Originale, nach denen zahlreiche Kopien entstanden sind. Eine Serie der Sieben Todsünden wurde von Cosimo Masi, dem Sekretär Alessandro Farneses, 1594 erworben und nach Italien gebracht. Diese Gemälde befinden sich heute im Museo di Capodimonte in Neapel.

Die Erschaffung Adams und Evas wird in der Schöpfungsgeschichte (Gen. 2, 4-25) erzählt. Hier ist dargestellt, wie Gott Mann und Frau erschuf, aber auch der Garten Eden mit seinen Flüssen, Bäumen, Pflanzen und Tieren. Die Komposition des vorliegenden Gemäldes ist vor allem durch eine weitere Version im Groeningemuseum in Brügge (Öl auf Eichentafel, 77,5 x 107,5 cm) bekannt. Die beiden eigenhändigen Werke sind augenscheinlich von hoher Qualität und stehen stilistisch dem oben erwähnten 2015 bei Christie’s in New York verkauften Gemälde nahe. Zwei sich vom vorliegenden Gemälde unterscheidende Fassungen desselben Bildthemas wurden kürzlich versteigert: eine am 4. Juli 2008 als Lot 210 bei Hampel in München und eine weitere am 8. November 2011 als Lot 2 bei Im Kinsky in Wien. Aufgrund ihrer geringeren Qualität ist es schwierig festzustellen, ob diese beiden Fassungen aus de Backers Werkstatt stammen oder ob es sich um Kopien von der Hand eines anderen Künstlers handelt.

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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