Lot Nr. 545


Giulio Carlini


Giulio Carlini - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Venedig 1830–1887)
Soldatenappell, signiert, datiert Giulio Carlini Venezia 1864,
Öl auf Leinwand auf Karton, 103,5 x 85 cm, gerahmt, (W)

Der italienische Maler Giulio Carlini absolvierte von 1845 bis 1850 seine künstlerische Ausbildung an der Akademie in Venedig. Er spezialisierte sich auf Genreszenen und Porträts, die seinen Ruhm begründeten. Er porträtierte unter anderem historische Größen wie den österreichischen General Radetzky und den französischen Kaiser Napoleon III. zu Pferd. Bekanntheit erlangte er als offizieller Maler für das italienische Königreich und durch seine Historienbilder zur venezianischen Geschichte. Er war Mitglied der Accademia di belle arti di Venezia, ab 1873 deren Consigliere und ab 1879 Mitglied der Accademia Raffaello Sanzio in Urbino. Im Zuge seiner Reisen durch Belgien, Holland, Frankreich, Luxemburg, Deutschland und Österreich entstanden zahlreiche Bildnisstudien. Er war ein vielseitiger und einfallsreicher Maler, der in seinen Werken oft historische Themen aufgriff.

Das eindrucksvolle, großformatige Historiengemälde weist eine reiche, altmeisterliche Farbpalette auf. Es zeigt wohl eine Episode aus dem Krieg von Chioggia (1378-1381), der den Höhepunkt der lange zurückreichenden Rivalität der beiden Seemächte Venedig und Genua um die Vorherrschaft im Mittelmeer darstellt.

Nachdem die Genueser Flotte Chioggia eingenommen hatte, drang sie in die venezianische Lagune vor und besetzte Teile des Lidos. Dicht bedrängt von den Feinden, riefen die venezianischen Bürger nach dem Seehelden Vittore Pisani, der sich in vergangenen Seeschlachten einen großen Namen gemacht hatte, allerdings nach einer Niederlage bei Pula, in der er weite Teile seiner Flotte verloren hatte, in Ungnade gefallen und eingekerkert worden war.

Aufgrund der großen Bedrängnis wurden die Rufe nach ihm („Viva Messer Vittore Pisani!“) unter den Venezianern so laut, dass der Senat unter dem Vorsitz des Dogen bewogen wurde, Pisani zu begnadigen und ihm das Kommando über alle verfügbaren Streitkräfte zur Verteidigung gegen die Genueser zu übertragen. 

Das vorliegende Lot stellt den entscheidenden Moment dar, an dem Pisani das Kommando übernimmt. Carlini lehnt sich in der Darstellung Pisanis bis ins Detail an die Statue auf dessen Grab in Zanipolo an und verlegt dieses historische Ereignis in das Innere des Markusdomes. Inmitten der venezianischen Bürger, die in ihrer Verzweiflung zu allen möglichen Waffen gegriffen haben, steht Pisani auf den Stufen, die vom Hauptschiff in das Sanktuarium führen. Zum Zeichen seiner Bereitschaft die Verantwortung und Führung zu übernehmen, hat er die Fahne Venedigs ergriffen. Zu seiner linken thronen der Doge und der Patriarch Venedigs, die diesem Ereignis beiwohnen. 
Indem Carlini die einzelnen Figuren der Menschenmenge in ihren Bewegungen, Drehungen und Ansichten stark variiert, gelingt es ihm die Spannung dieses Augenblicks einzufangen und an die vielfigurigen Kompositionen der großen venezianischen Maler, wie Veronese, anzuknüpfen, die ihn in seiner gesamten Schaffensphase stark prägten. 

Expertin: Dr. Christl Wolf Dr. Christl Wolf
+43-1-515 60-377

19c.paintings@dorotheum.at

24.10.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 12.500,-
Schätzwert:
EUR 8.000,- bis EUR 10.000,-

Giulio Carlini


(Venedig 1830–1887)
Soldatenappell, signiert, datiert Giulio Carlini Venezia 1864,
Öl auf Leinwand auf Karton, 103,5 x 85 cm, gerahmt, (W)

Der italienische Maler Giulio Carlini absolvierte von 1845 bis 1850 seine künstlerische Ausbildung an der Akademie in Venedig. Er spezialisierte sich auf Genreszenen und Porträts, die seinen Ruhm begründeten. Er porträtierte unter anderem historische Größen wie den österreichischen General Radetzky und den französischen Kaiser Napoleon III. zu Pferd. Bekanntheit erlangte er als offizieller Maler für das italienische Königreich und durch seine Historienbilder zur venezianischen Geschichte. Er war Mitglied der Accademia di belle arti di Venezia, ab 1873 deren Consigliere und ab 1879 Mitglied der Accademia Raffaello Sanzio in Urbino. Im Zuge seiner Reisen durch Belgien, Holland, Frankreich, Luxemburg, Deutschland und Österreich entstanden zahlreiche Bildnisstudien. Er war ein vielseitiger und einfallsreicher Maler, der in seinen Werken oft historische Themen aufgriff.

Das eindrucksvolle, großformatige Historiengemälde weist eine reiche, altmeisterliche Farbpalette auf. Es zeigt wohl eine Episode aus dem Krieg von Chioggia (1378-1381), der den Höhepunkt der lange zurückreichenden Rivalität der beiden Seemächte Venedig und Genua um die Vorherrschaft im Mittelmeer darstellt.

Nachdem die Genueser Flotte Chioggia eingenommen hatte, drang sie in die venezianische Lagune vor und besetzte Teile des Lidos. Dicht bedrängt von den Feinden, riefen die venezianischen Bürger nach dem Seehelden Vittore Pisani, der sich in vergangenen Seeschlachten einen großen Namen gemacht hatte, allerdings nach einer Niederlage bei Pula, in der er weite Teile seiner Flotte verloren hatte, in Ungnade gefallen und eingekerkert worden war.

Aufgrund der großen Bedrängnis wurden die Rufe nach ihm („Viva Messer Vittore Pisani!“) unter den Venezianern so laut, dass der Senat unter dem Vorsitz des Dogen bewogen wurde, Pisani zu begnadigen und ihm das Kommando über alle verfügbaren Streitkräfte zur Verteidigung gegen die Genueser zu übertragen. 

Das vorliegende Lot stellt den entscheidenden Moment dar, an dem Pisani das Kommando übernimmt. Carlini lehnt sich in der Darstellung Pisanis bis ins Detail an die Statue auf dessen Grab in Zanipolo an und verlegt dieses historische Ereignis in das Innere des Markusdomes. Inmitten der venezianischen Bürger, die in ihrer Verzweiflung zu allen möglichen Waffen gegriffen haben, steht Pisani auf den Stufen, die vom Hauptschiff in das Sanktuarium führen. Zum Zeichen seiner Bereitschaft die Verantwortung und Führung zu übernehmen, hat er die Fahne Venedigs ergriffen. Zu seiner linken thronen der Doge und der Patriarch Venedigs, die diesem Ereignis beiwohnen. 
Indem Carlini die einzelnen Figuren der Menschenmenge in ihren Bewegungen, Drehungen und Ansichten stark variiert, gelingt es ihm die Spannung dieses Augenblicks einzufangen und an die vielfigurigen Kompositionen der großen venezianischen Maler, wie Veronese, anzuknüpfen, die ihn in seiner gesamten Schaffensphase stark prägten. 

Expertin: Dr. Christl Wolf Dr. Christl Wolf
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19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 24.10.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.