(Bologna 1648–1729)
Susanna und die Alten,
Öl auf Leinwand, geformter Abschluss, 132 x 133,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Fontainebleau;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Daniele Benati, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Der knappe Bildausschnitt und das Repertoire ausdrucksvoller Gesten sind für die Kunst Franceschinis ebenso charakteristisch wie die aus dem dunklen Hintergrund hervortretende Figur der Susanna. Die Darstellung der beiden Alten erinnert an die des heiligen Lukas, wie wir ihm im Gemälde Madonna mit Kind zwischen dem heiligen Lukas, Johannes dem Täufer und Pietro Celestino begegnen, das Franceschini 1678 für die Kirche Giovanni Battista dei Celestini in Bologna schuf. Auch die Stellung Susannas mit dem nach außen gestreckten Bein ist für Franceschinis Stil der 1680er-Jahre kennzeichnend: Das Werk lässt sich daher in dieses Jahrzehnt datieren. In den darauffolgenden Jahren sollte der Maler diese Darstellungsweise zugunsten eines strengeren klassischen Stils hinter sich lassen.

Das vorliegende Gemälde lässt sich auch mit einer anderen, dem selben Thema gewidmeten Komposition (175 x 235 cm) vergleichen, die sich in der Opera Pia dei Poveri Vergognosi in Bologna erhalten hat (siehe D. Miller, Marcantonio Franceschini 2001, S. 114, Abb. 18). Auch für dieses Werk ließ sich Franceschini von Annibale Carraccis Susanna und die beiden Alten in der Galleria Doria Pamphilj in Rom inspirieren (Inv.-Nr. FC 326). Franceschini wird diese Arbeit in Rom, die Carracci für die Bologneser Familie Facchinetti schuf, wohl gekannt haben.

Franceschini gehörte zu den wichtigsten im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert in Bologna tätigen Künstlern. Er lernte bei Carlo Cignani und wurde später zu einem der Mitarbeiter des Meisters. In den 1680er-Jahren schuf er Fresken für den Palazzo Marescotti Brazzetti und die Bologneser Kirchen Corpus Domini und San Bartolomeo Porta Ravegnana. Gemeinsam mit Enrico Haffner stattete er die Decke der Sala d’Onore des Palazzo Ducale in Modena mit einem Fresko aus. Darüber hinaus malte er zahlreiche Altarbilder wie die Kommunion der Apostel in der Corpus-Domini-Kirche in Bologna. Äußerst bemerkenswert unter seinen nicht geistlichen Werken sind der ungewöhnliche, 26 Gemälde mit mythologischen Themen umfassende Auftrag, den er zwischen 1692 und 1700 für den Fürsten von Liechtenstein in Wien ausführte, sowie verschiedene 1715 entstandene Arbeiten für den Palazzo Spinola und die Familie Podestà in Genua. Auch Die vier Jahreszeiten von 1716 in der Pinacoteca di Bologna sind von außergewöhnlichem Interesse.