Lot Nr. 655


Guglielmo Da Re


Guglielmo Da Re - Alte Meister

(Vicenza 1867–1936)
Das Auslaufen des Bucintoro; und
Der Bucintoro mit der Kirche San Nicolò al Lido, Venedig,
beide monogrammiert: GD,
Öl auf Leinwand, je 100 x 180 cm, gerahmt, Pendants (2)

Wir danken Fabrizio Magani für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Lots.

Das erste Gemälde stellt den Bucintoro dar, das mit reichem Schnitzwerk und Skulpturen, Vergoldungen und Samt geschmückte zeremonielle Staatschiff des Dogen von Venedig und seines Gefolges, das an Festtagen und anlässlich feierlicher Empfänge Verwendung fand und insbesondere ‒ wie im vorliegenden Fall ‒ dazu diente, am Tag von Christi Himmelfahrt auf das offene Meer hinauszufahren. Die Stadt Venedig bildet den Hintergrund für die alljährlich stattfindende Festa della Sensa ‒ eine prachtvolle, bis ins Detail durchchoreografierte staatliche und religiöse Zeremonie, bei der Venedig seine symbolische Vermählung mit dem Meer feierte.

Der Doge ließ jedes Jahr einen goldenen Ring anfertigen, der dem an seinem Finger glich, und fuhr am Tag von Christi Himmelfahrt an der Spitze einer beeindruckenden Prozession aufs Meer hinaus, um es zu segnen. Sobald er in tiefere Gewässer gelangt war, warf er den Ring ins Meer und rief: «Desponsamus te, mare, in signum veri perpetuique dominii« („Wir heiraten dich, Meer, zum Zeichen unserer wahren und beständigen Herrschaft“). Zum Abschluss des Rituals steuerte der Bucintoro den Lido an, wo er vor der Kirche San Nicolò anlegte (siehe B. Tamassi Mazzarotto, Le feste veneziane, i giochi popolari, le cerimonie religiose e di governo, Florenz 1980, S. 180‒185; L. Urbani, Processioni e feste dogali, Venedig 1998, S. 89‒95).

Das zweite Gemälde stellt den Augenblick nach der Vermählung Venedigs mit dem Meer dar, in dem der Doge bei der Kirche San Nicolò, des Schutzherrn der Seeleute, Halt macht, um der Messe beizuwohnen und an dem ihm von den Mönchen bereiteten Festmahl teilzunehmen. Dann setzte der Bucintoro seine Heimreise fort, bis er bei der Piazzetta di San Marco vertäut wurde (siehe Tamassi Mazzarotto, op. cit., 1980, S. 186‒188). Dieses Bild zeigt die von Booten nur so wimmelnde Lagune von Venedig mit dem an der Mole von San Nicolò liegenden Bucintoro sowie dem eigens für die Prozession aufgestellten Baldachin.

Die beiden hier besprochenen Gemälde entsprechen einer Vorliebe für Festlichkeiten des 18. Jahrhunderts vor Augen stellende Werke, wie sie das gesamte 19. Jahrhundert hindurch in Mode waren. Das galt besonders für Darstellungen der feste veneziane, der venezianischen Feste. Guglielmo Da Re bediente sich hier der Szenerie der Architektur Venedigs sowie jener Blickpunkte, die durch die Vedutisten des 18. Jahrhunderts Berühmtheit erlangt hatten. Tatsächlich leiten sich die Kompositionen Guglielmo Da Res von Bildfindungen Canalettos ab, die von Giovanni Battista Brustolon um 1766 gestochen wurden und auch Francesco Guardi als Inspirationsquelle für seine Feste dogali dienten, bei denen ebenfalls der Bucintoro die Hauptrolle spielt. Da Re griff für die Anlage seiner beiden venezianischen Ansichten sowohl auf die Stiche nach Canaletto als auch auf Guardis Gemälde im Louvre (Inv.-Nr. 20009) zurück.

Guglielmo Da Re erfuhr seine Ausbildung an der Accademia Olimpica in Vicenza und der Accademia di Brera in Mailand. Eine Serie von Venedig-Ansichten und seine sich des wiederbelebten Stils des Settecento bedienenden Genreszenen stammen aus der Frühzeit seines Schaffens. Er wanderte später nach Buenos Aires aus, wo er sich vor allem historischen, mit der Unabhängigkeit Argentiniens in Zusammenhang stehenden Themen widmete. Da Re war auch als Porträtist tätig. Nach seiner Rückkehr nach Italien widmete er sich der Glasmalerei und schuf Fenster für eine Kirche in Oleggio bei Novara und den Tempio dei Caduti in Modena.

30.04.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 62.800,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Guglielmo Da Re


(Vicenza 1867–1936)
Das Auslaufen des Bucintoro; und
Der Bucintoro mit der Kirche San Nicolò al Lido, Venedig,
beide monogrammiert: GD,
Öl auf Leinwand, je 100 x 180 cm, gerahmt, Pendants (2)

Wir danken Fabrizio Magani für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Lots.

Das erste Gemälde stellt den Bucintoro dar, das mit reichem Schnitzwerk und Skulpturen, Vergoldungen und Samt geschmückte zeremonielle Staatschiff des Dogen von Venedig und seines Gefolges, das an Festtagen und anlässlich feierlicher Empfänge Verwendung fand und insbesondere ‒ wie im vorliegenden Fall ‒ dazu diente, am Tag von Christi Himmelfahrt auf das offene Meer hinauszufahren. Die Stadt Venedig bildet den Hintergrund für die alljährlich stattfindende Festa della Sensa ‒ eine prachtvolle, bis ins Detail durchchoreografierte staatliche und religiöse Zeremonie, bei der Venedig seine symbolische Vermählung mit dem Meer feierte.

Der Doge ließ jedes Jahr einen goldenen Ring anfertigen, der dem an seinem Finger glich, und fuhr am Tag von Christi Himmelfahrt an der Spitze einer beeindruckenden Prozession aufs Meer hinaus, um es zu segnen. Sobald er in tiefere Gewässer gelangt war, warf er den Ring ins Meer und rief: «Desponsamus te, mare, in signum veri perpetuique dominii« („Wir heiraten dich, Meer, zum Zeichen unserer wahren und beständigen Herrschaft“). Zum Abschluss des Rituals steuerte der Bucintoro den Lido an, wo er vor der Kirche San Nicolò anlegte (siehe B. Tamassi Mazzarotto, Le feste veneziane, i giochi popolari, le cerimonie religiose e di governo, Florenz 1980, S. 180‒185; L. Urbani, Processioni e feste dogali, Venedig 1998, S. 89‒95).

Das zweite Gemälde stellt den Augenblick nach der Vermählung Venedigs mit dem Meer dar, in dem der Doge bei der Kirche San Nicolò, des Schutzherrn der Seeleute, Halt macht, um der Messe beizuwohnen und an dem ihm von den Mönchen bereiteten Festmahl teilzunehmen. Dann setzte der Bucintoro seine Heimreise fort, bis er bei der Piazzetta di San Marco vertäut wurde (siehe Tamassi Mazzarotto, op. cit., 1980, S. 186‒188). Dieses Bild zeigt die von Booten nur so wimmelnde Lagune von Venedig mit dem an der Mole von San Nicolò liegenden Bucintoro sowie dem eigens für die Prozession aufgestellten Baldachin.

Die beiden hier besprochenen Gemälde entsprechen einer Vorliebe für Festlichkeiten des 18. Jahrhunderts vor Augen stellende Werke, wie sie das gesamte 19. Jahrhundert hindurch in Mode waren. Das galt besonders für Darstellungen der feste veneziane, der venezianischen Feste. Guglielmo Da Re bediente sich hier der Szenerie der Architektur Venedigs sowie jener Blickpunkte, die durch die Vedutisten des 18. Jahrhunderts Berühmtheit erlangt hatten. Tatsächlich leiten sich die Kompositionen Guglielmo Da Res von Bildfindungen Canalettos ab, die von Giovanni Battista Brustolon um 1766 gestochen wurden und auch Francesco Guardi als Inspirationsquelle für seine Feste dogali dienten, bei denen ebenfalls der Bucintoro die Hauptrolle spielt. Da Re griff für die Anlage seiner beiden venezianischen Ansichten sowohl auf die Stiche nach Canaletto als auch auf Guardis Gemälde im Louvre (Inv.-Nr. 20009) zurück.

Guglielmo Da Re erfuhr seine Ausbildung an der Accademia Olimpica in Vicenza und der Accademia di Brera in Mailand. Eine Serie von Venedig-Ansichten und seine sich des wiederbelebten Stils des Settecento bedienenden Genreszenen stammen aus der Frühzeit seines Schaffens. Er wanderte später nach Buenos Aires aus, wo er sich vor allem historischen, mit der Unabhängigkeit Argentiniens in Zusammenhang stehenden Themen widmete. Da Re war auch als Porträtist tätig. Nach seiner Rückkehr nach Italien widmete er sich der Glasmalerei und schuf Fenster für eine Kirche in Oleggio bei Novara und den Tempio dei Caduti in Modena.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.04.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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