Lot Nr. 556


Heinrich Reinhold


Heinrich Reinhold - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Gera 1788-1825 Rom)
Flucht nach Ägypten, "Aus Sizilien - nach der Natur von Heinrich Reinhold" laut rückseitiger Bezeichnung auf der Leinwand, sowie am Keilrahmen vermutlich vom Künstler selbst bezeichet "Capo St. Vito von Borghetto her, 17 Miglien von Palermo", signiert Reinhold f., Öl auf Leinwand, 25,5 x 36 cm, gerahmt (Rahmen leicht beschädigt), (Rei)

Provenienz:
Privatsammlung Wien.

Vergleiche:
Heinrich Reinhold. Der Landschaft auf der Spur, hrsg. v. Andreas Stolzenburg,
Markus Bertsch, Hermann Mildenberger, Katalog einer Ausstellung der Hamburger Kunsthalle und der Klassik Stiftung Weimar vom 7. Dezember 2018 bis 10. März 2019, Hirmer 2018, S. S. 78-87, sowie Kat. Nr. 131.
Künstlerhausetikett 1898, 3949 von Mag. Paul Rachler bestätigt.

Die Werke des früh verstorbenen Heinrich Reinhold beeindrucken durch eine frische, nuancenreiche und malerisch exquisite Landschaftsauffassung, vor allem im Medium der Ölskizze und der Ölmalerei. Der Sehnsuchtsort des jungen Künstlers war Italien: Umgeben von südlichem Licht und mediterraner Landschaft blühte er auf und konnte sein Talent voll entfalten. Das überlieferte Oeuvre ist aufgrund seines frühen Todes im Alter von nur 36 Jahren nicht allzu groß, wodurch das hier gezeigte Gemälde eine Seltenheit am Markt darstellt.

Reinhold entstammte einer thüringischen Künstlerfamilie und erhielt seine erste Ausbildung durch den Vater Johann Friedrich Leberecht Reinhold sowie an der Dresdner Akademie. Nach dem Tode des Vaters folgte er seinem älteren Halbbruder Friedrich Philipp Reinhold, ebenfalls Maler, an die Wiener Akademie. Nach dem Ende des Studiums und ersten Erfahrungen als Radierer in Paris, unternimmt Reinhold ab 1814 mehre Reisen in die Alpen und widmete sich intensiven Landschaftsstudien. Oftmals waren auch seine Malerfreunde Christoph Erhard und Johann Adam Klein mit von der Partie.
Der große Wunsch, nach Italien zu gehen, keimte schon in diesen Jahren. Schließlich begab sich Reinhold 1819, vermutlich ermutigt durch den Malerkollegen Franz Ludwig Catel, nach Rom. Unterkunft fand er bei dem Maler Johann Joachim Faber und dessen Familie in der Via delle Quattro Fontane und wurde schnell Teil der deutschen Künstlerszene, deren Treffpunkt das Caffè Greco war. In Rom konnte sich Reinhold schließlich künstlerisch frei entfalten und war schon unter den Künstlerkollegen für seine Ölstudien vor der Natur und seine lebendige Landschaftsauffassung bekannt. Auf seinen Ausflügen und Studienreisen durch die Campagna und Süditalien schuf er eine große Zahl von Ölskizzen, die ihm bald den Ruf eines hervorragenden Landschaftsmalers eintrugen.

Das vorliegende Los basiert auf Eindrücken, die er an Siziliens Nordküste, am Kap von St. Vito, gesammelt hatte. Im April 1820 reiste er über Neapel und die Bucht von Sorrent nach Sizilien. Neben den antiken Ruinen von Taormina, Selinunt und Syrakus besuchte er auch Catania und Palermo.
Die „Flucht nach Ägypten“ entstand jedoch vier Jahre später im römischen Atelier. In den ersten Jahren nach seiner Ankunft in der Ewigen Stadt kämpfte Reinhold um sein finanzielles Auskommen, erst gegen 1824 scheint sich seine Situation durch Aufträge und Bildverkäufe zu stabilisieren. In diese Phase fällt auch das hier gezeigt Gemälde. Der Bildtypus der Landschaft mit religiöser Staffage taucht erst im Spätwerk auf und entstand vielleicht durch Anregung des Bildhauers Bertel Thorvaldsen. Reinhold und Thorvaldsen waren beide protestantischen Glaubens und gehörten der Gemeinde der deutschsprachigen Protestanten in Rom an.

In der Sammlung der Klassik Stiftung Weimar befindet sich ein unvollendetes Ölbild desselben Sujets und von fast derselben Größe. Es stammt aus Reinholds Nachlass in Rom und bezeugt Reinholds Technik die Komposition zunächst mithilfe von sehr akkuraten Umrisslinien auf die Grundierung zu fixieren, um sie dann in Ölfarbe auszuarbeiten. Die Weimarer Fassung weicht auch in den kleinen Details der Vegetation im Vordergrund nicht von der hier angebotenen Version ab. Lediglich der Baumstumpf links, auf dessen Ast ein Greifvogel sitzt, ist dort nur in der Basis angedeutet, bei dem vorliegenden Bild hingegen schon vollständig ausgeführt,
Somit liegt die Vermutung nahe, dass es sich hier um die frühere der beiden Versionen handelt. Dafür spricht auch die rückseitige handschriftliche Bezeichnung am Keilrahmen „Capo St. Vito von Borghetto her, 17 Miglien von Palermo“, die den Landschaftsausschnitt geographisch sehr präzise verortet und vom Künstler selbst stammen könnte. Die Bezeichnung auf der Leinwand „Aus Sizilien – nach der Natur von Heinrich Reinhold“ betont ebenfalls die Wirklichkeitsnähe der Landschaft. Im Hintergrund greift Reinhold auf seine Eindrücke aus Sizilien zurück. Diese fast unbesiedelte Landschaft bietet ihm eine offene Folie für die biblischen Staffagefiguren, die der Komposition eine weitere, inhaltliche Dimension eröffnen.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

23.10.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 16.810,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 25.000,-

Heinrich Reinhold


(Gera 1788-1825 Rom)
Flucht nach Ägypten, "Aus Sizilien - nach der Natur von Heinrich Reinhold" laut rückseitiger Bezeichnung auf der Leinwand, sowie am Keilrahmen vermutlich vom Künstler selbst bezeichet "Capo St. Vito von Borghetto her, 17 Miglien von Palermo", signiert Reinhold f., Öl auf Leinwand, 25,5 x 36 cm, gerahmt (Rahmen leicht beschädigt), (Rei)

Provenienz:
Privatsammlung Wien.

Vergleiche:
Heinrich Reinhold. Der Landschaft auf der Spur, hrsg. v. Andreas Stolzenburg,
Markus Bertsch, Hermann Mildenberger, Katalog einer Ausstellung der Hamburger Kunsthalle und der Klassik Stiftung Weimar vom 7. Dezember 2018 bis 10. März 2019, Hirmer 2018, S. S. 78-87, sowie Kat. Nr. 131.
Künstlerhausetikett 1898, 3949 von Mag. Paul Rachler bestätigt.

Die Werke des früh verstorbenen Heinrich Reinhold beeindrucken durch eine frische, nuancenreiche und malerisch exquisite Landschaftsauffassung, vor allem im Medium der Ölskizze und der Ölmalerei. Der Sehnsuchtsort des jungen Künstlers war Italien: Umgeben von südlichem Licht und mediterraner Landschaft blühte er auf und konnte sein Talent voll entfalten. Das überlieferte Oeuvre ist aufgrund seines frühen Todes im Alter von nur 36 Jahren nicht allzu groß, wodurch das hier gezeigte Gemälde eine Seltenheit am Markt darstellt.

Reinhold entstammte einer thüringischen Künstlerfamilie und erhielt seine erste Ausbildung durch den Vater Johann Friedrich Leberecht Reinhold sowie an der Dresdner Akademie. Nach dem Tode des Vaters folgte er seinem älteren Halbbruder Friedrich Philipp Reinhold, ebenfalls Maler, an die Wiener Akademie. Nach dem Ende des Studiums und ersten Erfahrungen als Radierer in Paris, unternimmt Reinhold ab 1814 mehre Reisen in die Alpen und widmete sich intensiven Landschaftsstudien. Oftmals waren auch seine Malerfreunde Christoph Erhard und Johann Adam Klein mit von der Partie.
Der große Wunsch, nach Italien zu gehen, keimte schon in diesen Jahren. Schließlich begab sich Reinhold 1819, vermutlich ermutigt durch den Malerkollegen Franz Ludwig Catel, nach Rom. Unterkunft fand er bei dem Maler Johann Joachim Faber und dessen Familie in der Via delle Quattro Fontane und wurde schnell Teil der deutschen Künstlerszene, deren Treffpunkt das Caffè Greco war. In Rom konnte sich Reinhold schließlich künstlerisch frei entfalten und war schon unter den Künstlerkollegen für seine Ölstudien vor der Natur und seine lebendige Landschaftsauffassung bekannt. Auf seinen Ausflügen und Studienreisen durch die Campagna und Süditalien schuf er eine große Zahl von Ölskizzen, die ihm bald den Ruf eines hervorragenden Landschaftsmalers eintrugen.

Das vorliegende Los basiert auf Eindrücken, die er an Siziliens Nordküste, am Kap von St. Vito, gesammelt hatte. Im April 1820 reiste er über Neapel und die Bucht von Sorrent nach Sizilien. Neben den antiken Ruinen von Taormina, Selinunt und Syrakus besuchte er auch Catania und Palermo.
Die „Flucht nach Ägypten“ entstand jedoch vier Jahre später im römischen Atelier. In den ersten Jahren nach seiner Ankunft in der Ewigen Stadt kämpfte Reinhold um sein finanzielles Auskommen, erst gegen 1824 scheint sich seine Situation durch Aufträge und Bildverkäufe zu stabilisieren. In diese Phase fällt auch das hier gezeigt Gemälde. Der Bildtypus der Landschaft mit religiöser Staffage taucht erst im Spätwerk auf und entstand vielleicht durch Anregung des Bildhauers Bertel Thorvaldsen. Reinhold und Thorvaldsen waren beide protestantischen Glaubens und gehörten der Gemeinde der deutschsprachigen Protestanten in Rom an.

In der Sammlung der Klassik Stiftung Weimar befindet sich ein unvollendetes Ölbild desselben Sujets und von fast derselben Größe. Es stammt aus Reinholds Nachlass in Rom und bezeugt Reinholds Technik die Komposition zunächst mithilfe von sehr akkuraten Umrisslinien auf die Grundierung zu fixieren, um sie dann in Ölfarbe auszuarbeiten. Die Weimarer Fassung weicht auch in den kleinen Details der Vegetation im Vordergrund nicht von der hier angebotenen Version ab. Lediglich der Baumstumpf links, auf dessen Ast ein Greifvogel sitzt, ist dort nur in der Basis angedeutet, bei dem vorliegenden Bild hingegen schon vollständig ausgeführt,
Somit liegt die Vermutung nahe, dass es sich hier um die frühere der beiden Versionen handelt. Dafür spricht auch die rückseitige handschriftliche Bezeichnung am Keilrahmen „Capo St. Vito von Borghetto her, 17 Miglien von Palermo“, die den Landschaftsausschnitt geographisch sehr präzise verortet und vom Künstler selbst stammen könnte. Die Bezeichnung auf der Leinwand „Aus Sizilien – nach der Natur von Heinrich Reinhold“ betont ebenfalls die Wirklichkeitsnähe der Landschaft. Im Hintergrund greift Reinhold auf seine Eindrücke aus Sizilien zurück. Diese fast unbesiedelte Landschaft bietet ihm eine offene Folie für die biblischen Staffagefiguren, die der Komposition eine weitere, inhaltliche Dimension eröffnen.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 23.10.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.