Lot Nr. 599


Carl Spitzweg


Carl Spitzweg - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(München 1808-1885)
Die Waldschlucht, rückseitig eine Echtheitsbestätigung Schweinfurt 1924 von Prof. P. Holz, Öl auf Karton, 19,5 x 15,5 cm, gerahmt, (W)

Provenienz:
Sammlung Marie Hagn (1845-1927), München (Witwe des Künstlers Ludwig von Hagn (1819-1898), befreundet mit Carl Spitzweg;
Privatsammlung Deutschland;
Sammlung Maximilian Schell (1930-2014), Wien und Preitenegg;
dessen Erben,
Privatsammlung Österreich.

Verzeichnet und abgebildet in:
Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke, Stuttgart 2002, S. 131, Nr. 64.

Carl Spitzweg wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf, machte zunächst eine Lehre als Apotheker und absolvierte sein Pharmaziestudium an der Münchner Universität mit Auszeichnung. Den Beruf übte er für einige Jahre aus, bevor er sich, auch aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen, vollkommen seiner Berufung, der Malerei, widmete. Dieser Leidenschaft konnte er ohne materielle Sorgen nachgehen und erlernte autodidaktisch die künstlerischen Fähigkeiten, wobei er stets nach Anerkennung als professioneller Künstler suchte. Mit der Ernennung zum Ehrenmitglied der Münchner Kunstakademie im Jahr 1868 wurde ihm diese offiziell zuteil.
Spitzwegs kleinformatige Genrebilder fanden regen Anklang bei Liebhabern aus dem Bürgertum und zierten die Stuben der einfachen Leute. Diese Werke spiegelten den Alltag des bürgerlichen Menschen wider. Neben diesen liebenswürdigen Momentaufnahmen, denen immer wieder ein ironischer Ton anhaftet, widmete er sich eingehend der Landschaftsmalerei. Gemeinsam mit seinem Malerfreund Eduard Schleich d. Ä. unternahm er Wanderungen und Bergtouren im Umland von München. So wanderte er in den 1830er Jahren von Tölz (heute Bad Tölz) die Isar hinauf und durchkämmte das Gebiet um Lenggries. Bei diesen Streifzügen skizzierte er typische Landschaftsformen und Stimmungssituationen. Diesen frühen Bildern ist die meist helle Ausleuchtung im Vordergrund eigen und sie stehen am Beginn einer neuen Landschaftsauffassung, welche später für die Münchner Schule bestimmend wurde. Auch das vorliegende Los, das eine Waldschlucht zeigt, stammt wohl aus der Zeit zwischen 1835-40, in der einige seiner Schluchtenbilder entstanden sind.
Spitzweg malte unmittelbar vor der Natur und verband vor allem in seinen späteren Werken die Schule von Barbizon mit der Münchner Maltradition. Aber auch schon seine frühen kleinen Landschaften sind stark vom unmittelbaren Moment und Eindruck geprägt. So war für ihn die Luft und Atmosphäre Träger von Licht und daher farbiger als das Land und der Fokus lag klar auf der Schilderung der Lebendigkeit eines Augenblicks. Für die adäquate Umsetzung der Atmosphäre greift er auf eine schnelle Malweise in Studien- oder skizzenhafter Art und Weise zurück um sich der rasch verändernden Luftstimmung anzupassen. Seinen kleinformatigen Landschaften ist eine gewissen Dramatik im Pinselstrich eigen und Siegfried Wichmann stellt zum vorliegenden Los fest, „dass Spitzweg die pastose Farbe mit breitem Pinseln in einer breiten, fleckigen Malerei einsetzt, während die Baumkulisse mit vielfältigen Grüntönen und schwärzlichen Schatten über den Felsen zusammengefasst werden. Auch das Gewölk ist hell und mit breitem Pinselduktus versehen. Die breit gespachtelten Pinselübungen, die Spitzweg in allen Phasen – Frühzeit, Reifezeit und Spätzeit – durchführte, sind typisch kontemplative Übungen seiner von Bildern bestimmten Phantasie. Die Schlucht wird hier gekennzeichnet durch die große Figur eines menschlichen Wesens, eine fantastische Schilderung, die er in seinen Geologen-Bildern umsetzte.“ (Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg, Stuttgart 2002, S. 131.)
Diese kleinformatigen Landschaften, die sogenannten Zigarrenkistchenbretter, dienten Spitzweg als großer Fundus in seinen späteren Jahren, als es ihm gesundheitlich nicht mehr möglich war in der Natur zu malen. Dieses Frühwerk Spitzwegs ist ein hervorragendes Beispiel für die neue offene Auffassung der Landschaftsmalerei, die für die Maler der Münchner Schule prägend wurde.

Expertin: Dr. Christl Wolf Dr. Christl Wolf
+43-1-515 60-377

19c.paintings@dorotheum.at

23.10.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 19.050,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 25.000,-

Carl Spitzweg


(München 1808-1885)
Die Waldschlucht, rückseitig eine Echtheitsbestätigung Schweinfurt 1924 von Prof. P. Holz, Öl auf Karton, 19,5 x 15,5 cm, gerahmt, (W)

Provenienz:
Sammlung Marie Hagn (1845-1927), München (Witwe des Künstlers Ludwig von Hagn (1819-1898), befreundet mit Carl Spitzweg;
Privatsammlung Deutschland;
Sammlung Maximilian Schell (1930-2014), Wien und Preitenegg;
dessen Erben,
Privatsammlung Österreich.

Verzeichnet und abgebildet in:
Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke, Stuttgart 2002, S. 131, Nr. 64.

Carl Spitzweg wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf, machte zunächst eine Lehre als Apotheker und absolvierte sein Pharmaziestudium an der Münchner Universität mit Auszeichnung. Den Beruf übte er für einige Jahre aus, bevor er sich, auch aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen, vollkommen seiner Berufung, der Malerei, widmete. Dieser Leidenschaft konnte er ohne materielle Sorgen nachgehen und erlernte autodidaktisch die künstlerischen Fähigkeiten, wobei er stets nach Anerkennung als professioneller Künstler suchte. Mit der Ernennung zum Ehrenmitglied der Münchner Kunstakademie im Jahr 1868 wurde ihm diese offiziell zuteil.
Spitzwegs kleinformatige Genrebilder fanden regen Anklang bei Liebhabern aus dem Bürgertum und zierten die Stuben der einfachen Leute. Diese Werke spiegelten den Alltag des bürgerlichen Menschen wider. Neben diesen liebenswürdigen Momentaufnahmen, denen immer wieder ein ironischer Ton anhaftet, widmete er sich eingehend der Landschaftsmalerei. Gemeinsam mit seinem Malerfreund Eduard Schleich d. Ä. unternahm er Wanderungen und Bergtouren im Umland von München. So wanderte er in den 1830er Jahren von Tölz (heute Bad Tölz) die Isar hinauf und durchkämmte das Gebiet um Lenggries. Bei diesen Streifzügen skizzierte er typische Landschaftsformen und Stimmungssituationen. Diesen frühen Bildern ist die meist helle Ausleuchtung im Vordergrund eigen und sie stehen am Beginn einer neuen Landschaftsauffassung, welche später für die Münchner Schule bestimmend wurde. Auch das vorliegende Los, das eine Waldschlucht zeigt, stammt wohl aus der Zeit zwischen 1835-40, in der einige seiner Schluchtenbilder entstanden sind.
Spitzweg malte unmittelbar vor der Natur und verband vor allem in seinen späteren Werken die Schule von Barbizon mit der Münchner Maltradition. Aber auch schon seine frühen kleinen Landschaften sind stark vom unmittelbaren Moment und Eindruck geprägt. So war für ihn die Luft und Atmosphäre Träger von Licht und daher farbiger als das Land und der Fokus lag klar auf der Schilderung der Lebendigkeit eines Augenblicks. Für die adäquate Umsetzung der Atmosphäre greift er auf eine schnelle Malweise in Studien- oder skizzenhafter Art und Weise zurück um sich der rasch verändernden Luftstimmung anzupassen. Seinen kleinformatigen Landschaften ist eine gewissen Dramatik im Pinselstrich eigen und Siegfried Wichmann stellt zum vorliegenden Los fest, „dass Spitzweg die pastose Farbe mit breitem Pinseln in einer breiten, fleckigen Malerei einsetzt, während die Baumkulisse mit vielfältigen Grüntönen und schwärzlichen Schatten über den Felsen zusammengefasst werden. Auch das Gewölk ist hell und mit breitem Pinselduktus versehen. Die breit gespachtelten Pinselübungen, die Spitzweg in allen Phasen – Frühzeit, Reifezeit und Spätzeit – durchführte, sind typisch kontemplative Übungen seiner von Bildern bestimmten Phantasie. Die Schlucht wird hier gekennzeichnet durch die große Figur eines menschlichen Wesens, eine fantastische Schilderung, die er in seinen Geologen-Bildern umsetzte.“ (Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg, Stuttgart 2002, S. 131.)
Diese kleinformatigen Landschaften, die sogenannten Zigarrenkistchenbretter, dienten Spitzweg als großer Fundus in seinen späteren Jahren, als es ihm gesundheitlich nicht mehr möglich war in der Natur zu malen. Dieses Frühwerk Spitzwegs ist ein hervorragendes Beispiel für die neue offene Auffassung der Landschaftsmalerei, die für die Maler der Münchner Schule prägend wurde.

Expertin: Dr. Christl Wolf Dr. Christl Wolf
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

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Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 23.10.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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