Lot Nr. 150


Meister von Paulus und Barnabas


Meister von Paulus und Barnabas - Alte Meister II

(Antwerpen, tätig 1. Hälfte 16. Jahrhundert)
Das Gastmahl des Ahasveros (Ester 1, 1–22),
Öl auf Holz, 117 x 162,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Prof. Fischel, Wiesbaden, 1937;
Sammlung Del Drago, Rom;
Sammlung Federico Zeri, Mentana (Rom);
europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde ist in der Datenbank des RKD unter Nr. 0000073603 (als Werk des Meisters von Paulus und Barnabas) verzeichnet.

Wir danken Peter van den Brink, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots. Er hält das Werk für eine bedeutende Ergänzung des Œuvres des Meisters von Paulus und Barnabas.

Der Notname Meister von Paulus und Barnabas leitet sich von einem Tafelbild Pieter Aertsens im Szépművészeti Múzeum in Budapest ab, das Das Wunder von Paulus und Barnabas in Lystra (Inv.-Nr. 4315) darstellt. 1976 vertrat Mary Braman Buchan die Ansicht, dass sich Aertsen bei einigen Figuren und für den Hintergrund eines anonymen Helfers bediente und bezeichnete diesen als Meister von Paulus und Barnabas (siehe M. Braman Buchan, The Paintings of Pieter Aersten, in: Marsyas, 1976, Nr. 18, S. 45). Dieser Meister ist manchmal für den Maler Jan Mandijn gehalten worden, der Jan Sanders van Hemessen beim Malen kleiner Figuren unterstützte.

In den Arbeiten des Meisters von Paulus und Barnabas verbinden sich zwei künstlerische Strömungen: einerseits die flämische Maltradition, die sich in der sorgfältigen Ausführung von Details zeigt, und andererseits der Einfluss Raffaels, dessen Arbeit der Meister entweder durch die damals jüngst nach Brüssel gelangten Kartons des Künstlers oder im Rahmen eines Italienbesuches kennengelernt haben könnte (siehe. N. Dacos, Cartons et dessins raphaélesques à Bruxelles. L’Action de Rome aux Pays-Bas, in: Bollettino d’arte, Jg. 1997, Supplement zu Bd. 100, S. 7f.). Zudem war sich der Künstler deutlich der aktuellen Entwicklungen bewusst, die sich in jenen Jahren im Schaffen von Künstlern wie Pieter Aertsen, Jan Sanders van Hemessen und Pieter Coecke van Aelst zeigten.

Die gelängten Figuren des vorliegenden Werkes sind, wenn auch typisch für den Meister, größer als die in anderen seiner bekannten Kompositionen. Die ungewöhnliche Aufmerksamkeit, die der Architektur und der Art zuteil wird, wie diese die Komposition strukturiert, lässt sich mit der Heilung des Gelähmten in Kapernaum in den Musées Royaux des Beaux-Arts in Brüssel (Inv.-Nr. 12065) vergleichen. Die größeren Figuren der vorliegenden Tafel zeigen eine genauere Auseinandersetzung mit der Physiognomie der Figuren, deren Dimensionen ausdrucksvollere Details im gelockten Haar sowie in den Gesichtern und Gesten der Figuren zulassen.

Das vorliegende Gemälde widmet sich der seltenen Darstellung der biblischen Geschichte des Fests von Ahasveros, das im Buch Ester (1, 1‒22) erzählt wird. Es beschreibt den Augenblick, in dem König Ahasveros, der rechts bei einem Festmahl sitzt, von seiner Gemahlin Waschti zurückgewiesen wird: Sie lehnt es ab, ihre Schönheit vor den Gästen zur Schau zu stellen. Man sieht sie ganz links im Bild in einer Loggia, wie sie sich einer Gruppe sie bedrängender Männer widersetzt. Aufgrund dieser Weigerung macht Ahasveros eine andere zu seiner Königin: die betörende Ester, die auf dem goldenen Medaillon hoch oben im Palast dargestellt ist. Das Thema des Fests des Ahasveros und die Verbindung des persisches Königs mit der jüdischen Ester, die für zwei verschiedene Völker stehen, wurde im 16. Jahrhundert in den habsburgischen Ländern vor dem Hintergrund der regelmäßig wiederkehrenden Verhandlungen zwischen dem Heiligen Römischen und dem Ottomanischen Reich zu einem beliebten Topos.

22.10.2019 - 18:30

Erzielter Preis: **
EUR 564.500,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Meister von Paulus und Barnabas


(Antwerpen, tätig 1. Hälfte 16. Jahrhundert)
Das Gastmahl des Ahasveros (Ester 1, 1–22),
Öl auf Holz, 117 x 162,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Prof. Fischel, Wiesbaden, 1937;
Sammlung Del Drago, Rom;
Sammlung Federico Zeri, Mentana (Rom);
europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde ist in der Datenbank des RKD unter Nr. 0000073603 (als Werk des Meisters von Paulus und Barnabas) verzeichnet.

Wir danken Peter van den Brink, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots. Er hält das Werk für eine bedeutende Ergänzung des Œuvres des Meisters von Paulus und Barnabas.

Der Notname Meister von Paulus und Barnabas leitet sich von einem Tafelbild Pieter Aertsens im Szépművészeti Múzeum in Budapest ab, das Das Wunder von Paulus und Barnabas in Lystra (Inv.-Nr. 4315) darstellt. 1976 vertrat Mary Braman Buchan die Ansicht, dass sich Aertsen bei einigen Figuren und für den Hintergrund eines anonymen Helfers bediente und bezeichnete diesen als Meister von Paulus und Barnabas (siehe M. Braman Buchan, The Paintings of Pieter Aersten, in: Marsyas, 1976, Nr. 18, S. 45). Dieser Meister ist manchmal für den Maler Jan Mandijn gehalten worden, der Jan Sanders van Hemessen beim Malen kleiner Figuren unterstützte.

In den Arbeiten des Meisters von Paulus und Barnabas verbinden sich zwei künstlerische Strömungen: einerseits die flämische Maltradition, die sich in der sorgfältigen Ausführung von Details zeigt, und andererseits der Einfluss Raffaels, dessen Arbeit der Meister entweder durch die damals jüngst nach Brüssel gelangten Kartons des Künstlers oder im Rahmen eines Italienbesuches kennengelernt haben könnte (siehe. N. Dacos, Cartons et dessins raphaélesques à Bruxelles. L’Action de Rome aux Pays-Bas, in: Bollettino d’arte, Jg. 1997, Supplement zu Bd. 100, S. 7f.). Zudem war sich der Künstler deutlich der aktuellen Entwicklungen bewusst, die sich in jenen Jahren im Schaffen von Künstlern wie Pieter Aertsen, Jan Sanders van Hemessen und Pieter Coecke van Aelst zeigten.

Die gelängten Figuren des vorliegenden Werkes sind, wenn auch typisch für den Meister, größer als die in anderen seiner bekannten Kompositionen. Die ungewöhnliche Aufmerksamkeit, die der Architektur und der Art zuteil wird, wie diese die Komposition strukturiert, lässt sich mit der Heilung des Gelähmten in Kapernaum in den Musées Royaux des Beaux-Arts in Brüssel (Inv.-Nr. 12065) vergleichen. Die größeren Figuren der vorliegenden Tafel zeigen eine genauere Auseinandersetzung mit der Physiognomie der Figuren, deren Dimensionen ausdrucksvollere Details im gelockten Haar sowie in den Gesichtern und Gesten der Figuren zulassen.

Das vorliegende Gemälde widmet sich der seltenen Darstellung der biblischen Geschichte des Fests von Ahasveros, das im Buch Ester (1, 1‒22) erzählt wird. Es beschreibt den Augenblick, in dem König Ahasveros, der rechts bei einem Festmahl sitzt, von seiner Gemahlin Waschti zurückgewiesen wird: Sie lehnt es ab, ihre Schönheit vor den Gästen zur Schau zu stellen. Man sieht sie ganz links im Bild in einer Loggia, wie sie sich einer Gruppe sie bedrängender Männer widersetzt. Aufgrund dieser Weigerung macht Ahasveros eine andere zu seiner Königin: die betörende Ester, die auf dem goldenen Medaillon hoch oben im Palast dargestellt ist. Das Thema des Fests des Ahasveros und die Verbindung des persisches Königs mit der jüdischen Ester, die für zwei verschiedene Völker stehen, wurde im 16. Jahrhundert in den habsburgischen Ländern vor dem Hintergrund der regelmäßig wiederkehrenden Verhandlungen zwischen dem Heiligen Römischen und dem Ottomanischen Reich zu einem beliebten Topos.


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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister II
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.10.2019 - 18:30
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 22.10.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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