Lot Nr. 164 -


Frans Francken II.


Frans Francken II. - Alte Meister II

(Antwerpen 1581–1642)
Anbetung der Könige,
Öl auf Kupfer, 38,4 x 30,2 cm, gerahmt

Rückseitig ist in die vorliegende starke Kupfertafel das Zeichen des Antwerpener Kupferschmieds Pieter Stas, bestehend aus seinen Initialen innerhalb einer Herzform (Abb. 1), eingeprägt.

Wir danken Dr. Ursula Härting für die Bestätigung der Eigenhändigkeit nach Prüfung des Originals und für ihre Hilfe bei Verfassen des Katalogtexts. Ihr schriftliches Gutachten liegt vor.

Das Thema der Anbetung der Könige erfreute sich im Antwerpen des 16. und 17. Jahrhunderts großer Beliebtheit und zählt zu den bevorzugten im Werk Frans Franckens des Jüngeren. Das kurz vor 1600 entstandene Gemälde stellt nicht nur seine früheste Version des Themas der Menschwerdung Christi dar, sondern zählt laut Ursula Härting zu den frühesten bis heute bekannt gewordenen Werken Frans Franckens überhaupt. Das Gemälde spielt somit eine überaus wichtige Rolle für das Verständnis der künstlerischen Entwicklung des Malers.

Ursula Härting schreibt: „Bislang sind mir nur wenige, ähnlich frühe Werke wie das vorliegende bekannt, alle bislang unpubliziert […]. Das kleinformatige Andachtsbild zeigt sich preziös und detailreich. Anmutig und beschützend neigt sich Maria über das Kind. Ein durchsichtiger Schleier ziert ihr Haupt. Jesus sitzt auf Marias Schoß, neben einem grauen, kalten Stein. Sorgfältige Ornamentik im Mantel unter dem Hermelinkragen des vorderen Königs, die zeitgenössisch gefassten Schmuckstücke der beiden hinter ihm stehenden Könige, das jeweils ausdrucksvolle Antlitz der männlichen Protagonisten, deren weiterhin charakteristischen Typus er hier bereits gefunden hat, der Stern über dem Stall aus vermaltem Muschelgold, all das lässt den Betrachter im Gebet nachsinnend verweilen, ehrt so zugleich den neugeborenen König (Mt. 2, 2). Zwei Könige, der äthiopische wie auch der asiatische, tragen ihre Kronen auf dem Haupt, während Joseph seinen Hut abgenommen hat und er sich barhäuptig zeigt, gleich dem vorderen, europäischen König (siehe zur wechselnden Identifizierung der Könige C. Hecht, Katholische Bildertheologie, Berlin 2012, S. 473–475). Letzterer hat zudem sein Zepter und damit seinen eigenen Machtanspruch abgelegt. Demütig kniet er vor dem Kind, so wie es sich zu Franckens Lebzeiten vor Gnaden- und Interzessionsbildern gehörte (siehe U. Härting, Catholic Life in the Churches of Antwerp, in: Divine Interiors, Experience Churches in the Age of Rubens, Ausstellungskatalog, Museum Mayer van den Bergh, hg. v. C. Baisier, Antwerpen 2016, S. 22–37).“

Die Darstellung und einzelne motivische Details finden sich ähnlich bei Hans von Aachen wieder, dem Frans Francken nicht nur in jungen Jahren wichtige Anregungen verdankte (siehe Abb. 2: Aegidius Sadeler nach Hans von Aachen, Die Anbetung der Könige, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich Museum, Inv. E Sadeler AB 3.76, sowie siehe U. Härting, Frans Francken der Jüngere, Die Gemälde, Freren 1989, S. 64–66). Wie Ursula Härting in einer künftigen Publikation zeigen wird, verweist auf diese frühe Zeit auch die Form der Schlagmarke des Plattenmachers Peter Stas auf der Tafelrückseite (Abb. 1).

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

22.10.2019 - 18:30

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Frans Francken II.


(Antwerpen 1581–1642)
Anbetung der Könige,
Öl auf Kupfer, 38,4 x 30,2 cm, gerahmt

Rückseitig ist in die vorliegende starke Kupfertafel das Zeichen des Antwerpener Kupferschmieds Pieter Stas, bestehend aus seinen Initialen innerhalb einer Herzform (Abb. 1), eingeprägt.

Wir danken Dr. Ursula Härting für die Bestätigung der Eigenhändigkeit nach Prüfung des Originals und für ihre Hilfe bei Verfassen des Katalogtexts. Ihr schriftliches Gutachten liegt vor.

Das Thema der Anbetung der Könige erfreute sich im Antwerpen des 16. und 17. Jahrhunderts großer Beliebtheit und zählt zu den bevorzugten im Werk Frans Franckens des Jüngeren. Das kurz vor 1600 entstandene Gemälde stellt nicht nur seine früheste Version des Themas der Menschwerdung Christi dar, sondern zählt laut Ursula Härting zu den frühesten bis heute bekannt gewordenen Werken Frans Franckens überhaupt. Das Gemälde spielt somit eine überaus wichtige Rolle für das Verständnis der künstlerischen Entwicklung des Malers.

Ursula Härting schreibt: „Bislang sind mir nur wenige, ähnlich frühe Werke wie das vorliegende bekannt, alle bislang unpubliziert […]. Das kleinformatige Andachtsbild zeigt sich preziös und detailreich. Anmutig und beschützend neigt sich Maria über das Kind. Ein durchsichtiger Schleier ziert ihr Haupt. Jesus sitzt auf Marias Schoß, neben einem grauen, kalten Stein. Sorgfältige Ornamentik im Mantel unter dem Hermelinkragen des vorderen Königs, die zeitgenössisch gefassten Schmuckstücke der beiden hinter ihm stehenden Könige, das jeweils ausdrucksvolle Antlitz der männlichen Protagonisten, deren weiterhin charakteristischen Typus er hier bereits gefunden hat, der Stern über dem Stall aus vermaltem Muschelgold, all das lässt den Betrachter im Gebet nachsinnend verweilen, ehrt so zugleich den neugeborenen König (Mt. 2, 2). Zwei Könige, der äthiopische wie auch der asiatische, tragen ihre Kronen auf dem Haupt, während Joseph seinen Hut abgenommen hat und er sich barhäuptig zeigt, gleich dem vorderen, europäischen König (siehe zur wechselnden Identifizierung der Könige C. Hecht, Katholische Bildertheologie, Berlin 2012, S. 473–475). Letzterer hat zudem sein Zepter und damit seinen eigenen Machtanspruch abgelegt. Demütig kniet er vor dem Kind, so wie es sich zu Franckens Lebzeiten vor Gnaden- und Interzessionsbildern gehörte (siehe U. Härting, Catholic Life in the Churches of Antwerp, in: Divine Interiors, Experience Churches in the Age of Rubens, Ausstellungskatalog, Museum Mayer van den Bergh, hg. v. C. Baisier, Antwerpen 2016, S. 22–37).“

Die Darstellung und einzelne motivische Details finden sich ähnlich bei Hans von Aachen wieder, dem Frans Francken nicht nur in jungen Jahren wichtige Anregungen verdankte (siehe Abb. 2: Aegidius Sadeler nach Hans von Aachen, Die Anbetung der Könige, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich Museum, Inv. E Sadeler AB 3.76, sowie siehe U. Härting, Frans Francken der Jüngere, Die Gemälde, Freren 1989, S. 64–66). Wie Ursula Härting in einer künftigen Publikation zeigen wird, verweist auf diese frühe Zeit auch die Form der Schlagmarke des Plattenmachers Peter Stas auf der Tafelrückseite (Abb. 1).

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister II
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.10.2019 - 18:30
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 22.10.2019