Lot Nr. 255


Battista dell’Angolo del Moro


Battista dell’Angolo del Moro - Alte Meister II

(Verona um 1514–1574 Venedig)
Mars und Venus mit Amor,
Öl auf Leinwand, 119,5 x 205,3 cm, gerahmt

Provenienz:
Palazzo Papafava, Venedig;
Geschenk von Sir James Wright an den 3. Earl von Bute, 1767 (als Tizian);
verkauft an Sir James Lowther Bt., den späteren 1. Earl of Lowther (1736–1802);
im Erbgang an dessen Cousin und Erben William, den 2. Viscount Lowther und späteren 1. Earl of Lonsdale der zweiten Linie;
Weitergabe im Erbgang, Lowther Castle, bis zum Verkauf 1947 (als Tizian);
Auktion, Christie’s, London, 15. Dezember 1950, Lot 119 (als Tizian, unverkauft);
Auktion, Christie’s, London, 11. Dezember 1987, Lot 155 (als Besitz einer Adeligen / Battista del Moro);
Kunsthandel Algranti-Semenzato, Italien, März 1988?;
Privatsammlung, Italien;
Kunsthandel, London;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Bernard Aikema, der die Zuschreibung an Battista del Moro nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.

Unter einem zinnoberroten Vorhang ist Venus, die Göttin der Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit, auf einer intimen Liegestatt gebettet. Über ihre Schönheit und hingebungsvolle Natur können keinerlei Zweifel aufkommen, hat sie der Künstler doch mit allen typischen Attributen der Renaissance, die man dem Idealbild einer Frau zuschrieb (helles Haar, blasse Haut, kräftige, wohlgeformte Gestalt), dargestellt; zudem hat er der Göttin zwei Figuren zur Seite gestellt, die ihre unterschiedlichen Arten der Liebe (sinnliche und mütterliche Liebe) verkörpern. Links ist Mars, der Gott des Krieges, mit Helm, Rüstung, Schild und Schwert dargestellt: Er steht für die ehebrecherische Verbindung der Göttin, die Jupiter eigentlich Vulcanus, dem Gott des Feuers und der Schmiede, zur Frau gegeben hatte. Rechts hingegen erscheint Amor, der der Verbindung von Venus und Mars entsprungen ist.

Das Gemälde galt als ein Werk Tizians, der für seine Interpretationen der Spielarten der Liebe der Göttin Venus und seine mythologischen Darstellungen berühmt war. Das Werk wurde später Battista d’Angolo, gen. del Moro, zugeschrieben. Del Moro war Freskant, Tafelmaler, Zeichner und Stecher; seine Lebensgeschichte liegt, vor allem, was die ersten zehn Jahre seiner Laufbahn betrifft, noch im Ungewissen.

Der Hilfsname „del Moro“ stammt vom Schwiegervater und vermutlichen (ersten) Lehrmeister des Malers, Francesco India, gen. „Il Torbido“ oder „Il Moro“, mit dem man ihn gelegentlich verwechselt. Man weiß nicht, ob der Künstler die Grundlagen der Malerei von seinem Vater erlernte (von dem keine Werke bekannt sind); sicher ist, dass er ab 1534 mit Francesco India, gen. „Il Torbido“, zusammenarbeitete und dass er dabei dem älteren Meister unterstand. Von den ersten Jahren kennt man nur kleinere Aufträge, etwa die Mitarbeit an Freskendekorationen im Dom von Verona nach den Kartons Giulio Romanos. Der junge Künstler lässt eine eindeutige stilistische Orientierung in Richtung Mantua, zwischen Giulio Romano und Primaticcio, erkennen. Später gesellte sich dazu noch der Einfluss Parmigianinos, dessen Werke ihm höchstwahrscheinlich durch die Zeichnungen des Meisters bekannt waren, die damals im Veneto im Umlauf waren.

Nachdem sein Lehrmeister Francesco India 1546 nach Venedig aufgebrochen war, führte del Moro zahlreiche Werke selbstständig aus, darunter Fresken, das Alighieri-Altarbild für San Fermo in Verona mit einer Madonna mit Kind und vier Heiligen sowie 1552 die Maria Magdalena für den Dom von Mantua. 1556 ging auch er nach Venedig, wo er ungefähr ein Jahrzehnt lebte und zwischen Venedig und Verona pendelte, wo er weiterhin tätig war. Während der beiden letzten Jahrzehnte seines Schaffens hatte del Moro die Gelegenheit, die Werke von Paolo Veronese und Giovanni Battista Zelotti zu studieren, und möglicherweise machte er sich auch mit den Stichen Domenico Campagnolas vertraut (möglicherweise wurde sein „Tizianismus“ über diesen in Padua bis 1564 tätigen Künstler vermittelt). In den 1550er-Jahren arbeitete er insbesondere mit Zelotti in der Villa Godi-Malinverni in Lonigo zusammen.

Das vorliegende Werk ist zwischen 1555 und 1560 zu datieren und ein Beispiel für das Schaffen des zwischen Verona und Venedig hin- und herreisenden Künstlers, als er noch am stärksten unter dem Einfluss Giulio Romanos und Parmigianinos stand und ein reges Interesse an Giulio Campagnola und Tizian an den Tag legte. Tatsächlich stehen die Figuren von Mars und Venus des vorliegenden Werks vor allem jenen des Alighieri-Altarbildes für San Fermo in Verona aus der Zeit um 1547 nahe: Vergleichbar sind die Gesichtszüge und der skulpturale Figurenstil. Der Schild des Kriegsgottes erinnert an eine elegant modellierte Zeichnung Parmigianinos, wohingegen das Bildthema die bukolische Welt der Druckgrafiken Campagnolas und der Venusgemälde Tizians evoziert.

22.10.2019 - 18:30

Erzielter Preis: **
EUR 37.800,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Battista dell’Angolo del Moro


(Verona um 1514–1574 Venedig)
Mars und Venus mit Amor,
Öl auf Leinwand, 119,5 x 205,3 cm, gerahmt

Provenienz:
Palazzo Papafava, Venedig;
Geschenk von Sir James Wright an den 3. Earl von Bute, 1767 (als Tizian);
verkauft an Sir James Lowther Bt., den späteren 1. Earl of Lowther (1736–1802);
im Erbgang an dessen Cousin und Erben William, den 2. Viscount Lowther und späteren 1. Earl of Lonsdale der zweiten Linie;
Weitergabe im Erbgang, Lowther Castle, bis zum Verkauf 1947 (als Tizian);
Auktion, Christie’s, London, 15. Dezember 1950, Lot 119 (als Tizian, unverkauft);
Auktion, Christie’s, London, 11. Dezember 1987, Lot 155 (als Besitz einer Adeligen / Battista del Moro);
Kunsthandel Algranti-Semenzato, Italien, März 1988?;
Privatsammlung, Italien;
Kunsthandel, London;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Bernard Aikema, der die Zuschreibung an Battista del Moro nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.

Unter einem zinnoberroten Vorhang ist Venus, die Göttin der Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit, auf einer intimen Liegestatt gebettet. Über ihre Schönheit und hingebungsvolle Natur können keinerlei Zweifel aufkommen, hat sie der Künstler doch mit allen typischen Attributen der Renaissance, die man dem Idealbild einer Frau zuschrieb (helles Haar, blasse Haut, kräftige, wohlgeformte Gestalt), dargestellt; zudem hat er der Göttin zwei Figuren zur Seite gestellt, die ihre unterschiedlichen Arten der Liebe (sinnliche und mütterliche Liebe) verkörpern. Links ist Mars, der Gott des Krieges, mit Helm, Rüstung, Schild und Schwert dargestellt: Er steht für die ehebrecherische Verbindung der Göttin, die Jupiter eigentlich Vulcanus, dem Gott des Feuers und der Schmiede, zur Frau gegeben hatte. Rechts hingegen erscheint Amor, der der Verbindung von Venus und Mars entsprungen ist.

Das Gemälde galt als ein Werk Tizians, der für seine Interpretationen der Spielarten der Liebe der Göttin Venus und seine mythologischen Darstellungen berühmt war. Das Werk wurde später Battista d’Angolo, gen. del Moro, zugeschrieben. Del Moro war Freskant, Tafelmaler, Zeichner und Stecher; seine Lebensgeschichte liegt, vor allem, was die ersten zehn Jahre seiner Laufbahn betrifft, noch im Ungewissen.

Der Hilfsname „del Moro“ stammt vom Schwiegervater und vermutlichen (ersten) Lehrmeister des Malers, Francesco India, gen. „Il Torbido“ oder „Il Moro“, mit dem man ihn gelegentlich verwechselt. Man weiß nicht, ob der Künstler die Grundlagen der Malerei von seinem Vater erlernte (von dem keine Werke bekannt sind); sicher ist, dass er ab 1534 mit Francesco India, gen. „Il Torbido“, zusammenarbeitete und dass er dabei dem älteren Meister unterstand. Von den ersten Jahren kennt man nur kleinere Aufträge, etwa die Mitarbeit an Freskendekorationen im Dom von Verona nach den Kartons Giulio Romanos. Der junge Künstler lässt eine eindeutige stilistische Orientierung in Richtung Mantua, zwischen Giulio Romano und Primaticcio, erkennen. Später gesellte sich dazu noch der Einfluss Parmigianinos, dessen Werke ihm höchstwahrscheinlich durch die Zeichnungen des Meisters bekannt waren, die damals im Veneto im Umlauf waren.

Nachdem sein Lehrmeister Francesco India 1546 nach Venedig aufgebrochen war, führte del Moro zahlreiche Werke selbstständig aus, darunter Fresken, das Alighieri-Altarbild für San Fermo in Verona mit einer Madonna mit Kind und vier Heiligen sowie 1552 die Maria Magdalena für den Dom von Mantua. 1556 ging auch er nach Venedig, wo er ungefähr ein Jahrzehnt lebte und zwischen Venedig und Verona pendelte, wo er weiterhin tätig war. Während der beiden letzten Jahrzehnte seines Schaffens hatte del Moro die Gelegenheit, die Werke von Paolo Veronese und Giovanni Battista Zelotti zu studieren, und möglicherweise machte er sich auch mit den Stichen Domenico Campagnolas vertraut (möglicherweise wurde sein „Tizianismus“ über diesen in Padua bis 1564 tätigen Künstler vermittelt). In den 1550er-Jahren arbeitete er insbesondere mit Zelotti in der Villa Godi-Malinverni in Lonigo zusammen.

Das vorliegende Werk ist zwischen 1555 und 1560 zu datieren und ein Beispiel für das Schaffen des zwischen Verona und Venedig hin- und herreisenden Künstlers, als er noch am stärksten unter dem Einfluss Giulio Romanos und Parmigianinos stand und ein reges Interesse an Giulio Campagnola und Tizian an den Tag legte. Tatsächlich stehen die Figuren von Mars und Venus des vorliegenden Werks vor allem jenen des Alighieri-Altarbildes für San Fermo in Verona aus der Zeit um 1547 nahe: Vergleichbar sind die Gesichtszüge und der skulpturale Figurenstil. Der Schild des Kriegsgottes erinnert an eine elegant modellierte Zeichnung Parmigianinos, wohingegen das Bildthema die bukolische Welt der Druckgrafiken Campagnolas und der Venusgemälde Tizians evoziert.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister II
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.10.2019 - 18:30
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 22.10.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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