(Venedig 1727–1804)
Paris mit dem Apfel,
Öl auf Leinwand, 35,5 x 26 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Paul Delaroff, St. Petersburg (als Giovanni Battista Tiepolo);
Sammlung D. Heinemann, München;
Galerie Sanct Lucas, Wien, 1963/64;
Privatsammlung, Österreich

Literatur:
E. Sack, Giambattista und Domenico Tiepolo. Ihr Leben und ihre Werke, Hamburg 1910, S. 208, Nr. 431 (als Giovanni Battista Tiepolo);
A. Morassi, A Complete Catalogue of the Paintings of G. B. Tiepolo, London 1962, S.15 und S. 31 (als Domenico – Fragment)

Wir danken Bernard Aikema, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat.

Das vorliegende Gemälde wurde von Eduard Sack 1910 in seiner Monografie über Giovanni Battista Tiepolo als ein eigenhändiges Werk publiziert (siehe Literatur). Antonio Morassi hat diese Einschätzung verworfen und das Bild Giovanni Battistas älterem Sohn Giovanni Domenico zugeschrieben, dessen Malstil sich aus dem seines Vaters entwickelt hatte. Giovanni Domenicos individuelle Manier äußerst sich deutlich erkennbar in den ausdrucksstarken, leicht nervösen Konturen und einer anderen Raumauffassung – Merkmalen, die sich auch im vorliegenden Gemälde finden.

Morassi hat vermutet, dass es sich bei dem Bild möglicherweise um ein Fragment handelt. Der jugendliche Protagonist hält offenbar einen Apfel in der Hand des ausgestreckten rechten Arms, sodass man davon ausgehen könnte, dass der trojanische Prinz Paris dargestellt ist, doch fehlen die drei olympischen Göttinnen, denen er sich zuwendet. Das Bildthema des Parisurteils, das von der Renaissance bis zum venezianischen Settecento sehr beliebt war, kommt ansonsten weder im Oeuvre von Giovanni Domenico noch in dem seines Vaters vor. Aikema zieht eine Datierung des vorliegenden Gemäldes in Giovanni Domenicos Frühzeit vor 1762 in Betracht, als er mit seinem Vater und seinem jüngeren Bruder Lorenzo nach Spanien aufbrach.