Lot Nr. 278 -


Stefano Maria Legnani, gen. Il Legnanino


Stefano Maria Legnani, gen. Il Legnanino - Alte Meister II

(Mailand 1660–1713 Bologna)
Allegorie der Tugend,
Öl auf Leinwand, 74 x 59 cm, gerahmt

Wir danken Marco Riccòmini, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Die junge Frau, die gedankenverloren am Betrachter vorbeiblickt, trägt einen weißen Turban mit blau gestreifter Randborte, der sich über der Schulter zum Teil gelöst hat; in den Händen hält sie einen Zweig grünen Eichenlaubs. Ihre Attribute, beschrieben in Cesare Ripas Iconologia (Rom 1593, S. 289f.), weisen sie als allegorische Darstellung der Tugend aus. Seit der Antike galt die Eiche aufgrund ihres widerstandsfähigen Holzes als Symbol der Kraft und Treue und damit als ein Zeichen der Tugend. In vielen im alten Griechenland abgehaltenen Wettkämpfen bestand der Preis in einem Eichenkranz.

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich somit um eine Allegorie der Tugend in Gestalt einer jungen Frau. Das hier dargestellte Modell taucht häufig auf Bildern des Mailänder Malers auf, beispielsweise im Zentrum des Freskos mit der Enthaltsamkeit des Scipio in einer der von Legnanino gemalten Lünetten in der sogenannten prima anticamera – dem Erdgeschoss – des Palazzo Carignano in Turin (siehe M. Dell’Omo, Stefano Maria Legnani „Il Legnanino“, Ozzano Emilia 1998, S. 60, S. 78, Abb. 11, S. 183, Nr. 48b). Dieses Werk datiert aus der Reifezeit des Mailänder Malers, zwischen den letzten Jahren des 17. und den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts (um 1695–1700).

Die Wahl der Ikonografie für den Freskenzyklus im Erdgeschoss der Turiner Residenz des Fürsten Emanuele Filiberto Amadeo von Carignano (1628–1709) wurde mit Bedacht getroffen. Legnanino war angehalten, ein ungewöhnliches Bildthema darzustellen, bei dem Scipio sich für den Weg der Tugend entschied – ein Thema, das die moralischen Attribute des Auftraggebers hochhalten sollte und damit die „moralische Integrität eines Herrschers, der nicht nur Krieger war und Virtus vor Voluptas stellte“ (Dell’Olmo 1998, S. 185f.). In diesem Zusammenhang besteht die Möglichkeit, dass die vorliegende Allegorie der Tugend in Turin entstand, als Teil der Ausstattung für den Fürsten von Carignano bzw. seinen Hof.

22.10.2019 - 18:30

Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Stefano Maria Legnani, gen. Il Legnanino


(Mailand 1660–1713 Bologna)
Allegorie der Tugend,
Öl auf Leinwand, 74 x 59 cm, gerahmt

Wir danken Marco Riccòmini, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Die junge Frau, die gedankenverloren am Betrachter vorbeiblickt, trägt einen weißen Turban mit blau gestreifter Randborte, der sich über der Schulter zum Teil gelöst hat; in den Händen hält sie einen Zweig grünen Eichenlaubs. Ihre Attribute, beschrieben in Cesare Ripas Iconologia (Rom 1593, S. 289f.), weisen sie als allegorische Darstellung der Tugend aus. Seit der Antike galt die Eiche aufgrund ihres widerstandsfähigen Holzes als Symbol der Kraft und Treue und damit als ein Zeichen der Tugend. In vielen im alten Griechenland abgehaltenen Wettkämpfen bestand der Preis in einem Eichenkranz.

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich somit um eine Allegorie der Tugend in Gestalt einer jungen Frau. Das hier dargestellte Modell taucht häufig auf Bildern des Mailänder Malers auf, beispielsweise im Zentrum des Freskos mit der Enthaltsamkeit des Scipio in einer der von Legnanino gemalten Lünetten in der sogenannten prima anticamera – dem Erdgeschoss – des Palazzo Carignano in Turin (siehe M. Dell’Omo, Stefano Maria Legnani „Il Legnanino“, Ozzano Emilia 1998, S. 60, S. 78, Abb. 11, S. 183, Nr. 48b). Dieses Werk datiert aus der Reifezeit des Mailänder Malers, zwischen den letzten Jahren des 17. und den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts (um 1695–1700).

Die Wahl der Ikonografie für den Freskenzyklus im Erdgeschoss der Turiner Residenz des Fürsten Emanuele Filiberto Amadeo von Carignano (1628–1709) wurde mit Bedacht getroffen. Legnanino war angehalten, ein ungewöhnliches Bildthema darzustellen, bei dem Scipio sich für den Weg der Tugend entschied – ein Thema, das die moralischen Attribute des Auftraggebers hochhalten sollte und damit die „moralische Integrität eines Herrschers, der nicht nur Krieger war und Virtus vor Voluptas stellte“ (Dell’Olmo 1998, S. 185f.). In diesem Zusammenhang besteht die Möglichkeit, dass die vorliegende Allegorie der Tugend in Turin entstand, als Teil der Ausstattung für den Fürsten von Carignano bzw. seinen Hof.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister II
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.10.2019 - 18:30
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 22.10.2019