(Pommern 1811–1890 Berlin)
Rastende Karawane vom Samum überrascht, signiert, datiert
H. Kretzschmer 1844, Öl auf Leinwand, 37 x 50 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung Österreich

Als junger Maler folgte Johann Hermann Kretzschmer nicht nur den klassischen Reiserouten in den Süden Italiens, sondern reiste 1840/41 über Griechenland und Konstantinopel bis nach Ägypten. Dieser Blick gen Osten entsprang sicherlich dem Wunsch seine Bildwelten über die bekannten südlichen Ansichten hinaus zu erweitern. Zurück in Düsseldorf fertigte er eine Reihe von Gemälden mit orientalischen Themen an, unter denen das 1844 entstandene Gemälde „Der Samum in der Wüste“ als bedeutendes Beispiel des frühen Orientalismus in Deutschland heraussticht. Das eindrucksvolle Großformat befindet sich heute im Museum der bildenden Künste in Leipzig und beeindruckt durch atmosphärische Dichte und eine detaillierte Wiedergabe der stofflichen Details und Muster.
Bei dem hier gezeigten Los könnte es sich um einen Entwurf im kleinen Format handeln, in dem die Komposition in ihren Grundzügen schon fixiert ist. Lasierende Pinselstriche umfangen die Figuren und vermitteln die wilde Kraft des Wüstensturmes. Mensch und Tier kauern sich zu Boden um den schneidenden Sandböen zu entgehen. Viele Details sind in diesem Stadium schon angelegt, so die Wasserflasche und die gerollte Bastmatte rechts oder die verzweifelten Bemühungen das sich lösende Zelt festzuhalten. Die Position des feurigen Araberrappens sollte Kretzschmer noch einmal verändern: Stürzt er hier von rechts ins Bild hinein, galoppiert er in der ausgeführten Fassung in die entgegengesetzte Richtung hinaus. Hier in dieser frühen Fassung scheinen rechts noch weitere Figuren in wenigen Strichen schemenhaft angedeutet. Letztlich sind es die Änderungen und wieder verworfenen Bildideen, die den Betrachter am kreativen Prozess teilhaben lassen und den Reiz dieser Studie ausmachen.