(Neapel 1634–1705)
Christus unter den Schriftgelehrten,
Öl auf Leinwand, 120 x 138,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Heim Gallery, London (1975);
Privatsammlung, Rom

Ausgestellt:
London, Heim Gallery, Paintings by Luca Giordano. Summer Exhibition, 20. Juni – 29. August 1975, Kat.-Nr. 7 (als Luca Giordano)

Literatur:
Paintings by Luca Giordano. Summer Exhibition, hrsg. von Heim Gallery, London 1975, Kat.-Nr. 7 (als Luca Giordano);
O. Ferrari, G. Scavizzi, Luca Giordano: l’opera completa, Neapel 2000, S. 278, Kat.-Nr. A177, S. 557, Abb. 258 (als Luca Giordano)

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri als Werk Luca Giordanos verzeichnet (Nr. 51339).

Die hier dargestellte Begebenheit ist dem Lukasevangelium entnommen (2: 41–50): Josef und Maria haben den jungen Jesus in Jerusalem aus den Augen verloren und finden ihn im Tempel wieder, wo er die Schriftgelehrten der Kirche zu theologischen Problemen befragt.

Die Komposition ordnet sich um zwei Augpunkte an: den erhöht sitzenden jungen Christus rechts und die gegenüberliegenden Säulen des Tempels, was auf die Gegenüberstellung von neuem und altem Glauben verweist. Mehrere Kirchengelehrte haben sich versammelt, von denen einige in erstaunter Bewunderung zuhören, während andere diskutierend dargestellt sind, das Wort Jesu mit der Heiligen Schrift vergleichend.

Luca Giordano hat das Bildthema Christus unter den Schriftgelehrten im Laufe seiner langen und produktiven Laufbahn mehrfach dargestellt, vor allem am Beginn der 1650er-Jahre. Eine bedeutende Fassung des Sujets befindet sich in der Galleria Nazionale im Palazzo Corsini, Rom (Inv.-Nr. 394).

Für das vorliegende Gemälde nimmt man einen früheren Entstehungszeitpunkt in Giordanos Schaffen an; Ferrari und Scavizzi haben es um 1664/1665 (siehe Literatur), kurz vor des Künstlers Abreise nach Venedig, datiert, wo er die signierte und mit 1667 datierte Himmelfahrt Mariens für Santa Maria della Salute malen sollte.

Luca Giordano sammelte vermutlich in der Werkstatt Jusepe de Riberas in Neapel für ihn wegweisende Erfahrungen. Dessen naturalistisches Vorbild beeinflusste den jungen Maler sichtlich. Sein Beiname Fa Presto hat jedoch Anlass zu der Vorstellung gegeben, dass er ein hochbegabter Autodidakt gewesen sei. Später lockerte sich sein Malstil, und er bediente sich einer reichhaltigeren Palette und einer neuen Freiheit im Ausdruck, die von seinen zahlreichen prägenden Reisen nach Rom, Venedig und Parma herrührten. Er führte prestigeträchtige Aufträge in Neapel, aber auch in Venedig, Padua und Florenz aus, wo er in den 1680er-Jahren den Dom Santa Maria del Carmine und den Salone des Palazzo Riccardi freskierte. Danach ereilte Luca Giordano der Ruf nach Spanien, wo er ein Jahrzehnt blieb und Ausstattungszyklen in der Kathedrale von Toledo und im Escorial schuf.