Lot Nr. 16


Giovanni Pietro Rizzoli, gen. Giampietrino


Giovanni Pietro Rizzoli, gen. Giampietrino - Alte Meister

(Mailand um 1480/85–1553)
Madonna mit Kind und Johannesknaben,
auf Holz, 65,5 x 49 cm, gerahmt 

Provenienz:
Adelsbesitz;
europäische Privatsammlung

Wir danken Cristina Geddo, die die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung. Sie datiert das Werk um 1525–1530. 

Giampietrino war einer von Leonardo da Vincis ersten Schülern in Mailand und wird vom Meister im Codex Atlanticus in einer Anmerkung als „Gian Petro“ erwähnt (siehe C. Geddo, Capolavori da scoprire, 2006, S. 205). Wie Geddo ausgeführt hat, gibt es bei dem vorliegenden Gemälde mehrere Bezugnahmen auf Zeichnungen Leonardos: der Kontrapost des Jesusknaben steht in Zusammenhang mit derselben Figur im Karton der Madonna mit der heiligen Anna in der National Gallery, London, sowie einer Studie für die Madonna del Gatto in den Uffizien in Florenz, die um 1478–1480 zu datieren ist (Inv.-Nr. 421Er).

Die Malweise des vorliegenden Gemäldes ist durchwegs mit Giampetrinos Schaffen vereinbar. Ihre Vorzüge treten besonders in Passagen wie den goldenen Locken des Johannesknaben zutage, die „mit feinen Pinselstrichen gehöht sind, oder in dem zauberhaft monochrom beschriebenen Landschaftsausschnitt“ [„lumeggiati con sottili tratti di pennello, o l’affascinante brano di paesaggio condotto a monocromo“]. Giampietrinos unverkennbarer Stil offenbart sich auch in der süßen, eleganten Schönheit seiner Frauengestalten – wie hier in den eindeutig auf Leonardo zurückgehenden Zügen der Madonna –, in der konsistenten Dreieckskomposition sowie in der von den kräftigen Tönen des Gewandes der Madonna beherrschten Farbigkeit.

Besonders hervorzuheben ist, dass es sich bei der vorliegenden Komposition um ein Unikat zu handeln scheint, zu dem es weder Repliken noch Vorlagen gibt. Vergleichbare Werke sind bekannt, etwas eine Tafel im Philadelphia Museum of Art, wo die durch eine Öffnung im Hintergrund sichtbare Landschaft und die Positionierung der Kinder ähnlich sind (siehe John G. Johnson Collection. Catalogue of Italian Paintings, Philadelphia 1966, S. 33, Kat.-Nr. 271, Abb. a, S. 190). Im bildnerischen Ausdruck und in der Technik vergleichbar ist die Anbetung des Jesuskindes mit dem heiligen Rochus in der Pinacoteca Ambrosiana in Mailand, die um 1524 datiert wird und für das vorliegende Gemälde einen geeigneten zeitlichen Anhaltspunkt darstellt. Das vorliegende Gemälde ist keinesfalls später zu datieren als die fragmentarisch erhaltene Geburt Christi für die Annunciata in Savona (heute Privatsammlung), die zwischen 1537 und 1539 eingeordnet wird und eine vergleichbare naturalistische, dabei aber monumentale Komposition zeigt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 45.300,-
Schätzwert:
EUR 35.000,- bis EUR 45.000,-

Giovanni Pietro Rizzoli, gen. Giampietrino


(Mailand um 1480/85–1553)
Madonna mit Kind und Johannesknaben,
auf Holz, 65,5 x 49 cm, gerahmt 

Provenienz:
Adelsbesitz;
europäische Privatsammlung

Wir danken Cristina Geddo, die die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung. Sie datiert das Werk um 1525–1530. 

Giampietrino war einer von Leonardo da Vincis ersten Schülern in Mailand und wird vom Meister im Codex Atlanticus in einer Anmerkung als „Gian Petro“ erwähnt (siehe C. Geddo, Capolavori da scoprire, 2006, S. 205). Wie Geddo ausgeführt hat, gibt es bei dem vorliegenden Gemälde mehrere Bezugnahmen auf Zeichnungen Leonardos: der Kontrapost des Jesusknaben steht in Zusammenhang mit derselben Figur im Karton der Madonna mit der heiligen Anna in der National Gallery, London, sowie einer Studie für die Madonna del Gatto in den Uffizien in Florenz, die um 1478–1480 zu datieren ist (Inv.-Nr. 421Er).

Die Malweise des vorliegenden Gemäldes ist durchwegs mit Giampetrinos Schaffen vereinbar. Ihre Vorzüge treten besonders in Passagen wie den goldenen Locken des Johannesknaben zutage, die „mit feinen Pinselstrichen gehöht sind, oder in dem zauberhaft monochrom beschriebenen Landschaftsausschnitt“ [„lumeggiati con sottili tratti di pennello, o l’affascinante brano di paesaggio condotto a monocromo“]. Giampietrinos unverkennbarer Stil offenbart sich auch in der süßen, eleganten Schönheit seiner Frauengestalten – wie hier in den eindeutig auf Leonardo zurückgehenden Zügen der Madonna –, in der konsistenten Dreieckskomposition sowie in der von den kräftigen Tönen des Gewandes der Madonna beherrschten Farbigkeit.

Besonders hervorzuheben ist, dass es sich bei der vorliegenden Komposition um ein Unikat zu handeln scheint, zu dem es weder Repliken noch Vorlagen gibt. Vergleichbare Werke sind bekannt, etwas eine Tafel im Philadelphia Museum of Art, wo die durch eine Öffnung im Hintergrund sichtbare Landschaft und die Positionierung der Kinder ähnlich sind (siehe John G. Johnson Collection. Catalogue of Italian Paintings, Philadelphia 1966, S. 33, Kat.-Nr. 271, Abb. a, S. 190). Im bildnerischen Ausdruck und in der Technik vergleichbar ist die Anbetung des Jesuskindes mit dem heiligen Rochus in der Pinacoteca Ambrosiana in Mailand, die um 1524 datiert wird und für das vorliegende Gemälde einen geeigneten zeitlichen Anhaltspunkt darstellt. Das vorliegende Gemälde ist keinesfalls später zu datieren als die fragmentarisch erhaltene Geburt Christi für die Annunciata in Savona (heute Privatsammlung), die zwischen 1537 und 1539 eingeordnet wird und eine vergleichbare naturalistische, dabei aber monumentale Komposition zeigt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.