Lot Nr. 31


Bernardino Campi


Bernardino Campi - Alte Meister

(Cremona 1522–1591 Reggio Emilia)
Bildnis eines Edelmanns mit Hund,
Öl auf Leinwand, 130 x 103 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Sotheby’s, London, 8. Juni 1987, Lot 33 (als Bernardino Campi zugeschrieben);
Privatsammlung, Los Angeles;
Auktion, Sotheby’s, New York, 11. Januar 1990, Lot 32 (als Bernardino Campi zugeschrieben);
Privatsammlung;
Auktion, Christie’s, New York, 18. Mai 1994, Lot 70 (als Bernardino Campi, Besitz eines Privatsammlers);
europäische Privatsammlung

Literatur:
M. Tanzi, in: Disegno. Les Dessins italiens du Musée de Rennes, Ausstellungskatalog, Rennes 1990, S. 90;
A. Ghirardi, Per Bernadino Campi ritrattista, in: Quaderni di Palazzo Te, 1, 1994, S. 79–87, S. 80, Abb. 5 (als Bernardino Campi);
M. Marubbi, Bernardino Campi e un nuovo ritratto di Vesansiano Gonzaga, in: Vespasiano Gonzaga Colonna. L’Uomo e le Opere, Viadana 1999, S. 39–50, S. 45, Abb. 25;
F. Paliaga, Vincenzo Campi: scene del quotidiano, Ausstellungskatalog, Mailand 2000, S. 214 (als Umkreis Jacopino del Conte);
F. Frangi, A. Morandotti, Il ritratto in Lombardia; da Moroni a Ceruti, Ausstellungskatalog, Mailand 2002, S. 82f., Nr. 22 (als Bernardino Campi)

Das Bildnis eines Edelmanns mit Hund stellt eine bedeutende Hinzufügung zum Porträtschaffen Bernardino Campis der 1550er-Jahre dar, als dieses insbesondere beim Mailänder Adel Anklang fand. Das vorliegende Gemälde zeichnet sich durch eine höchst ausgewogene Komposition und eine verfeinerte Palette und Maltechnik aus. Das Bild bietet drei Blickpunkte: das Gesicht des Dargestellten, den lebhaften Hund und die bunten Marmorsäulen rechts. Bildgröße und höfische Komposition verweisen auf den hohen gesellschaftlichen Rang des Dargestellten, dessen Identifikation jedoch durch das Fehlen von Inschriften und konkreten Attributen verhindert wird, welche Vergleiche mit den Beschreibungen von Bernardinos Biografen Alessandro Lamo zulassen würden. Dennoch könnte der Dargestellte möglicherweise durch ein weiteres ganzfiguriges Porträt identifiziert werden, das Tanzi Campis Werkstatt zuschreibt und welches im Louvre als um die Mitte des 16. Jahrhunderts entstandenes Werk der venezianischen Schule geführt wird (siehe J. Habert, Calcar au Louvre, in: Hommage à Michel Laclotte. Études sur la peinture du Moyen Age et de la Renaissance, Mailand/Paris 1994, S. 357–373, Abb. 404).

Bernardino Campis von großer Feinheit zeugende Wiedergabe der schlanken, gelängten Hände des Dargestellten, die einen nahezu perlmutternen Glanz aufweisen, ist typisch für das Schaffen des Künstlers. Dies gilt auch für die Beachtung, die der Künstler den präzise charakterisierten Gesichtszügen geschenkt hat, sowie für die Sorgfalt, mit der die Innenschau im Ausdruck des Dargestellten eingefangen wurde. Von großer formaler Verfeinerung zeugende Elemente, die hier wahrscheinlich auch symbolische Bedeutung haben, sind hervorzuheben, darunter das goldene Armband, das der Dargestellte an seinem rechten Handgelenk trägt.

Tanzi zählt das vorliegende Bildnis eines Edelmanns zu den Höhepunkten von Campis Porträtkunst. Biograf Alessandro Lamo hielt fest, dass Campi „als nach dem Leben schaffender Porträtist so viel Treue und Leichtigkeit an den Tag legte wie kein anderer Maler unserer Zeit, so sehr, dass er seinen Dargestellten sowohl große Anmut als auch Lebenstreue sowie einen Ausdruck des Liebreizes verlieh, den wir bewunderten. Was seine Schnelligkeit anging, übertraf er alle Vorstellungen, was die große Menge an Porträts beweist, die er geschaffen hat und von denen viele stillschweigend übergangen werden, da es fast unmöglich ist, sie alle zu erinnern und zu kennen“ [„ha avuto tanta felicità e facilità nel far Ritratti dal vivo, quanta abbia mai avuto pittore alcuno a questi nostril tempi, concossiaché oltre ch’egli conduceva con molta grazia e disegno, gli accordava eziandio alla somiglianza del vivo, ed a certa dolcezza d’aria, che ci rendevano maraviglia. Quanto alla prestezza poi egli ha veramente superato ogni credenza, il che manifesta chiaro l’infinità de’ Ritratti, ch’egli ha fatti, buona parte de quali passeremo sotto silenzio, essendo per poco impossibile aver memoria e contezza di tutti.“] (siehe Discorso intorno alla scoltura, e pittura, dove ragiona della vita, ed opera in molti luoghi, ed a diversi pricipi, e personaggi fatte dall’eccellentissmo, e nobile pittore cremonese M. Bernardino Campo (1584), Anhang zu G. B. Zaist, Notizie istoriche de’pittori, scultori, ed architetti cremonesi, Cremona 1774, neu herausgegeben und mit einem Index versehen von A. Puerari, Bergamo 1976, S. 49).

Während des 16. Jahrhunderts, das ganz im Zeichen des Krieges stand, herrschte in Spanien die Mode vor, Männer im Waffenkleid abzubilden. Dies bedeutete, dass die Kleidung sich danach richtete, unter einer Rüstung getragen werden zu können, um Beweglichkeit und den Schutz des Körpers zu gewährleisten. Die vom Dargestellten des vorliegenden Porträts getragene Gewandung entspricht diesen Kriterien: hoher Kragen, gepolsterte Schultern, Plissee unterhalb der Taille, eng anliegende Ärmeln, die in Ellbogenkacheln passten, ein verlängertes, nach unten zulaufendes Wams, das sich nach der Polsterung des Brustharnischs richtete.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

Bernardino Campi


(Cremona 1522–1591 Reggio Emilia)
Bildnis eines Edelmanns mit Hund,
Öl auf Leinwand, 130 x 103 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Sotheby’s, London, 8. Juni 1987, Lot 33 (als Bernardino Campi zugeschrieben);
Privatsammlung, Los Angeles;
Auktion, Sotheby’s, New York, 11. Januar 1990, Lot 32 (als Bernardino Campi zugeschrieben);
Privatsammlung;
Auktion, Christie’s, New York, 18. Mai 1994, Lot 70 (als Bernardino Campi, Besitz eines Privatsammlers);
europäische Privatsammlung

Literatur:
M. Tanzi, in: Disegno. Les Dessins italiens du Musée de Rennes, Ausstellungskatalog, Rennes 1990, S. 90;
A. Ghirardi, Per Bernadino Campi ritrattista, in: Quaderni di Palazzo Te, 1, 1994, S. 79–87, S. 80, Abb. 5 (als Bernardino Campi);
M. Marubbi, Bernardino Campi e un nuovo ritratto di Vesansiano Gonzaga, in: Vespasiano Gonzaga Colonna. L’Uomo e le Opere, Viadana 1999, S. 39–50, S. 45, Abb. 25;
F. Paliaga, Vincenzo Campi: scene del quotidiano, Ausstellungskatalog, Mailand 2000, S. 214 (als Umkreis Jacopino del Conte);
F. Frangi, A. Morandotti, Il ritratto in Lombardia; da Moroni a Ceruti, Ausstellungskatalog, Mailand 2002, S. 82f., Nr. 22 (als Bernardino Campi)

Das Bildnis eines Edelmanns mit Hund stellt eine bedeutende Hinzufügung zum Porträtschaffen Bernardino Campis der 1550er-Jahre dar, als dieses insbesondere beim Mailänder Adel Anklang fand. Das vorliegende Gemälde zeichnet sich durch eine höchst ausgewogene Komposition und eine verfeinerte Palette und Maltechnik aus. Das Bild bietet drei Blickpunkte: das Gesicht des Dargestellten, den lebhaften Hund und die bunten Marmorsäulen rechts. Bildgröße und höfische Komposition verweisen auf den hohen gesellschaftlichen Rang des Dargestellten, dessen Identifikation jedoch durch das Fehlen von Inschriften und konkreten Attributen verhindert wird, welche Vergleiche mit den Beschreibungen von Bernardinos Biografen Alessandro Lamo zulassen würden. Dennoch könnte der Dargestellte möglicherweise durch ein weiteres ganzfiguriges Porträt identifiziert werden, das Tanzi Campis Werkstatt zuschreibt und welches im Louvre als um die Mitte des 16. Jahrhunderts entstandenes Werk der venezianischen Schule geführt wird (siehe J. Habert, Calcar au Louvre, in: Hommage à Michel Laclotte. Études sur la peinture du Moyen Age et de la Renaissance, Mailand/Paris 1994, S. 357–373, Abb. 404).

Bernardino Campis von großer Feinheit zeugende Wiedergabe der schlanken, gelängten Hände des Dargestellten, die einen nahezu perlmutternen Glanz aufweisen, ist typisch für das Schaffen des Künstlers. Dies gilt auch für die Beachtung, die der Künstler den präzise charakterisierten Gesichtszügen geschenkt hat, sowie für die Sorgfalt, mit der die Innenschau im Ausdruck des Dargestellten eingefangen wurde. Von großer formaler Verfeinerung zeugende Elemente, die hier wahrscheinlich auch symbolische Bedeutung haben, sind hervorzuheben, darunter das goldene Armband, das der Dargestellte an seinem rechten Handgelenk trägt.

Tanzi zählt das vorliegende Bildnis eines Edelmanns zu den Höhepunkten von Campis Porträtkunst. Biograf Alessandro Lamo hielt fest, dass Campi „als nach dem Leben schaffender Porträtist so viel Treue und Leichtigkeit an den Tag legte wie kein anderer Maler unserer Zeit, so sehr, dass er seinen Dargestellten sowohl große Anmut als auch Lebenstreue sowie einen Ausdruck des Liebreizes verlieh, den wir bewunderten. Was seine Schnelligkeit anging, übertraf er alle Vorstellungen, was die große Menge an Porträts beweist, die er geschaffen hat und von denen viele stillschweigend übergangen werden, da es fast unmöglich ist, sie alle zu erinnern und zu kennen“ [„ha avuto tanta felicità e facilità nel far Ritratti dal vivo, quanta abbia mai avuto pittore alcuno a questi nostril tempi, concossiaché oltre ch’egli conduceva con molta grazia e disegno, gli accordava eziandio alla somiglianza del vivo, ed a certa dolcezza d’aria, che ci rendevano maraviglia. Quanto alla prestezza poi egli ha veramente superato ogni credenza, il che manifesta chiaro l’infinità de’ Ritratti, ch’egli ha fatti, buona parte de quali passeremo sotto silenzio, essendo per poco impossibile aver memoria e contezza di tutti.“] (siehe Discorso intorno alla scoltura, e pittura, dove ragiona della vita, ed opera in molti luoghi, ed a diversi pricipi, e personaggi fatte dall’eccellentissmo, e nobile pittore cremonese M. Bernardino Campo (1584), Anhang zu G. B. Zaist, Notizie istoriche de’pittori, scultori, ed architetti cremonesi, Cremona 1774, neu herausgegeben und mit einem Index versehen von A. Puerari, Bergamo 1976, S. 49).

Während des 16. Jahrhunderts, das ganz im Zeichen des Krieges stand, herrschte in Spanien die Mode vor, Männer im Waffenkleid abzubilden. Dies bedeutete, dass die Kleidung sich danach richtete, unter einer Rüstung getragen werden zu können, um Beweglichkeit und den Schutz des Körpers zu gewährleisten. Die vom Dargestellten des vorliegenden Porträts getragene Gewandung entspricht diesen Kriterien: hoher Kragen, gepolsterte Schultern, Plissee unterhalb der Taille, eng anliegende Ärmeln, die in Ellbogenkacheln passten, ein verlängertes, nach unten zulaufendes Wams, das sich nach der Polsterung des Brustharnischs richtete.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020

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