Lot Nr. 53


Römische Schule, um 1630


Römische Schule, um 1630 - Alte Meister

Melonen, Trauben, Pfirsiche und andere Früchte mit Vögeln und Gemüsen, darunter Spargel, Artischocken, Pastinaken und Pilze,
Öl auf Leinwand, 147 x 240 cm, ungerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Dieses imposante Stillleben beinhaltet eine abwechslungsreiche Darstellung von Früchten und Gemüsen, von denen manche eigenwillig geformt sind. Auf eine ausgewogene Verteilung wurde geachtet, wobei der Vielfalt Raum gegeben wird. Obst und Gemüse sind mit großem Realismus und ausgeprägten Helldunkelkontrasten wiedergegeben.

Auch wenn Früchte und Gemüse zu Gruppen oder Bündeln zusammengefasst sind, wurde jedes einzelne Exemplar mit Sorgfalt und im Hinblick auf perspektivische Tiefenwirkung dargestellt. Die botanische Genauigkeit, mit der die einzelnen Sorten voneinander unterschieden werden, ist charakteristisch für die Malerei Roms um 1630; Gleiches gilt für die Lichtführung und die Vermittlung von Plastizität.

Mit dem ausgehenden 16. Jahrhundert kam der Stilllebenmalerei in Italien eine zunehmend eigenständige Rolle zu: Blumen, Früchte, Gemüse und Vögel waren nicht länger als dekorative Gemälde gemalter Girlanden oder Ranken einem Ganzen untergeordnet, sondern als eigenständiges, darstellungswürdiges Thema von Interesse.

Rom wurde zum Zentrum, von dem diese Form künstlerischen Schaffens ausging. In dieser Zeit war die Stadt ständig am Gären: Die Subkultur, aus der diese Stillleben hervorgingen, war von wissenschaftlicher Experimentierfreude und einer wissensdurstigen Neugier auf die Natur geprägt (siehe D. Simone, Aspetti della natura morta romana, in: A. Bacchi, F. Mambelli, E. Sambo [Hg.], La natura morta di Federico Zeri, Bologna 2015, S. 271). Giovanni Baglione berichtet, dass der Römer Giovanni Battista Crescenzi, wohl selbst Maler und Aristokrat, am Beginn des Jahrhunderts eine führende Rolle bei der Entwicklung und Förderung der Stilllebenmalerei spielte, indem er junge Maler in seinem Palast einquartierte, mit dem Ziel, hier eine dem Naturalismus gewidmete Akademie aufzubauen (G. Baglione, Le vite de’ pittori, scultori et architetti etc., Rom 1642, S. 364–367).

Das vorliegende Gemälde lässt sich mit weiteren Beispielen der caravaggesken Tradition verpflichteter römischer Stilllebenmalerei der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vergleichen, darunter Werke von Agostino Verrocchio (um 1586–1659), Pietro Paolo Bonzi (1576–1636) und dem sogenannten Meister von Hartford. Die auf mehreren Ebenen angeordnete, verdichtete Komposition des vorliegenden Gemäldes zeugt von der zunehmenden Beachtung der von Bonzi in der dritten und vierten Dekade des Jahrhunderts eingesetzten Bildkomposition, welche sich exemplarisch in seiner signierten Natura morta con frutta e farfalle zeigt (siehe C. Volpe, in: La natura morta italiana, Ausstellungskatalog, Mailand 1964, S. 31, Tafel 11b). Das Spiel der Schatten über den herabhängenden Weintrauben verrät deutliche ikonografische und stilistische Parallelen zu Bonzis Gemälde Weintrauben und Melonen, das sich ehemals in der Galleria Paolo Sapori in Spoleto befand (siehe F. Zeri, G. Porzio, La natura morta in Italia, Mailand 1989, Bd. II, S. 676, Abb. 803).

Obwohl sich nur ein dokumentiertes Stillleben Caravaggios erhalten hat, nämlich der Früchtekorb in der Pinacoteca Ambrosiana in Mailand, muss er nichtsdestotrotz als Initiator der italienischen Stilllebentradition des ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts gelten. Caravaggio bezog häufig Blumen, Früchte und Musikinstrumente in seine Kompositionen ein. Sein wichtigstes Vermächtnis bestand darin, das Augenmerk auf die Darstellung der Wirklichkeit zu legen, was der Stilllebenmalerei eine neue Erhabenheit eintrug (siehe G. Bocchi, La pittura di natura morta nel Seicento e la lezione di Caravaggio, in: Caravaggio e il suo tempo, hg. von V. Sgarbi, San Secondo di Pinerolo 2015, S. 21–27).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 75.300,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Römische Schule, um 1630


Melonen, Trauben, Pfirsiche und andere Früchte mit Vögeln und Gemüsen, darunter Spargel, Artischocken, Pastinaken und Pilze,
Öl auf Leinwand, 147 x 240 cm, ungerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Dieses imposante Stillleben beinhaltet eine abwechslungsreiche Darstellung von Früchten und Gemüsen, von denen manche eigenwillig geformt sind. Auf eine ausgewogene Verteilung wurde geachtet, wobei der Vielfalt Raum gegeben wird. Obst und Gemüse sind mit großem Realismus und ausgeprägten Helldunkelkontrasten wiedergegeben.

Auch wenn Früchte und Gemüse zu Gruppen oder Bündeln zusammengefasst sind, wurde jedes einzelne Exemplar mit Sorgfalt und im Hinblick auf perspektivische Tiefenwirkung dargestellt. Die botanische Genauigkeit, mit der die einzelnen Sorten voneinander unterschieden werden, ist charakteristisch für die Malerei Roms um 1630; Gleiches gilt für die Lichtführung und die Vermittlung von Plastizität.

Mit dem ausgehenden 16. Jahrhundert kam der Stilllebenmalerei in Italien eine zunehmend eigenständige Rolle zu: Blumen, Früchte, Gemüse und Vögel waren nicht länger als dekorative Gemälde gemalter Girlanden oder Ranken einem Ganzen untergeordnet, sondern als eigenständiges, darstellungswürdiges Thema von Interesse.

Rom wurde zum Zentrum, von dem diese Form künstlerischen Schaffens ausging. In dieser Zeit war die Stadt ständig am Gären: Die Subkultur, aus der diese Stillleben hervorgingen, war von wissenschaftlicher Experimentierfreude und einer wissensdurstigen Neugier auf die Natur geprägt (siehe D. Simone, Aspetti della natura morta romana, in: A. Bacchi, F. Mambelli, E. Sambo [Hg.], La natura morta di Federico Zeri, Bologna 2015, S. 271). Giovanni Baglione berichtet, dass der Römer Giovanni Battista Crescenzi, wohl selbst Maler und Aristokrat, am Beginn des Jahrhunderts eine führende Rolle bei der Entwicklung und Förderung der Stilllebenmalerei spielte, indem er junge Maler in seinem Palast einquartierte, mit dem Ziel, hier eine dem Naturalismus gewidmete Akademie aufzubauen (G. Baglione, Le vite de’ pittori, scultori et architetti etc., Rom 1642, S. 364–367).

Das vorliegende Gemälde lässt sich mit weiteren Beispielen der caravaggesken Tradition verpflichteter römischer Stilllebenmalerei der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vergleichen, darunter Werke von Agostino Verrocchio (um 1586–1659), Pietro Paolo Bonzi (1576–1636) und dem sogenannten Meister von Hartford. Die auf mehreren Ebenen angeordnete, verdichtete Komposition des vorliegenden Gemäldes zeugt von der zunehmenden Beachtung der von Bonzi in der dritten und vierten Dekade des Jahrhunderts eingesetzten Bildkomposition, welche sich exemplarisch in seiner signierten Natura morta con frutta e farfalle zeigt (siehe C. Volpe, in: La natura morta italiana, Ausstellungskatalog, Mailand 1964, S. 31, Tafel 11b). Das Spiel der Schatten über den herabhängenden Weintrauben verrät deutliche ikonografische und stilistische Parallelen zu Bonzis Gemälde Weintrauben und Melonen, das sich ehemals in der Galleria Paolo Sapori in Spoleto befand (siehe F. Zeri, G. Porzio, La natura morta in Italia, Mailand 1989, Bd. II, S. 676, Abb. 803).

Obwohl sich nur ein dokumentiertes Stillleben Caravaggios erhalten hat, nämlich der Früchtekorb in der Pinacoteca Ambrosiana in Mailand, muss er nichtsdestotrotz als Initiator der italienischen Stilllebentradition des ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts gelten. Caravaggio bezog häufig Blumen, Früchte und Musikinstrumente in seine Kompositionen ein. Sein wichtigstes Vermächtnis bestand darin, das Augenmerk auf die Darstellung der Wirklichkeit zu legen, was der Stilllebenmalerei eine neue Erhabenheit eintrug (siehe G. Bocchi, La pittura di natura morta nel Seicento e la lezione di Caravaggio, in: Caravaggio e il suo tempo, hg. von V. Sgarbi, San Secondo di Pinerolo 2015, S. 21–27).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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