Lot Nr. 71


Jacob van Ruisdael


Jacob van Ruisdael - Alte Meister

(Haarlem um 1628/29–1682 Amsterdam)
Flusslandschaft mit einer Windmühle und einer fernen Stadt,
monogrammiert rechts unten: JVR (ligiert),
Öl auf Leinwand, 60 x 70 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland

Wir danken Frits Duparc, der die Zuschreibung an Jacob Isaacsz. van Ruisdael nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat. Er datiert das Werk in die 1650er-Jahre.

Das vorliegende Bild ist eine wichtige Hinzufügung zum Frühwerk van Ruisdaels. Von den rund 700 verzeichneten Gemälden des Künstlers stellen relativ wenige Windmühlen dar, die wie hier gemeinhin in eine sorgfältig komponierte, von der Gegend um Haarlem angeregte Landschaft eingebettet sind. Sie datieren allesamt aus der Zeit vor dem Umzug des Künstlers nach Amsterdam Ende der 1650er-Jahre, wo er zu seinem Reifestil fand und zum führenden Landschaftsmaler des Goldenen Zeitalters Hollands aufstieg.

Duparc vergleicht das vorliegende Werk, das bis dato unpubliziert ist, mit der Landschaft mit Windmühlen bei Haarlem, das in der Dulwich Picture Gallery, London, aufbewahrt wird und um 1650–1652 entstanden ist (Inv.-Nr. DPG 168). Die sich gegenüber dem Bild in Dulwich stärker vom Wolkenhimmel abhebenden Flügel der Mühle kehren in Landschaft mit Windmühle an einem Fluss, ausgeführt um 1655, wieder (Privatsammlung, mit Abb. in der Datenbank des RKD unter Nr. 50246). Die Genese beider Kompositionen lässt sich auf eine wichtige Zeichnung zurückführen, die in der Kunsthalle in Bremen aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 5 Z; Abb. 1) und die Duparc auch mit dem vorliegenden Bild in Zusammenhang bringt.

Duparc schlägt eine zu den drei erwähnten Werken zeitnahe Datierung vor und weist darauf hin, dass die Grote Kerk in der Ferne zwar von St. Bavo in Haarlem angeregt scheint, dass die Komposition jedoch van Ruisdaels Fantasie entsprungen ist und hier keine reale Architektur- und Landschaftskulisse dargestellt ist. Dies entspricht ganz van Ruisdaels Vorgangsweise, die darin bestand, auf dem Lande nach der Natur zu zeichnen und sodann Elemente aus diesen Zeichnungen in seinem Atelier zu überarbeiten. Der akribische Zeichenstil des Künstlers wird hier deutlich, während das dicke Impasto dem Laubwerk Tiefe und Ausdruck verleiht. Van Ruisdaels Windmühlen, die in ihrer turmartigen Erscheinung den Bildraum dominieren, scheinen auch von einer dramatischen Monumentalität erfüllt, die er aus seinen zeitgleichen Darstellungen von Burg Bentheim übernahm. Die vorliegende Komposition zeigt eigentlich eine Szene bei Tageslicht, doch die Wahl der Pigmente, deren einst sattes Grün der Landschaft und weiche Farbigkeit der Wolken etwas nachgedunkelt sind, verleiht dem Werk eine einzigartige Dämmerstimmung.

Van Ruisdaels früheste Werke datieren aus dem Jahr 1646 und verraten seine Kenntnis der Werke Cornelis Vrooms, eines weiteren Haarlemer Landschaftsmalers. Zwei Jahre später wurde van Ruisdael Meister der Haarlemer Lukasgilde. Zwischen 1650 und 1653 unternahm er ausgiebige Reisen in den Niederlanden und ins Rheinland. In Amsterdam ist er ab 1657 in den Jahrbüchern der reformierten calvinistischen Kirche verzeichnet, 1659 erhielt er die Bürgerrechte der Stadt. Er arbeitete dort mit anderen Künstlern, insbesondere mit Adriaen van de Velde, Philips Wouwerman und Nicolaes Berchem, zusammen, die seinen Kompositionen die Figurenstaffage hinzufügten. Sein bekanntester Schüler war Meindert Hobbema. Van Ruisdael schuf auch mehrere fein ausgeführte Radierungen, insbesondere Das Weizenfeld, welches sich im Petit Palais, Paris, befindet.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 200.000,- bis EUR 300.000,-

Jacob van Ruisdael


(Haarlem um 1628/29–1682 Amsterdam)
Flusslandschaft mit einer Windmühle und einer fernen Stadt,
monogrammiert rechts unten: JVR (ligiert),
Öl auf Leinwand, 60 x 70 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland

Wir danken Frits Duparc, der die Zuschreibung an Jacob Isaacsz. van Ruisdael nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat. Er datiert das Werk in die 1650er-Jahre.

Das vorliegende Bild ist eine wichtige Hinzufügung zum Frühwerk van Ruisdaels. Von den rund 700 verzeichneten Gemälden des Künstlers stellen relativ wenige Windmühlen dar, die wie hier gemeinhin in eine sorgfältig komponierte, von der Gegend um Haarlem angeregte Landschaft eingebettet sind. Sie datieren allesamt aus der Zeit vor dem Umzug des Künstlers nach Amsterdam Ende der 1650er-Jahre, wo er zu seinem Reifestil fand und zum führenden Landschaftsmaler des Goldenen Zeitalters Hollands aufstieg.

Duparc vergleicht das vorliegende Werk, das bis dato unpubliziert ist, mit der Landschaft mit Windmühlen bei Haarlem, das in der Dulwich Picture Gallery, London, aufbewahrt wird und um 1650–1652 entstanden ist (Inv.-Nr. DPG 168). Die sich gegenüber dem Bild in Dulwich stärker vom Wolkenhimmel abhebenden Flügel der Mühle kehren in Landschaft mit Windmühle an einem Fluss, ausgeführt um 1655, wieder (Privatsammlung, mit Abb. in der Datenbank des RKD unter Nr. 50246). Die Genese beider Kompositionen lässt sich auf eine wichtige Zeichnung zurückführen, die in der Kunsthalle in Bremen aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 5 Z; Abb. 1) und die Duparc auch mit dem vorliegenden Bild in Zusammenhang bringt.

Duparc schlägt eine zu den drei erwähnten Werken zeitnahe Datierung vor und weist darauf hin, dass die Grote Kerk in der Ferne zwar von St. Bavo in Haarlem angeregt scheint, dass die Komposition jedoch van Ruisdaels Fantasie entsprungen ist und hier keine reale Architektur- und Landschaftskulisse dargestellt ist. Dies entspricht ganz van Ruisdaels Vorgangsweise, die darin bestand, auf dem Lande nach der Natur zu zeichnen und sodann Elemente aus diesen Zeichnungen in seinem Atelier zu überarbeiten. Der akribische Zeichenstil des Künstlers wird hier deutlich, während das dicke Impasto dem Laubwerk Tiefe und Ausdruck verleiht. Van Ruisdaels Windmühlen, die in ihrer turmartigen Erscheinung den Bildraum dominieren, scheinen auch von einer dramatischen Monumentalität erfüllt, die er aus seinen zeitgleichen Darstellungen von Burg Bentheim übernahm. Die vorliegende Komposition zeigt eigentlich eine Szene bei Tageslicht, doch die Wahl der Pigmente, deren einst sattes Grün der Landschaft und weiche Farbigkeit der Wolken etwas nachgedunkelt sind, verleiht dem Werk eine einzigartige Dämmerstimmung.

Van Ruisdaels früheste Werke datieren aus dem Jahr 1646 und verraten seine Kenntnis der Werke Cornelis Vrooms, eines weiteren Haarlemer Landschaftsmalers. Zwei Jahre später wurde van Ruisdael Meister der Haarlemer Lukasgilde. Zwischen 1650 und 1653 unternahm er ausgiebige Reisen in den Niederlanden und ins Rheinland. In Amsterdam ist er ab 1657 in den Jahrbüchern der reformierten calvinistischen Kirche verzeichnet, 1659 erhielt er die Bürgerrechte der Stadt. Er arbeitete dort mit anderen Künstlern, insbesondere mit Adriaen van de Velde, Philips Wouwerman und Nicolaes Berchem, zusammen, die seinen Kompositionen die Figurenstaffage hinzufügten. Sein bekanntester Schüler war Meindert Hobbema. Van Ruisdael schuf auch mehrere fein ausgeführte Radierungen, insbesondere Das Weizenfeld, welches sich im Petit Palais, Paris, befindet.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020